MIT Technology Review 5/2023
S. 54
Report
Renaturierung
Blühende Landschaften aus Ruinen schaffen: Das ist das Ziel des Parkprojekts PELT am Rande von Mexiko-Stadt.
Blühende Landschaften aus Ruinen schaffen: Das ist das Ziel des Parkprojekts PELT am Rande von Mexiko-Stadt.
Foto: picture alliance / REUTERS

Feuchtgebiet statt Flughafen

In Mexiko-Stadt entsteht aus einer Flughafenruine ein Ökopark der besonderen Art. Der Park soll den Grundwasserpegel stabilisieren, vor Überschwemmungen schützen, die Artenvielfalt steigern – und ein Besuchermagnet werden.

Matthew Ponsford (Übersetzung: Andrea Hoferichter)

Als die Azteken auf der Suche nach einer neuen Heimat das Land ihrer Vorfahren, Aztlán, verließen, folgten sie den Anweisungen des Sonnengottes Huitzilopochtli. Seine Prophezeiung führte sie 1325 an einen salzigen Sumpf in der tiefsten Stelle des Mexiko-Beckens. „Zwischen Schilf und Büschen entdeckten sie einen Adler, der auf einem Kaktus hockte und eine Schlange verschlang“, schreibt der Dichter Homero Aridjis. „Das war das Zeichen, auf das sie gewartet hatten, und dort, inmitten der Salz- und Süßwasserlagunen, nahmen ihre Priester den Ort durch rituelle Tauchbäder in Besitz.“ In den Sümpfen des Texcoco-Sees errichteten sie die schwimmende Stadt Tenochtitlan.

Im Jahr 1520 erreichte der spanische Eroberer Hernán Cortés die Stadt, die damals schon 200 000 Einwohner hatte, mehr als die Hauptstädte der Alten Welt wie Lissabon oder Paris. Ein solch komplexes System aus künstlichen Inseln hatten die Spanier noch nie zuvor gesehen – eine wasserbautechnische Meisterleistung, die vom Philosophenkönig der Stadt, Nezahualcóyotl, entwickelt worden war. Fünf Jahrhunderte später ist das Wunderwerk im Grunde verschwunden – trockengelegt von den Kolonisten, die Tenochtitlan zerstörten, seine Nebenflüsse für die Landwirtschaft anzapften und das Seebett zupflasterten, um die zweitgrößte Metropole Amerikas zu errichten: Mexiko-Stadt, die Heimat von mehr als 21 Millionen Menschen.