Wunderland en minature
Kleiner geht es kaum noch: Wem die üblichen RC-Modelle im Maßstab 1:10 zu groß sind, für den sind H0-Modelle die passende Herausforderung. Mehrere Fahrzeuge passen bequem auf eine Hand und die Verblüffung der Zuschauer ist einem sicher, wenn sich das winzige Fahrzeug ferngesteuert über die Modellanlage oder auf dem Couchtisch bewegt.
von Martin Berke
Kurzinfo
Zeitaufwand:
ein Wochenende
Kosten:
etwa 90 Euro (ohne Fernsteuerung, z. B. Spektrum DXe)
Löten:
Grundkenntnisse
Materialbearbeitung
Fahrzeugmodell zerlegen und bearbeiten
Metallbearbeitung:
Aluminium mit Bastelschere schneiden
Feinwerkzeug:
Cuttermesser, kleine Feile, Pinzette, Spitzzange, (Uhrmacher-)Schraubenzieher, konische Reibahlen 0,6–1,2 mm
Maschinen:
Minibohrmaschine mit Bohrern, Fräs- und Trenneinsätzen
Material
» Modellauto H0 LKW MAN 635 von Brekina mit Kofferaufbau
» Lenkungsbausatz für LKW-Modelle (Sol Expert, Conrad 245068 oder Fertig: Faller 163012)
» Aluminium-Platte 0,3 mm (Conrad 297909)
» Messingdraht/Rund-Profil ∆ 0,5–0,8 mm (Conrad 297089)
» Federstahldraht ∆ 1 mm als Ersatzteil für Getriebebausatz (Conrad 238103)
» 2 × SMD Widerstand 2,2 kΩ (je nach Servo) Bauform 0603 (Conrad 444072)
» Antriebsmotor mit Getriebe, z. B. kkpmo G80M660P oder Sol Expert G909 (Conrad 247067)
» Lademodul für LiPo-Akkus 3,6 V, Micro USB (TP4056 TE106 oder TE420)
» 3,7 V 180–240 mAh LiPo-Akku
» OrangeRX R610V2 Lite DSM2 6 Kanal 2,4 GHz Receiver (oder vergleichbar, siehe Text)
» Schraube M 1,2 × 2 mm
» Servo SG90 (zum Ausschlachten für den Fahrtregler)
» Vielschicht-Keramikkondensator 4,7 nF
» Sekunden-, Zweikomponenten-Kleber, Plastikkleber
Der MAN 635 Ponton-Kurzhauber mit Pritsche und Plane soll in Zukunft seine Erfrischungsgetränke in der Redaktion ausliefern.
E in Schaufelbagger fährt in die Kiesgrube, um die mit Warnblinker bereit stehenden Kipplaster zu beladen. Daneben schiebt eine Planierraupe den Boden gerade. PKWs fahren durch die beleuchtete Stadt. Ein ADAC-Fahrzeug eilt einem Pannenfahrzeug zu Hilfe. Auf dem benachbarten Speditionsgelände werden mit einem Mobilkran Bojen verladen. Am Hafen öffnet sich gerade die Klappbrücke, um ein Seenotrettungsboot passieren zu lassen, und im Hafenbecken dreht ein Schlauchboot seine Runden. Ein ganz normaler Tag im Hamburger Miniaturwunderland und demnächst auch auf Ihrer Modellanlage.
Funkempfänger
Testaufbau für den Funkempfänger, Servo und Fahrtregler
Funkempfänger für den RC-Modellbau funktionieren nach ähnlichen Prinzipien. Es gibt mehrere Kanäle, die von der Fernsteuerung aus frei belegt werden können. Die Schalter und Steuerknüppel werden bei den programmierbaren Anlagen dann über das Konfigurationsmenü der Fernbedienung e inem Kanal zugewiesen. Von daher ist es egal, welche Baugruppe Sie an welchen Kanal anschließen. Für unser Fahrzeug genügen zwei Kanäle. Wollen Sie später noch schaltbare Beleuchtung nachrüsten, sind weitere Kanäle erforderlich. Modelle mit wenigen Kanälen sind meistens etwas kleiner als solche mit vielen. Jeder Kanal hat drei Pins, wobei alle Pins für Masse (GND) und Spannung (VCC) verbunden sind. Lediglich die Signal-Anschlüsse sind getrennt. Sie müssen prüfen, welcher Anschluss am Fahrtregler und dem Servo sowie am Funkempfänger wie belegt ist. Meistens wird für Plus ein rotes Kabel, für Masse ein braunes oder schwarzes und für das PWM-Signal ein oranges benutzt.
