MIT Technology Review 3/2023
S. 54
Titel
Wasserkraft

Wasser marsch!

Wasserkraft spielt in Deutschland nur eine untergeordnete Rolle – zu gering die geografischen Potenziale, zu groß die ökologischen Probleme. Doch das könnte sich ändern: Forscher suchen neue Wege, um schonend und verlässlich Strom zu produzieren.

Manuel Heckel

In der Isar schwimmen in wenigen Wochen ein paar neue Fische. Zwei Meter dreißig breit, drei Meter lang, knapp 90 Kilogramm schwer, am Flussgrund verankert – und künftig unter besonderer Beobachtung. Diese „Energyfische“ des Start-ups Energyminer sollen helfen, eine neue Generation an Wasserkraftanlagen in der Praxis zu erproben. „Wasserkraft ist als grundlastfähige Energieform eine sehr wichtige Stütze“, sagt Gründer Georg Walder. Ökologisch erwartet er keinerlei Probleme: „Die Anlagen fügen sich unscheinbar in das Bild der Natur ein.“

Die Kleinwasserkraftwerke Energyfish sollen in einem Nebenarm der Isar unweit des Tierparks in München erprobt werden., Foto: Energyminer
Die Kleinwasserkraftwerke Energyfish sollen in einem Nebenarm der Isar unweit des Tierparks in München erprobt werden.
Foto: Energyminer

Es ist einer von vielen Versuchen, einer uralten Energiequelle zu einem Comeback zu verhelfen. Bis 2000 sorgte Wasserkraft noch für den größten Anteil der erneuerbaren Stromproduktion in Deutschland. Dann zogen Photovoltaik-, Windkraft- und Biomasseanlagen davon. Heute entstehen hierzulande etwa 15 bis 19 Terawattstunden (TWh) Strom jährlich in den Laufwasser-, Speicher- oder Pumpspeicherkraftwerken. Braunkohlekraftwerke lieferten im vergangenen Jahr 107 TWh, Windkraftanlagen sogar 123 TWh. Die Wasserkraft hat einen Anteil von gerade einmal etwa drei bis vier Prozent am deutschen Bruttostromverbrauch.