MIT Technology Review 7/2022
S. 88
Report
Implantate
Eine vom Fraunhofer IMS entwickelte Sehprothese für Retinitis pigmentosa hat in klinischen Studien gezeigt, dass sie den erblindeten Patienten wieder ein wenig Sehkraft zurück geben kann. Sie ist allerdings noch nicht auf dem Markt.
Eine vom Fraunhofer IMS entwickelte Sehprothese für Retinitis pigmentosa hat in klinischen Studien gezeigt, dass sie den erblindeten Patienten wieder ein wenig Sehkraft zurück geben kann. Sie ist allerdings noch nicht auf dem Markt.
Foto: Universität Duisburg-Essen/Fraunhofer IMS

Wenn es plötzlich wieder dunkel wird

Stellen Anbieter von medizinischen Implantaten den Betrieb ein, fallen die Patienten in eine Regulierungslücke. Ob ihnen da hinausgeholfen wird, regelt der Markt – oder auch nicht.

Enno Park

Wenn ein Smartphone-Hersteller keine Sicherheitsupdates mehr zur Verfügung stellt und das ansonsten tadellos funktionierende Gerät zum Sicherheitsrisiko wird, ist das ärgerlich, aber relativ einfach zu beheben: Man kauft sich ein neues Smartphone und hat dabei die Auswahl aus einer Vielzahl von Modellen verschiedenster Hersteller in allen möglichen Preisklassen. Schwächelt nur der Akku und wird nicht mehr angeboten, wird man in den Weiten des Internets meist relativ leicht Ersatz finden.

Passiert dasselbe mit einem medizinischen Implantat, sieht die Lage etwas anders aus. Diese Erfahrung mussten blinde Patienten in mehreren Ländern – darunter auch Deutschland – machen, denen ein Retina-Implantat zunächst zu einem rudimentären elektronischen Sehsinn verholfen hatte. Das Implantat funktionierte aber nur, bis der US-amerikanische Hersteller Second Sight den Kundensupport einstellte, nachdem er Millionenverluste eingefahren hatte, von einem Konkurrenten übernommen wurde und das Geschäftsgebiet wechselte. Patienten verloren ihr mühsam zurückerlangtes Augenlicht ein zweites Mal, weil ihr Implantat ausfiel und Ersatzteile nicht mehr zu bekommen waren. „Solang nichts schiefgeht, geht es mir gut“, sagte der betroffene US-Amerikaner Terry Byland gegenüber dem IEEE-Spektrum-Magazin. „Aber wenn etwas damit schiefgeht, bin ich aufgeschmissen. Weil es keine Möglichkeit gibt, es repariert zu bekommen.“