Der Funkempfänger muss (einmalig) mit der Fernbedienung gekoppelt oder gebunden werden. Während bei der analogen Technik über den Quarz ein fester Kanal eingestellt wurde und jedes Modell auf demselben Kanal in Empfangsreichweite reagiert hat, müssen beim Frequenzsprung- oder Spreizbandverfahren der 2,4-GHz-Systeme Sender und Empfänger einmalig miteinander bekannt gemacht werden. Das genaue Verfahren ist von den benutzten Geräten abhängig. Meistens wird vor Anlegen der Spannung am Empfänger eine Kurzschlussbrücke zwischen PWM und GND gesteckt. Dann wird die Spannung angelegt. Dadurch ist der Empfänger in den Kopplungsmodus gesetzt (die LED blinkt schnell). Am Funksender wird die Kopplung gestartet. Sobald diese abgeschlossen ist (LED leuchtet durchgängig), wird die Spannung und die Brücke am Empfänger entfernt. Anschließend kann der Empfänger (und eventuell der Sender) wieder eingeschaltet werden und die Kommunikation steht.
Die gesamte Szene spielt sich allerdings auf ein paar Tischen an einem Stand der Maker Faire Hannover ab. Dahinter stehen die Männer der IG Mikromodell mit ihren Funkfernsteuerung und steuern konzentriert die Fahrzeuge, die im Maßstab 1:87 teilweise zu mehreren in eine Hand passen. Vor den Tischen haben sich viele Besucher eingefunden, die mit staunendem Blick das Geschehen verfolgen und viele Fragen stellen. Wenn Sie sich (wie auch die Redakteure der Make) schon Mal gefragt haben, wie die ganze Technik in das kleine Modell passt und so ein Modell aufgebaut wird, dann finden Sie hier die Antworten, um ein gewöhnliches LKW-Modell fahrbereit zu machen.
Kleine Knüppel- und protokollkunde
Moderne 2,4-GHz-Fernlenkanlagen, speziell von Spektrum, sind primär für Flugmodelle ausgelegt. Aus diesem Grund sind die Kanäle bei den meisten Anlagen nicht Nummern zugeordnet, wie noch zu Zeiten der analogen Anlagen, sondern direkt den Funktionen am Flugzeug wie Höhen oder Seitenruder. Nun gibt es aber verschiedene Vorlieben, wie ein Flugzeug zu steuern ist. Darum gibt es die Sendeanlagen in unterschiedlichen Belegungen, genannt Modes , zu kaufen. Meistens trifft man im Handel auf Mode 1 (Gas rechts) und Mode 2 (Gas links).
Die Grafik veranschaulicht die Belegungen der Knüppel bei den unterschiedlichen Modi (oben deutsch und unten die englische Entsprechung).
Zu beachten ist, d ass bei Flugzeugen der Gasknüppel keine automatische Rückstellung hat. In sofern ist eine Mode-1-Anlage auch mechanisch unterschiedlich zu einer mit Mode 2. Da wir mit den Fahrzeugen aber vorwärts und rückwärts fahren wollen, ist eine Rückstellung im Gasknüppel sinnvoll. Es gibt im Zubehörhandel für einige einfache Fernsteuerungen ohne Modellspeicher (DX4, DX5) Rückstellfedern zum Nachrüsten oder Sie tauschen die vorhandenen Federn der Hebel. Alternativ benutzen wir gar nicht erst den Gas-Kanal zum Fahren, sondern den Höhenruderkanal. Entprechend muss der Fahrregler am Empfänger dann an diesen angelötet (oder der Sender umprogrammiert) werden. Bei allen zur Zeit angebotenen Fernsteuerungen mit Modellspeicher (ab Spektrum DX6i) lassen sich sowohl die Modi als auch die Federrückstellung einstellen. Hier lohnt vorab ein Blick in die Beschreibung der Anlage. Am Empfänger finden wir die Kanalbezeichnungen (meistens auf englisch) wieder.
