Make Magazin 1/2020
S. 98
Know-how
Aufmacherbild

Tipps & Tricks

Die preiswerteste Abisolierzange der Welt, ein Selbstbau-Schraubenhalter aus Büroklammern, Remote-Desktop für Raspberry, Abkühlung für heiß laufende 3D-Drucker und ein Kniff für den Picaxe-Editor stehen diesmal auf der Speisekarte der Make-Tipps-Bar.

Im Picaxe-Editor spaltenweise markieren

Beim Schreiben von Quellcode ist eine spaltenweise Markierung oft hilfreich, etwa um in mehreren Zeilen gleichzeitig einen Teilblock editieren oder löschen zu können. Im Picaxe-Editor ist dies mit einem kleinen Kniff auch möglich. Zunächst platziert man den Cursor an die gewünschte Stelle, hält die Alt-Taste gedrückt und zieht mit gedrückter linker Maus-Taste einen rechteckigen Rahmen um den gewünschten Bereich. Nun lässt man erst die Maus-Taste und danach die Alt-Taste los.

Nun kommt der entscheidende Schritt: Aufgrund der zuvor gedrückten Alt-Taste erscheinen oben im Menü des Picaxe-Editors ein paar Buchstabenfelder zur Auswahl, die durch nochmaliges kurzes Drücken der Alt-Taste zuerst wieder deaktiviert werden müssen. Nun kann im markierten Bereich editiert werden, sodass sich die Eingaben oder das Löschen von Zeichen jeweils für alle Zeilen im selektierten Spaltenbereich gleichzeitig auswirken. Beispielsweise kann man für einen per Copy&Paste eingefügten Codeteil mit Initialisierungswerten, der von einem externen Tool generiert wurde, jeweils einen Unterstrich am Zeilenende anfügen, sodass der Picaxe-Editor dies als zusammenhängende Codezeile mit Zeilenumbrüchen erkennt. Durch anschließendes Betätigen der ESC-Taste wird die Markierung wieder aufgehoben.

Miguel Köhnlein und Michael Gaus

Mit diesem Trick wurden alle Unterstriche an den Zeilenenden in einem Arbeitsgang eingefügt.

Schaltdraht abisolieren mit Krokodilklemme

Für die Verdrahtung auf Steckboards eignet sich sehr gut isolierter Schaltdraht mit 0,5mm Durchmesser, der auf Rollen oder als Meterware verfügbar ist. Solch ein Draht muss aber beschädigungsfrei abisoliert werden, damit er nicht im Steckboard abbricht.

Dazu braucht man jedoch nicht unbedingt eine spezielle (und meist teure) Zange, sondern man kann auch einfach eine herkömmliche Krokodilklemme nehmen. Die wird auf die Isolierung des Drahts gedrückt und dann Richtung Drahtende abgezogen, so dass die Isolierung entfernt wird und in der Klemme verbleibt. Die Zacken durchschneiden die Isolierung problemlos, sind aber zu stumpf, um den Draht zu beschädigen.

Miguel Köhnlein und Michael Gaus

Keine Angst: Dieses Krokodil beißt nur die Isolierung durch, schont aber den Kupferdraht.

Remote-Desktop vom Raspberry

Per SSH kann man die Textkonsole der Raspberry Pis vom PC aus steuern. Das ist sehr bequem, wenn man am Raspi keinen Monitor angeschlossen hat und beispielsweise Programme dort testen möchte.

Was aber, wenn die Programme die Grafik-Oberfläche des Raspis brauchen? Da kann die Remote-Desktop-Verbindung vom Windows-PC aus helfen. Allerdings fehlt den Raspis oder besser gesagt dem Betriebssystem Raspbian von Haus aus die erforderliche Software. Sie ist aber schnell nachträglich installiert mit

sudo apt-get install xrdp

Danach kann Windows den Desktop des Raspis aus der Ferne anzeigen und bedienen.

Heinz Behling

Der Raspberry-Desktop auf dem Monitor des Windows-PCs

Heiße Motoren am Creality Ender mit Silent-Board

Mit dem neuen Elektronikboard Version 1.1.5 arbeitet der 3D-Drucker Creality Ender sehr leise. Bei einigen Exemplaren kommt es aber zu einem Fehler: Nach längerer Druckzeit (1 bis 3 Stunden) wird kein Filament mehr transportiert. Bei genauem Hinsehen ist zu erkennen, dass sich jedoch die Achse des für den Transport zuständigen Schrittmotors dreht.

Berührt man den Motor jedoch mit der Hand, erkennt man, dass er sehr heiß ist (über 70°). Verursacht wird dies durch einen viel zu großen Strom, der durch seine Wicklungen fließt. Dieser Strom heizt zunächst das Motorgehäuse auf, greift aber nach einiger Zeit auch auf dessen Rotor und die Achse über. Wenn die Hitze dann das Zahnrad für den Filamenttransport erreicht, erweicht das Filament und rutscht schlicht durch, statt sich weiter in Richtung Druckkopf zu bewegen.

Abhilfe bringt hier die Neueinstellung des Motorstroms. Dazu sitzen auf dem Board vier Trimmpotis, je eines für jeden Schrittmotor. Das vordere, dem USB-Anschluss am nächsten gelegene, ist für den Extrudermotor zuständig. Die Spannung an dessen Schleifer legt den Motorstrom fest. Bei meinem Exemplar war dort eine Spannung von 1,2V eingestellt. Eine Reduzierung auf 0,9V ließ den Extrudermotor immer noch kraftvoll genug laufen, er wurde jedoch nur noch handwarm. Der Filamenttransport funktioniert damit auch viele Stunden lang ohne Unterbrechung.

Die Spannung misst man am besten direkt am Schleifkontakt gegen Masse (Abschirmung des USB- oder SD-Kartenanschlusses). Zum Einstellen braucht man einen feinen Schlitz-Schraubendreher. Sollten auch die anderen Motoren zu heiß werden, können Sie deren Strom mit den entsprechenden Potis verringern.

Heinz Behling

Büroklammern-Schraubenhalter

Sie sind zum Verzweifeln: Tief im Gehäuse sitzende Schraubenlöcher, die man mit Finger, Zange und selbst einer Pinzette nicht erreichen kann, um die dazugehörende Schraube hineinzubekommen.

Mit diesem Selbstbau-Werkzeug finden Schrauben sicher ihr Ziel.

Dagegen hilft ein schnell aus einer Büroklammer angefertigtes Spezialwerkzeug. An dessen Ende biegen Sie eine Öse. Darin sollte die Schraube mit leichter Klemmung passen. Sie lässt sich damit mühelos in ihr Ziel stecken und der Schraubendreher kann sie auch noch erreichen. Schon nach einer Umdrehung kann man das Büroklammer-Werkzeug entfernen und die Schraube endgültig festziehen. hgb

Heinz Behling

Dieser Trimmer legt den Strom durch die Schrittmotorwicklung des Extruder-Motors fest.