Make Magazin 2/2019
S. 126
Bücher

Android-Apps programmieren

Praxiseinstieg mit Android Studio

Viele reizt es, für das eigene Smartphone selbst eine App zu programmieren, um etwa sein Projekt fernzusteuern oder dessen Zustand übers Netz stets im Auge zu behalten. Auf diese Weise finden auch ältere, ausgemusterte Smartphones auf ihre alten Tage noch eine sinnvolle Beschäftigung. Das vorliegende Buch führt detailliert durch den gesamten Prozess von der Installation des kostenlosen Android Studio bis zur Veröffentlichung einer fertigen App, richtet sich allerdings explizit an Leute, die schon programmieren können. Als durchgehendes Beispiel wird eine Zeiterfassung gebaut, weshalb nicht nur GUI-Layout und innere Logik eine Rolle spielen, sondern auch eine Datenbank eingebunden und Gebrauch von Systemdialogen für Datum um Uhrzeit gemacht wird. Auch Unit-Tests und Internet-Zugriff spart der Autor nicht aus.

Wer schon eine objektorientierte Sprache beherrscht, ernsthaft in die Entwicklungen von Android-Apps einsteigen will und dazu lieber ein Buch auf Deutsch liest, statt sich die jeweils benötigten Häppchen aus dem Netz zu picken, der findet in diesem Band eine ausführliche, aber schnörkellose Einführung mit viel Quelltext. Soll es hingegen eine schnelle App für zwischendrin sein, kommen Sie mit unseren Anleitungen in Make 3/18 flotter zum Ziel. pek

CAD-CAM-CNC

im Modellbau

Für dieses Buch hat sich der Autor ein ambitioniertes Projekt vorgenommen: Auf Basis eines Modellflugzeugplans aus den 60er Jahren baut er Schritt für Schritt im CAD-Programm eine elektronische Version des Fliegers und bereitet die Daten für den Zuschnitt auf einer CNC-Fräse vor. Der Leser darf dem Autor dabei quasi über die Schulter schauen, was man durchaus genießen kann, denn das Buch ist üppig bebildert und der Text liest sich gut – genügend plaudernd, damit man dranbleibt, aber stets präzise genug für den behandelten Stoff.

Der Titel des Buches ist allerdings etwa irreführend, denn es geht keineswegs gleichberechtigt um CAD, CAM und CNC. Der reine CAD-Teil belegt mehr als die Hälfte des Buches und von CNC im Sinne der praktischen Fräsarbeit ist praktisch gar keine Rede. Schwerer wiegt allerdings, dass im Buch durchweg die Software MegaNC benutzt wird, eine Spezialversion von MegaCAD, die man aber ausschließlich bei der eigenen Firma des Autors bekommt. Im Buch wird deren „erschwinglicher“ Preis erwähnt – auf Nachfrage: 980 Euro. Kostenlos bekommt man eine auf 30 Tage limitierte Testversion.

In diesem Licht wirkt der vorliegende Band dann doch eher wie ein ausführliches Handbuch zu MegaNC, was man ihm vor dem Kauf allerdings nicht ansieht, da die verwendete Software weder im Klappentext noch auf der Webseite des Verlags erwähnt wird. Zwar gibt der Autor im Vorwort seiner Hoffnung Ausdruck, das Beschriebene würde sich prinzipiell auch auf andere CAD/CAM-Software übertragen lassen – aber dass gerade Hobbyisten, an die sich das Buch explizit richtet, diesen Transfer hinbekommen, glauben wir nicht. pek

Kultur des Reparierens

Dinge / Wissen / Praktiken

Defekte Geräte und andere Gegenstände zu reparieren (und ihnen unter Umständen auch ganz neue Funktionen zu entlocken), statt sie wegzuwerfen, gehört in der Maker-Bewegung zum festen Kanon. Der im Bielefelder transcript-Verlag erschienene Sammelband zur Kultur des Reparierens hat sich das Ziel gesetzt, rund um dieses Thema einmal die kulturwissenschaftlichen und historischen Zugänge zu beleuchten und in den Debatten um das Reparieren als „neue soziale Bewegung“ Akzente zu setzen.