Um die Verwirrung komplett zu machen, gibt es von Spektrum zwei unterschiedliche Protokolle: DSM/2 und DSM/X. Fernsteuerungen mit dem älteren DSM/2-Protokoll dürfen seit einiger Zeit in Deutschland nicht mehr verkauft werden. Viele zurzeit erhältliche Anlagen mit dem moderneren und sichereren DSM/X sind aber abwärtskompatibel zu DSM/2. Allerdings ist es möglich, dass der Hersteller, wie schon bei der Spektrum DX-10t geschehen, per (manuell einzuspielendem) Firmware-Update die Kompatibilität zu DSM/2 entfernt. Im Zweifel also lieber auf ein Update verzichten, da noch einige Empfänger auf dem Markt sind, die nur DSM/2 sprechen. Auf der sicheren Seite ist man natürlich, wenn man nur Komponenten kauft, die das DSM/X-Protokoll nutzen.
Der H0-Maßstab von 1:87 hat den großen Vorteil, dass weder eine Werkbank noch grobes Werkzeug gebraucht werden. Für die ersten Versuche genügt die Ausrüstung, die bei den meisten Bastlern schon vorhanden ist. Wird daraus ein Hobby, kommen sicherlich einige Hilfsmittel hinzu, um professionelle Ergebnisse zu erzielen.
In den Anfängen des Mikromodellbaus war es schon schwierig, alle Komponenten in einem kompletten Lastzug unterzubringen. Es mussten Standardkomponenten verkleinert werden und als Stromversorgung standen in dieser Größe nur Knopfzellen zur Verfügung. Durch die fortschreitende Miniaturisierung, die auch vor dem Modellbau nicht halt gemacht hat, ist es heute mit relativ wenig Aufwand möglich, auch kleine Fahrzeuge in diesem Maßstab umzubauen.
Fahrzeugmodell
Da es sich bei den Fahrzeugen um Zubehör für H0-Eisenbahnanlagen handelt, ist die Auswahl nahezu unerschöpflich. Autos aus Kunststoff von bekannten Herstellern wie Wiking, Herpa, Brekina oder Busch kommen genauso in Frage wie von diversen Kleinserienherstellern. Metallmodelle (Die Cast ) wie sie zum Beispiel von Schuco angeboten werden oder Gussmodelle aus Resin lassen sich jedoch nur sehr schwer umbauen. Für den Anfang bieten sich zweiachsige LKW mit Koffer- oder Planenaufbau an, da dort reichlich Platz für alle Komponenten vorhanden ist und sich schnell ein Erfolg einstellt. Kleinere Fahrzeuge oder gar PKWs erfordern eine weitaus höhere Frustrationsschwelle. Empfehlenswert ist es, ein zweites identisches Modell zu besorgen: Als Referenz, wo welche Teile hingehören und gegebenenfalls als Ersatzteilspender, sollte doch mal etwas beim Umbau kaputtgehen.
Micro-Motor und winzige Zahnräder
Unsere Wahl fiel hier auf einen MAN 635 mit Koffer- oder Planenaufbau der Firma Brekina, an dem der Aufbau exemplarisch erklärt wird. Es handelt sich um einen typischen, wenn auch nicht alltäglichen LKW, dessen Spurbreite zu einer Standard-Vorderachse passt. Außerdem ist im Aufbau genug Platz für die Komponenten. Der Hersteller bietet aktuell eine grüne Koffervariante des Modells unter der Nummer 45039 an. Bei der Variante mit Plane gibt es eine Pritsche und die Plane kann wie ein Deckel abgenommen werden.
Technisches Innenleben
Die Beleuchtung ist optional nachrüstbar.
Es gibt alle für den Umbau benötigten Teile bereits als fertige Sets (siehe Linksammlung) ab 145 Euro, zu denen dann noch die Fernbedienung kommt. Wir versuchen so weit wie möglich, ohne fertige Teile auszukommen, und schlachten dazu auch einen Servo aus. Das Ergebnis ist vielleicht optisch etwas weniger raffiniert, aber dafür günstiger und bietet mehr Bastelspaß, zumal einige Materialien für mehrere Modelle ausreichen.
Funkempfänger (oben), Ladeadapter und LiPo-Akku
Schauen wir uns an, was alles in ein ferngelenktes Fahrzeug gehört: Genau wie in größeren Maßstäben brauchen wir Antrieb, Lenkung, einen Energiespender sowie diverse Elektronik. Als Antrieb kann ein Motor zum Einsatz kommen, der eigentlich in Mobiltelefonen als Vibrationsmotor Verwendung findet. Für noch kleinere Modelle finden sich auch entsprechend kleinere Motoren. Weil der Motor über einen Fahrtregler gesteuert werden muss, wird später ein kleiner Servo ausgeschlachtet. Über ein Getriebe wird die sehr hohe Leerlaufdrehzahl auf ein verträgliches Maß reduziert und damit in gleichem Maß auch die Kraft erhöht. Auch die Lenkung gibt es fertig als Vorderachsen für das Faller-Carsystem oder als Einzelteile. Angesteuert wird das Ganze über einen Miniaturservo und eine Anlenkung, die abhängig vom umzubauenden Fahrzeug und der Lage des Servos im Fahrzeug gebaut werden muß.
