MIT Technology Review 3/2023
S. 110
Review
Meinung

Kampf gegen die Hydra

Die EU-Kommission plant, auf einen Schlag rund 10 000 Fluorchemikalien, sogenannte PFAS, zu verbieten. Für das Verbot einer so großen Stoffgruppe gibt es bisher kein Vorbild – aber gute Gründe.

In der griechischen Mythologie war die Wasserschlange Hydra ein vielköpfiges Ungeheuer. Verlor sie einen Kopf, wuchsen schnell zwei neue nach. Ihr Atem vergiftete Felder, Gewässer und jene, die ihr zu nah kamen. Sie galt, bis es Herakles gelang, sie doch zu töten, als unsterblich. Nun haben Umweltforschende und Mediziner eine Art Neuzeit-Hydra ausgemacht: PFAS, die Stoffgruppe der per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen.

Die künstlichen Substanzen haben sich praktisch überall in der Umwelt verteilt, manche sind giftig – und auch wenn der Stoffgruppe keine neuen Köpfe wachsen, so kommen doch immer neue Varianten hinzu. Sobald eine Fluorchemikalie wegen erwiesener Gesundheitsrisiken reguliert wird, gehen die Hersteller mit diversen neuen, oft chemisch ähnlichen Varianten an den Start, die nicht unbedingt weniger gefährlich sein müssen. Mittlerweile sind mehr als 10 000 verschiedene PFAS bekannt.