Das ist kein Buch für Selbermacher, sondern für alle, die gerne auf der Meta-Ebene über Strukturen, Kontexte und soziale Wechselwirkungen nachdenken und ihren Horizont erweitern wollen. Die Bandbreite der Themen reicht dabei vom Werkstattbericht einer Reparatur des antiken Home-Computers Sol-20 über die Pflege von Wasserkraftanlagen vor gut hundert Jahren bis zur Schuh-Reparatur in Daressalam. Wer das Buch nicht zwingend auf Papier lesen will, kann sich das komplette PDF kostenlos herunterladen (siehe Link) – ideal, um sich einzelne Aufsätze herauszupicken und festzulesen. Der Inhalt steht zudem unter einer Creative-Commons-Lizenz (BY-NC-ND). pek

Motorsteuerung

mit Arduino & Raspberry Pi

Was sich bewegt, zieht Blicke auf sich. Nicht von ungefähr zählt die Steuerung von Motoren klassischerweise zu den besonders faszinierenden Bereichen in der Mikroelektronik. Im Zeitalter von Mikrocontrollern und unkompliziert zu handhabenden Kleinstcomputern bietet es sich an, Ansteuerungsmanagement und Bewegungsabläufe softwaregestützt zu gestalten. Ibrahims Buch hilft zunächst dabei, eine Schneise durch den unübersichtlichen Dschungel infrage kommender Motoren zu schlagen. Verschiedene Motorentypen werden mit ihren wichtigsten Eigenschaften vorgestellt, Aufbau und Funktionsprinzipien werden erläutert. Im weiteren Verlauf kommen dann aber nur noch bürstenbewehrte Gleichstrommotoren sowie Schritt- und Servomotoren zum Einsatz.

Ibrahim berücksichtigt bei allen Projekten Arduino Uno und Raspberry Pi Zero parallel. Schaltpläne, Blockdiagramme, Quelltexte und Fotos gibt es jeweils zu beiden Plattformen. Den Arduino programmiert der Autor in C++, auf dem Raspberry Pi nutzt er Python.

Die ersten Beispielprojekte verdeutlichen programmgesteuertes Ein- und Ausschalten, Geschwindigkeitskontrolle und Drehrichtungswahl für Gleichstrommotoren. Sie gipfeln in einem Drehzahlmesser, der den aktuellen Status auf einem LC-Display ausgibt. Sobald die Grundlagen gelegt sind, wird es komplexer: Es entsteht ein Roboter, der zunächst nur dunklen Linien folgen kann. Anschließend wird das Projekt um Bluetooth- und WLAN-Anbindung erweitert. Die Steuerung erfolgt zeitgemäß über eine Smartphone-App.

Das Buch richtet sich in erster Linie an Leser, die bereits einige Erfahrung mit Elektronik und der Programmierung von Mikrocontrollern haben, besonders was den Umgang mit Arduino und Raspberry Pi betrifft. Für die handwerklichen Basics liefert es wenig Hilfestellung, wenn man von seinem knappen Anhang zum Raspi absieht. Die Programmlistings sind etwas zu üppig kommentiert, die zahlreichen Fotos haben leider nur mäßige Qualität und der Index verdient seine Bezeichnung nicht. Wer nach einer guten Referenz zur Motorsteuerung mit einem der beiden populären Mikrocontrollersysteme sucht, kommt bei Ibrahims sachkundig geschriebenem Buch dennoch voll auf seine Kosten. Maik Schmidt/pek

Stitching Worlds

Exploring Textiles and Electronics

Von Mai 2014 bis Juni 2018 wurde an der Universität für angewandte Kunst in Wien das kunstbasierte Forschungsprojekt Stitching Worlds durchgeführt. Daraus ist das vorliegende Buch entstanden. Es verbindet theoretische Texte zu Themen wie Handarbeit und Copyright oder die Überschneidungen von Strickmustern und Code mit Beispielen aus der praktischen Anwendung, wie zum Beispiel der Dokumentation eines Workshops zum Häkeln von Logik-Gattern.

Die Texte im Buch sind entsprechend ihrem kunsthistorischen Rahmen eher schwer lesbar – die Lektüre des Bandes eignet sich mehr für den Aufenthalt auf dem Sofa als an der Werkbank. Die Betrachtungen der historischen Entwicklung von Materialien und Techniken in den Bereichen Handarbeit und Elektronik können ganz ausgezeichnet zur Horizonterweiterung dienen. Außerdem ist das Buch eine Augenweide, die Fotos und das Papier sind von hoher Qualität. Und Projekte wie die Knitcoin-Ausgabe von Monopoly, der Garn-Rekorder und der gestickte Computer zeigen, wie absurd und gleichzeitig machbar die Verbindung von Handarbeit und Elektronik sein kann. esk