Klebrige Angelegenheit
Sekundenkleber nicht direkt aus Tube oder Flasche auftragen, sondern einen Tropfen auf ein Stück Klebeband geben, welches zuvor auf den Tisch geklebt wurde. Dann kann mit einem Zahnstocher oder einer Nadel viel präziser dosiert werden.
Die Fernsteuersignale zu empfangen und zu verarbeiten erledigt ein Empfänger mit 2,4-GHz-Technik, der die Signale an den Servo und den Fahrtregler weitergibt. Über Letzteren wird die Geschwindigkeit und Fahrtrichtung des Motors geregelt (genaugenommen: gestellt). Es gibt verschiedene Funktechniken, die alle mit 2,4 GHz Trägerfrequenz arbeiten und es ist darauf zu achten, dass die Fernsteuerung (ab etwa 70 Euro) und die Empfänger zusammenpassen. Das Direktsequenz-Spreizspektrumverfahren (DSSS) DSM2/DSMX von Spektrum ist im Mikro-Modellbau fast zu einem Standard geworden. Wenn Sie einen billigeren Einstieg suchen, dann kaufen Sie eine einfache Fernsteuerung, bei der ein Empfängermodul gleich mitgeliefert wird. Für unter 40 Euro sind solche Sets (Flysky FS-T6 mit RB6 – nicht kompatibel zu Spektrum) zu bekommen, wobei dann eventuell das Empfangsmodul etwas größer ist und nicht ins Modellauto passt, sodass die Abdeckung der Ladefläche offen bleiben muss. Eventuell kann auch die Platine aus dem Plastikgehäuse des Empfängers ausgebaut werden, um Platz zu sparen.
Video: Fahrschule
Video: In einem kurzen Video sehen Sie, wie die Redakteure ihre Fahrkünste erproben.
make-magazin.de/xx62
Fehlt noch die Energieversorgung in Form eines einzelligen Lithium-Polymer-Akkus (kurz: LiPo) mit 3,7 V und etwa 180–240 mAh Kapazität. Eine Ladebuchse, ein Schalter und einige Kabel vervollständigen die Liste. Wenn im Aufbau noch Platz ist, kann auch noch ein Lademodul eingebaut werden, über das dann der Akku per USB geladen wird. Zusätzlich kann das Fahrzeug auch noch mit einer Beleuchtung versehen werden: Bestehend aus zwei roten und zwei weißen SMD-LEDs mit passenden Vorwiderständen. Dies wird hier aber nicht gezeigt.
1 Chassis zerlegen
Als Erstes muss das Fahrzeug auseinandergenommen werden, um die Komponenten einzupassen, was sich als mehr oder weniger schwierig erweisen kann. Erfreulicherweise sind die meisten Fahrzeuge nur gesteckt. Eine Pritsche zum Beispiel kann einfach nach oben abgezogen werden. Die Fahrerkabinen sind meist über die nach vorne herausziehbare Stoßstange befestigt. Bei einigen LKWs der Firma Herpa müssen zusätzlich noch die Türgriffe ein wenig eingedrückt werden, um die Kabine abziehen zu können. Bei der ganzen Aktion sollte man mit viel Ruhe vorgehen, um das Modell nicht zu beschädigen. Manchmal ist etwas Knobelei angesagt, um herauszufinden, wie der Hersteller das Fahrzeug zusammengefügt hat. Das Spritzteil mit Auspuff und Kardanwelle ist hier nur eingeclipt und löst sich eventuell sogar von alleine, wodurch auch die Achsen mit den Rädern frei werden.
