Make Magazin 6/2019
S. 3
Editorial
Helga Hansen Inzwischen sind wir drei: die Redakteurinnen der Make Rebecca Husemann, Helga Hansen und Elke Schick (v.l.n.r)

Sichtbar sein

Zu den Aufgaben einer Zeitschriften-Redakteurin gehört es wenig überraschend, Artikel zu redigieren. Bei der Produktion dieses Heftes stutzte ich aber. Meine zwei Autorenmanuskripte waren tatsächlich Autorinnenmanuskripte – eine Premiere. Das zeigt sich, noch eine Premiere, auch in unserer Impressumsrubrik „Nachgefragt“. Dort finden Sie zum ersten Mal fünf Autorinnen. Gerne würde ich an dieser Stelle zur Tagesordnung übergehen. Vielleicht einen kurzen Tusch erklingen lassen und dann kommentarlos weiter schreiben. Oder irgendwas basteln, was mir mehr Spaß macht, als Gender Gaps zu erklären. Leider ist das aber immer noch ein Thema. Technik gilt in Deutschland als Männersache und unter Makern sieht es oft so ähnlich aus wie im Maschinenbau oder der Elektrotechnik: Zu Meetups erscheinen mehr Leute, die Sebastian heißen, als Frauen und ich wurde schon für die Sekretärin meiner Kollegen gehalten.

Dabei war und ist das Geschlechterbild nicht überall so. Bis in die 60er Jahre war Programmiererin in den USA ein Frauenberuf und auch heute gelten in Malaysia Computertechnik und Informatik als Frauensache. Dort bestimmt der Arbeitsort – drinnen oder draußen – das Geschlechterklischee. So, wie es gerade ist, muss es also nicht bleiben. Eine einfache Lösung, um die Klischees hierzulande aufzulösen, gibt es allerdings nicht. Im Gegenteil: meist ist das viel Arbeit. Wenn es weniger Makerinnen gibt, bedeutet das für uns als Redaktion mehr Aufwand, sie zu finden. Oft sind ihre Zusagen zögerlicher. Einer der Gründe: Unter den vielen Autoren sticht man, beziehungsweise frau, als Autorin hervor und muss mit besonderer Aufmerksamkeit rechnen.

Also helfen Sie uns gern, Makerinnen sichtbar zu machen, ohne sie in ein unangenehmes Rampenlicht zu stellen. Bieten Sie Workshops für Mädchen in ihrem Fablab an, damit keines den Weg alleine gehen muss. Laden Sie Frauen-Meetups und Verbände ein, Ihren Makerspace kennenzulernen. Fragen Sie nach, warum die Frauen nicht wiederkommen würden, und suchen Sie nach Lösungen, von der Kinderbetreuung bis zur Bus-Anbindung. Und wenn Sie ein schönes Projekt sehen, geben Sie der Makerin unsere Mail-Adresse.

Unterschrift Helga Hansen Helga Hansen