MIT Technology Review 1/2021
S. 76
Fokus
Wandel
Grafik: Shutterstock/Uncle Leo

Wie wandlungsfähig ist der Mensch?

Wie selten zuvor verlangt uns das Leben heute die Fähigkeit zur Veränderung ab: Klimakrise, Bevölkerungsexplosion, Globalisierung, KI und Digitalisierung – und nun noch die Covid-19-Pandemie. Auf vieles reagieren wir zu zögerlich. Wandel fällt uns offenbar schwer. Die Gründe dafür sind tief in unserem Gehirn verankert (Seite 77). Zudem führen manche erfolgversprechende Ideen in die Sackgasse, obwohl der Einzelne sich erfreulich wandelt (Seite 90). Transparentere Arbeitsmethoden können schneller zum Erfolg führen, bergen aber Risiken (Seite 80). Planer propagierten bislang die kompakte Stadt als nachhaltige Antwort auf Zersiedlung – sind sie nun durch die Pandemie zum Umdenken gezwungen (Seite 82)? Und in Sachen Ernährung scheinen viele Bürger einen Wandel zu vollziehen – doch Zahlen erzählen eine andere Geschichte (Seiten 86 und 88). Unser Fokus zeigt eine Palette an Herausforderungen, denen wir uns dringender denn je stellen müssen.

Von Eva Wolfangel

Unserem Gehirn fallen Veränderungen schwer. Das hat gute Gründe: Synapsen neu zu verdrahten verbraucht viel Energie. Doch nur Veränderungen führen letztendlich zum Lernen.

Die Welt um uns herum verändert sich, aber viele von uns kommen nicht hinterher. Wir sollten Veränderungen am Arbeitsplatz annehmen, der sich durch die Digitalisierung rasend schnell entwickelt. Wir sollten unsere Gewohn­heiten verändern, um den Klimawandel und die Umweltzerstörung zu bremsen – weniger Auto fahren, weniger Fleisch essen (siehe Seite 86), weniger Plastik verwenden (Seite 90). Wir hätten schon im Februar auf die aus China nahende Pandemie ­reagieren können, und ihre Auswirkungen wären wahrscheinlich geringer.