Bei unserem Beispielfahrzeug ist es nicht die Stoßstange, sondern der Kühlergrill, der die Fahrerkabine hält. Trotzdem muss als Erstes die Stoßstange nach vorne herausgezogen werden. Danach die gesamte Kabine etwas vor- und zurückbewegen, um den Grill zu lösen. Das kann mit einem sehr feinen Schraubendreher von unten zwischen vorderem Rahmenende und Kabinenoberteil unterstützt werden, bis der Kühlergrill sich lockert und nach vorne herauskommt. Die beiden kleinen Klammern/Nasen, mit denen die hintere Seite der Kabine noch am Leiterrahmen befestigt ist, werden im folgenden nicht mehr zwingend benötigt, sodass man sie einfach kürzen oder entfernen kann. Auch ist es möglich, mit einer Zange den Rahmen ein wenig zusammenzudrücken, um die Kabine nach oben abzuziehen.
2 Aufbau demontieren
Der Kofferaufbau nebst Deckel beziehungsweise die Pritsche sowie die Sitzgruppe mit Kabine sind einfach nach oben abzuziehen. Eventuell muss wieder ein Schraubendreher als Hebel zum Einsatz kommen. Die Räder können vorsichtig durch Drehen von den Achsen gezogen werden. Wenn beim Lenkungsbausatz neue Räder dabei sind, können Sie auch diese später verwenden.
3 Lenkungsbausatz
Ausgeführt als Pendelachse sorgt der Lenkungsbausatz dafür, dass die Modelle auf unebenem Gelände nicht das Beinchen heben , also immer alle vier Räder Bodenkontakt haben. Damit die Achse überhaupt pendeln kann, wird diese mittig in einer U-förmigen Aufnahme über einen Metallstift gelagert. Das hat für uns den Vorteil, dass wir die Aufnahme ohne Achse in den Fahrzeugrahmen einpassen können. Erst später wird dann die Achse eingesetzt.
Wenn Sie keine fertig montierte Achse gekauft haben, wird zuerst der Bausatz gemäß der ihm beiliegenden Anleitung zusammengesetzt. Mit einem Cuttermesser lösen Sie die Teile vom Spritzling. Beachten Sie, dass es zwei kurze und eine längere Messingniete gibt und Sie die jeweils richtigen verwenden. Die U-förmige Aufnahme ist im Foto zum besseren Verständnis bereits montiert, was noch nicht sein soll. Auch die Räder müssen noch nicht aufgesteckt sein.
4 Spurstange sichern
Die Lenkung sollte sich nun leicht bewegen lassen. Eventuell müssen mit Hilfe einer Reibahle die Löcher ein wenig geweitet werden. Dabei sehr vorsichtig vorgehen, um das Spiel möglichst gering zu halten. Nun können die Zapfen, auf welche die Spurstange aufgesteckt ist, mit Hilfe eines Lötkolbens vorsichtig angeschmolzen werden, um die Spurstange gegen Abrutschen zu sichern.
5 Anlenkhebel herstellen
Als Nächstes brauchen wir einen Hebel, um die Achse bewegen zu können. Für unser Beispielfahrzeug wird dieser als L-förmiger Hebel aus einem Stück Blech oder Kunststoff hergestellt. Aus dem dünnen Alu kann ein kleiner Hebel mit einer Bastelschere ausgeschnitten werden. In den Hebel bohren Sie dann zwei Löcher und bringen einen Schlitz an, wie es auf dem Foto zu sehen ist.
6 Anlenkhebel montieren
Die Seite, an der später die Anlenkstange vom Servo eingreift, wird durch einen Knick ein wenig parallel nach oben gebogen (siehe auch nächstes Bild). Der Hebel wird dann mittig auf dem Achskörper mit einer Schraube M 1,2 × 2 mm so befestigt, dass er sich bewegen lässt aber möglichst wenig Spiel hat.
7 Lenkgestänge
Als Nächstes nehmen wir uns ein gerades Stück Messingdraht, welches am Ende Z-förmig gebogen wird. Dieses fädeln wir in das Loch in unserem Lenkhebel, wie auf dem Bild zu sehen. Nun sollte sich die fertig gestellte Lenkung mit dem Draht leicht bewegen lassen.
8 Achsaufnahme vorbereiten
Diese muss mittig zur Fahrzeugachse und auf Höhe der Vorderachse in den Rahmen eingepasst und festgeklebt werden. Dazu müssen Rahmen und Achsaufnahme entsprechend angepasst werden. Bei der U-förmigen Aufnahme werden die zwei Zapfen und die überstehenden Flächen abgeschnitten, sodass eine fast quadratische, glatte Grundfläche entsteht.
