MIT Technology Review 7/2022
S. 93
Dossier
Mobilität
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E-Auto als Speicher

Es klingt so einfach: Das E-Auto lädt, wenn die Sonne scheint und Strom übrig ist. Doch das PV-Überschussladen hat seine Tücken. Vor allem, weil die Hersteller der Wallboxen ihr eigenes Süppchen kochen. Immerhin: Für Vehicle2Grid – die Nutzung des Auto-Akkus als Speicher fürs Heimnetz – hat die Politik den Weg frei gemacht.

Bernd Müller

Die Wallbox speist immer nur den Strom in die Batterie des Nissans, der gerade im Haus nicht gebraucht wird. Photovoltaik-Überschussladen nennt sich das. Als Christian Kaiser vor vier Jahren PV-Anlage und Auto anschaffte, dachte der Schwabe: PV-Überschussladen, das werden wohl alle Wallboxen beherrschen. „Pustekuchen“, sagt Kaiser. „Es gab damals keine vernünftige Lösung, und bis heute gibt es von den Herstellern nur Insellösungen, die untereinander inkompatibel oder übertrieben teuer sind.“

Dann mache ich es eben selbst, entschloss sich Kaiser. Wie gut, dass der 58-Jährige von Beruf Softwareentwickler ist und bei einem IT-Unternehmen Windows-Programme entwickelt. In seiner Freizeit arbeitet Kaiser nun an seiner Android-App Wallbox-Steuerung für E-Autos. Sie misst die Stromflüsse im Haus und weist der Wallbox den überschüssigen Strom zu. Das Konzept ist simpel: Fließt Strom aus dem Haus ins öffentliche Netz, ist offenbar Solarenergie übrig – der Nissan wird geladen. Fließt dagegen Strom aus dem Netz ins Haus, etwa bei schlechtem Wetter oder wenn im Haushalt gerade viele Verbraucher laufen, dann stoppt der Ladevorgang. Die App ist kompatibel mit etlichen PV-Wechselrichtern, Smart Metern, Heimspeichern oder anderen Stromflussdaten-Messgeräten sowie den gängigsten Wallboxen.