MIT Technology Review 1/2021
S. 58
Horizonte
Weltraum
Wissenschaftler installieren elektrische Systeme an der Dart-Sonde, die einen Aste­roiden aus seiner Bahn lenken soll.Foto: NASA/Johns Hopkins APL/Ed Whitman

Asteroidenbillard

Kann ein Aufprall mit 24000 Kilometern pro Stunde einen ­Asteroiden aus der Bahn werfen und so verhindern, dass er die Erde trifft? Die Dart-Mission will das ­herausfinden.

Von David W. Brown

In einem Reinraum in Gebäude 23 des Laboratoriums für ­angewandte Physik der Johns Hopkins University in Laurel, Maryland, hängt die Dart-Sonde wie ein zerbrochenes ­kubistisches Ei. Gerade wird der Star Tracker für die Positionsbestimmung im All am Kern montiert. Das Avioniksystem, der Zentralcomputer von Dart, hängt gut sichtbar an quadratischen Paneelen. Sie bilden die Seiten, sobald das Raumfahrzeug zusammengeklappt ist. Gyroskope und Antennen sind freigelegt. In einem Raum nebenan wartet das experimentelle Antriebssystem namens Next-C. Große Bündel dicker, mit silberner Isolierung umwickelter Kabel hängen wie Ranken von der Raumsonde herunter und laufen am Boden entlang zum Kontrollraum. Dort sind sie mit einer gewaltigen Batterie von Testcomputern verbunden, die vier Ingenieure bedienen.

Seitdem die sowjetische Sonde Luna 1 am 2. Januar 1959 als erstes Raumschiff die Erdumlaufbahn verlassen hat, hat die Menschheit etwa 250 Sonden in das Sonnensystem geschickt. Doch Dart (Double Asteroid Redirection Test) ist die erste Sonde, die das Sonnensystem nicht nur untersuchen, sondern es manipulieren will. Dart wurde entwickelt, um auf einen Asteroiden namens Dimorphos zu stürzen. Der Aufprall soll die ­Geschwindigkeit von Dimorphos um etwa einen Millimeter pro Sekunde verändern und demonstrieren, dass es möglich ist, einen solchen Asteroiden, der in unsere Richtung fliegt, aus seiner Bahn zu lenken.