9 Aussparung für Achshalter
Der vorhandene rechteckige Ausschnitt im Leiterrahmen wird mit dem Fräser und Feilen so weit nach hinten erweitert, dass die Achsaufnahme eingesetzt werden kann. Die Mittellage kann gut mit einer (geraden) Reibahle oder einem Nagel ermittelt werden, die in die Löcher gesteckt wird. Am gezeigten Rahmen ist noch etwas Arbeit erforderlich.
10 Achshalter und Sitzgruppe einsetzen
Dort, wo nachher die Achse sitzt, muss die Blattfeder-Attrappe am Rahmen ausgespart werden, damit die Achse frei pendeln kann. Auch hier haben wir bei unserem Modell wieder Glück: Die Höhe der Achse passt genau, wenn die Oberkanten von Rahmen und Achsaufnahme bündig abschließen. Für die perfekte Optik könnten Sie auch noch eine Figur als Fahrer einkleben. Mit viel Geschick ist es sogar möglich, eine Fahrerfigur mit beweglichen Armen zu bauen, wie auf der Webseite des Autors gezeigt wird.
Es bietet sich an, die Inneneinrichtung der Kabine vorher auf den Rahmen mit Plastikkleber aufzukleben. Dadurch hat die Achsaufnahme gleich einen Anschlag nach oben und sie lässt sich somit wesentlich einfacher einkleben. Die Achsaufnahme ist aus einem anderen Kunststoff und kann nicht mit einfachem Plastikkleber geklebt werden. In diesem Fall hat es sich bewährt, die Teile erst mit ein wenig Sekundenkleber anzuheften und dann, wenn Lage und Beweglichkeit überprüft worden sind, mit Zweikomponenten-Kleber endgültig zu fixieren, wobei der Kleber dabei gegebenenfalls wie Spachtelmasse um die Bauteile geschmiert wird.
11 Endmontage Vorderachse
Nun kann die fertige Vorderachse in die Aufnahme eingesetzt werden und mit Hilfe des längeren der drei Messingbolzen befestigt werden, sodass Sie frei pendeln kann. Zur Befestigung der Vorderräder wird jeweils einer der kurzen Messingbolzen von innen durch das Loch im Achsschenkel geschoben und die Felgen vorsichtig aufgedrückt. Alles muss leichtgängig und mit wenig Spiel laufen.
Falls die Räder in eingelenktem Zustand die Radhäuser berühren, müssen diese noch entsprechend ausgefeilt oder gefräst werden. Bei unserem Modell ist diese Modifikation allerdings nicht notwendig.
12 Platz für den Lenk-Servo schaffen
Der Größenvergleich verdeutlicht den Unterschied zwischen dem verbreiteten China-Servo (blau) und einem extra kleinen Vertreter. Für die Lenkung wird der kleine benötigt. Für die Position des Servos suchen wir uns einen Platz auf der Ladefläche möglichst dicht an der Fahrerkabine. Es ist darauf zu achten, dass der Koffer nachher noch über den Servo gestülpt werden kann. Bei der Pritsche ist es etwas einfacher, die Position zu finden.
Die Drehachse des Servos sollte in Flucht mit der Fahrzeugachse und somit der Mitte der Vorderachse liegen. Dazu wird die Kardanwelle im Leiterrahmen entfernt. Unser Fahrzeug hat eine schöne Tankattrappe an der Seite des Rahmens, die uns als Auflage für den Servo dienen kann. Dazu müssen wir den Rahmen etwas bearbeiten und reduzieren die Höhe samt Tankattrappe um circa 0,5 mm im Bereich des Servos. Der Servohebel und die Anlenkstange müssen sich nachher frei bewegen können. Zusätzlich müssen wir noch Platz schaffen für den vorstehenden Kopf der Schraube im Servo. An dieser Stelle müssen wir also den Rahmen noch ein wenig weiter ausklinken. Den unschönen „Gnubbel“ oben auf dem Servo (nicht zu verwechseln mit dem Antrieb für den Servohebel) können wir zwecks Erhalts einer planen Fläche einfach wegfeilen. Auch die Montagefähnchen werden abgesägt.
13 Servo einbauen
Der so vorbereitete Servo kann nun an seinem Platz festgeklebt werden. Auch hier mit etwas Sekundenkleber anheften und nach positiver Begutachtung mit Zweikomponenten-Kleber fixieren. Im Koffer beziehungsweise der Pritsche wird eine entsprechende Öffnung benötigt. Da diese später nicht zu sehen ist, kann hier auf Perfektion verzichtet werden.
