Make Magazin 1/2020
S. 52
Was uns inspiriert
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Infinity Art

Kaleidoskopisch und geheimnisvoll sehen sie aus – doch wie die unendlichen Lichtspiegelungen ihrer Infinity Art entstehen, will die Künstlerin Simona Petrauskaite nicht verraten. 2015 hat das Thema Lichtillusionen Petrauskaite gepackt und seitdem feilt sie an ihrer Technik – immer mit dem Fokus auf perfekter Geometrie. LEDs, Spiegel, Glas, Plexiglas und Holzrahmen sind auf jeden Fall Teil der faszinierenden Illusion. Aber da gibt es noch eine geheime Zutat, die ihre Infinity Mirror von den üblichen Selbstbau-Variationen unterscheidet. Sie sind detaillierter und facettenreicher, man kann nur noch erahnen, dass irgendwo in der Tiefe kleine LED-Köpfchen leuchten.

Die Infinity Mirror der Künstlerin sind überraschend groß: Der Durchmesser liegt bei den meisten zwischen 50cm und 100cm. In etwas abgedunkelten Räumen kommen die Unendlichkeitsspiegel am besten zur Geltung. Auf Petrauskaites Webseite suchen noch einige der Kunstwerke einen neuen Besitzer. Selbst wenn wir nicht wissen, wie die Leuchtobjekte konstruiert sind – inspirieren können sie uns allemal. rehu

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Bilder: Kitty Yeung

Leuchtendes Saturnkleid

Wie lassen sich die Ringe des Saturn in Kleidung umsetzen? Diese Frage stellte sich die Physikerin Kitty Yeung, die mit programmierbarer Kleidung an der Verbindung von Wissenschaft und Kunst arbeitet. Sie entwickelte einen Tellerrock, der beim Tanzen nicht nur wunderbar hochfliegt, sondern auch noch aufleuchtet. Grundlage des Projekts ist Stoff, den Yeung eigens bedrucken ließ: Saturn selbst taucht auf zwei Teilen auf, aus denen die Vorder- und Rückseite eines schmalen Kleids genäht werden. Dazu gibt es einen doppellagigen Überrock, auf dem die Ringe aufgedruckt sind und der beim Drehen durch die Luft fliegt.

Die ganze Pracht des Saturnkleids zeigt sich erst, wenn Kitty es in Schwung bringt.

Die Elektronik basiert auf dem runden Mikrocontroller Flora von Adafruit, der speziell für Wearable-Projekte entwickelt wurde und über die runden Pins am Rand einfach vernäht werden kann. Hilfreich sei auch der integrierte Schalter, der das Testen und Tragen des Projekts einfacher macht, erklärt Yeung. An das Flora-Board wird ein Sechs-Achsen-Sensor angeschlossen. Er erkennt, wenn der Rock sich durch die Luft bewegt. Für die Lichteffekte sorgt eine Drahtlichterkette, die der chinesische Shop DFRobot mit bunten LEDs für Mikrocontrollerprojekte anbietet. Die Anleitung zum Nachschneidern inklusive dem verwendeten Programmiercode hat Yeung auf der Anleitungsseite Hackster.io veröffentlicht. Den Stoff bietet sie in mehreren Größen in ihrem eigenen Shop an, wobei die Schnittkanten und Nahtzugaben bereits mit aufgedruckt sind. hch

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Bilder: Harry Arling

Kosmotroniks

Harry Arling baut futuristische Maschinen: Mal fliegen sie, mal fahren sie, manche segeln und manche können sogar schwimmen. Sie symbolisieren einen uralten Wunsch des Menschen – mithilfe von selbst geschaffenen Fahrzeugen in der Luft zu fliegen. Er nennt seine Kreationen Kosmotroniks. Als Material dienen dem niederländischen Künstler Kunststoffabfälle und alte Modellbauteile, denen er für seine Modelle neues Leben einhaucht. Jede Kosmotronik-Skulptur baut Arling einzeln von Hand zusammen und bemalt sie mit viel Liebe zum Detail.

Harry Arling baut seine Kosmotroniks aus winzigen Modellbau-Abfällen.

Die Kosmotroniks können sich nicht nur bewegen, sie können auch leuchten: In den Modellen sind LEDs verbaut, die mit einer 9-Volt-Batterie betrieben werden. Für die Herstellung eines Kosmotroniks braucht Arling zwischen einem und sechs Monaten – und einen ganzen Haufen Plastikschrott. Oft ist es ein einzelnes Kunststoffteil, das den Funken für eine Skulptur zündet. Den Bauprozess plant der Künstler nicht, er bastelt instinktiv drauf los und lässt sich vom Material inspirieren. Seine Technik hat Arling in 30 Jahren Kosmotroniks perfektioniert. rehu