MIT Technology Review 8/2022
S. 14
Titel
Diversität

Frauen vor!

Seit Jahren wird vor der massiven Ungleichheit in Wissenschaft und Techbranche gewarnt. Erfolgreiche Teams müssen divers sein, heißt es. Allein: Es tut sich fast nichts. Woran liegt das? Und was hilft?

Eva Wolfangel

Lippenbekenntnisse sind nichts, womit sie sich zufriedengibt, das macht Sheila Beladinejad bei ihrem Vortrag auf der Stuttgarter Messe klar. 5 Key Factors That Can Attract Investors to an AI company lautet der Titel ihres Vortrags. Im Publikum sitzen junge Gründerinnen und Gründer sowie Forschende aus der Informatik, die überlegen, ein Start-up zu gründen. Sie hängen an den Lippen der Frau, die seit mehr als 20 Jahren in der Techbranche aktiv ist und Investoren berät. Von ihrem Urteil hängt oft das Schicksal eines Start-ups ab. Neben einem tragfähigen Businessplan und der Wahl der richtigen KI-Methoden hat Beladinejad auch „Mangel an Diversität als hohes Risiko“ auf ihren Folien. „Überseht das nicht“, sagt sie und schaut streng ins Publikum.

Ein Team, das fast ausschließlich aus weißen Männern besteht, sei ein Risikofaktor, warnt sie. Beladinejad ist keine Frauenrechtlerin. Sie würde sich am liebsten weiterhin hauptsächlich mit Künstlicher Intelligenz und Robotik beschäftigen, denn das sind die Themen, die sie eigentlich bewegen. Sie hat unter anderem in der Telekommunikationsbranche gearbeitet, und wer genauer nachfragt, dem fliegen jede Menge Fachbegriffe um die Ohren.