Die Länge der Anlenkstange wird so gewählt, dass Servohorn und Lenkhebel parallel ausgerichtet sind.
14 Servohebel modifizieren
Nun bereiten wir den Servohebel vor. Die Löcher für die Anlenkstange sind nämlich eventuell zu groß für unseren Anlenkdraht. Dann nehmen wir eine Kupferhülse mit 0,8 mm Außendurchmesser und stecken sie in das innere Loch des einseitigen Servohebels. Nun den Hebel umdrehen und auf einer festen Unterlage auflegen. Jetzt einen Bohrer oder Ähnliches von oben auf die Hülse drücken. Eventuell mit einem leichten Hammerschlag nachhelfen. Durch die konische Form der Bohrerspitze wird die Kante der Hülse aufgeweitet, sodass sie nicht mehr herausfallen kann. Mit einer Zange oder einem beherzten Schlag mit dem Hammer wird final die Hülsenkante plan gedrückt. Nun haben wir ein Loch von 0,6 mm, welches für einen 0,5er-Anlenkdraht ideal ist. Wir brauchen ja ein wenig Spiel, um ein sauberes Pendeln der Vorderachse zu gewährleisten.
Der Servohebel wird erst mal nur im rechten Winkel zur Fahrzeugachse aufgesteckt und die Anlenkstange wird in die Ösen eingesteckt. Die Befestigungsschraube heben wir uns für später auf, falls der Servo nicht in Mittelstellung steht.
15 Hinterradantrieb
Als Antrieb wird eine fertig aufgebaute Motor-Getriebe-Einheit benutzt. Es gibt hier nur wenig Auswahl am Markt, aber es hat sich gezeigt, dass der Selbstbau einer einfachen Konstruktion aus Zahnrad, Schneckenrad und Motor ohne Getriebegehäuse keine guten Ergebnisse liefert. Der Getriebebausatz von Sol Expert ist etwas fummelig und angesichts des Preises sollte er eine höhere Präzision aufweisen. Beim Zusammenbau achten Sie darauf, dass die Achsen wirklich leichtgängig sind und später kein Kleber ins Gehäuse läuft. Falls bei der Montage eine der Achsen verbogen wird, kann eine neue vom aufgeführten Federstahldraht abgeschnitten werden. Vor dem endgültigen Verkleben ist ein Probelauf unabdingbar. Winzige Mengen dünnflüssigen Öls zur Schmierung optimieren den Lauf. Wünschenswert wäre, wenn es in Zukunft eine frei zugängliche Konstruktion für ein einfaches Getriebe aus handelsüblichen Bauteilen und vielleicht einem SG90-Servomotor gäbe.
Abreißende Kabel
Die Erfahrung zeigt, dass durch mehrmaliges Einpassen und Herausnehmen des Motors gerne die Anschlusskabel in Mitleidenschaft genommen werden, sprich abbrechen. Dem kann man entgegenwirken, indem die Kabel am Eingang zum Motor mit etwas Klebstoff (Zweikomponenten) gesichert werden. Gleiches gilt auch für die Drahtantenne(n) des Empfängers. Die Antenne hat eine auf die Trägerfrequenz berechnete Länge und darf weder gekürzt noch verlängert werden. Wenn es zwei Antennenkabel gibt, sollten diese für einen optimalen Empfang im rechten Winkel zueinander liegen.
16 Ausschnitte im Aufbau
Die Antriebseinheit soll mittig mit dem Motor nach oben und vorn in den Leiterrahmen eingesetzt werden. Die Achse muss dabei im rechten Winkel zum Rahmen stehen. Dummerweise ist unser Rahmen schmaler als das Getriebe. Da unser Fahrzeug aber einen Kofferaufbau hat, kann dieser als tragendes Teil mitgenutzt werden. Dazu müssen wir erst mal eine Aussparung für das Getriebe in den Koffer- oder Planenaufbau (oder die Pritsche) einbringen. Und wenn wir gerade dabei sind und Feile und Minibohrmaschine in der Hand haben, machen wir auch gleich Aussparungen für den Lenkservo und eventuell den Schalter und die Ladebuchse. Nach einem kurzen Funktionstest des Motors, ob sich die Radachse dreht, werden die Reifen auf der (eventuell zu kürzenden) Achse aufgesteckt und eventuell verklebt.
