MIT Technology Review 7/2022
S. 38
Titel
Interview
Marcel Fratzscher, Präsident des DIW, wird von konservativen Ökonomen gerne als zu links kritisiert.
Marcel Fratzscher, Präsident des DIW, wird von konservativen Ökonomen gerne als zu links kritisiert.
Foto: Marcel Fratzscher

„Der Niedriglohnsektor hätte nicht sein müssen“

Marcel Fratzscher, Präsident des renommierten DIW, hält im Gespräch mit MIT Technology Review die Globalisierung noch immer für ein Erfolgsmodell. Wir müssen sie aber fundamental anders gestalten.

Interview: Wolfgang Stieler

Marcel Fratzscher leitet seit 2013 das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und ist Professor für Makroökonomie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Mit einem guten Gespür für aktuelle Themen und knackigen Thesen ist Fratzscher seitdem rasch zum gefragten Interview- und Talkshowgast aufgestiegen. Neben seiner Forschung und Politikberatung betätigt Fratzscher sich zudem regelmäßig als Autor und Kolumnist zu wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Themen – zum Beispiel im Handelsblatt, wo er sich in Gastkommentaren für mehr statt weniger Globalisierung ausgesprochen hat.

Herr Fratzscher, sehen wir bereits eine Deglobalisierung? Manche Ökonomen sagen ja, das sei nur eine Verlangsamung der Globalisierung. Andere sprechen davon, dass so etwas wie Deglobalisierung nicht nur folgerichtig, sondern angesichts globaler Krisen sogar notwendig sei.