17 Getriebe einsetzen
Nun kann der Kofferaufbau mit Plastikkleber auf den Rahmen geklebt werden. Nachdem alles gut getrocknet ist, können wir im Bereich des Getriebes den Rahmen entfernen. Der Antrieb mit Achse wird probeweise eingesetzt. Bevor wir die Einheit einkleben, legen wir in die Achsaufnahme am Rahmen eine dünne Folie, Tesafilm oder auch ein Stück Papier. Dies dient als Abstandshalter, damit nachher die Achse nicht mit dem Rahmen in Berührung kommt und sich frei drehen kann. Es wird nach dem Festkleben es Motors wieder entfernt.
18 Ladebuchse und Schalter
Mit einem Schalter kann das Auto ein- und ausgeschaltet werden. Da genug Platz vorhanden ist, kann im Aufbau auch noch eine USB-Ladeschaltung untergebracht werden, die auch gleich ein tiefentladen der Akkus verhindern kann. Die einfache Ladeschaltung TE106 ist kleiner, bietet aber keinen Schutz. An der größeren Platine des TE420 mit Schutzfunktion müssen Sie den Akku an die Anschlüsse B+ und B- löten und den Schalter sowie den nachfolgenden Empfänger an OUT. Welche Platine Sie benutzen, hängt davon ab, wie viel Platz Ihnen auf der Ladefläche zur Verfügung steht. Sie können die USB-Buchse und den Schalter so einbauen, dass Sie von unten herankommen oder den Aufbau (Plane oder Deckel) abnehmen. Für die erste Variante müssen Sie im Fahrzeugboden weitere Öffnungen vorsehen.
19 Motorsteuerung
Für die Motorsteuerung können Sie einen Servo ausschlachten oder einen fertigen Fahrtregler kaufen. Ein ausgeschlachteter (blauer) SG90-Servo dürfte billiger sein. In Heft 1/2016 haben wir ab Seite 26 beschrieben, wie ein Servo umgerüstet wird, um als Fahrtregler zu arbeiten. Sie benötigen nur die Platine, auf die Sie die zwei Widerstände löten. Am besten benutzen Sie SMD-Typen in der sehr kleinen Bauform 0603. Die sind zwar etwas heikel zu löten, passen aber genau zwischen die Lötpads und nehmen keinen Platz weg. Im Bild ist noch der Motor vom Servo angeschlossen, um besser testen zu können. An die Anschlüsse des alten Servomotors schließen Sie den Motor des Getriebes an. Die Polung können Sie später ausprobieren und eventuell noch einmal vertauschen oder Sie ändern die Programmierung der Fernsteuerung, wenn das Fahrzeug rückwärts anstatt vorwärts fährt.
20 Verkabelung
Die Grafik zeigt, wie Sie die Baugruppen miteinander verbinden (siehe auch Kasten „Kleine Knüppelkunde“). An den Motor kann parallel ein Entstörkondensator gelötet werden. Der Funkempfänger ist mit den Steckbrücken recht sperrig, sodass es praktisch ist, wenn Sie die Stiftleiste auslöten oder mit einem Seitenschneider abknipsen und alle Kabel direkt anlöten. Lediglich die zwei Pins für Masse und BIND sollten Sie eingelötet lassen. Bei der Verkabelung ist unbedingt darauf zu achten, dass keine Kurzschlüsse entstehen, da dies bei Lithium-Akkus zu Bränden führen kann.
21 Fertigstellung
Unserem MAN ist keine Aufgabe zu schwer: ob beim Schäfer oder auf dem Wochenmarkt.
Wenn alles verbaut ist, kann der Akku geladen werden und ein erster Test steht an. Zuerst müssen Fernsteuerung und Empfänger gebunden werden (siehe Kasten). Die Lenkung ist so einzustellen, dass der Hebel am Servo in Ruhestellung das Fahrwerk auf Geradeausfahrt stellt. Versetzen Sie ansonsten den aufgesteckten Hebel und fixieren Sie ihn dann mit der dem Servo beiliegenden Schraube. Wenn der Antriebsmotor sich bereits bewegt, obwohl die Fernsteuerungshebel in Ruhestellung stehen, kann über die Trimmung an der Fernbedienung der Nullpunkt justiert werden. Durch leichtes Bewegen der Hebel sollte sich nun die Lenkung einschlagen lassen und der Motor vor- und rückwärts laufen. Jetzt können alle Baugruppen auf der Ladefläche platziert und gegebenenfalls mit Kleber fixiert und das Modell geschlossen werden. Zum Finale stehen die ersten Fahrübungen an. — fls
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