MIT Technology Review 6/2023
S. 82
Report
Produktentwicklung
Farbige Klebezettel gelten als Markenzeichen des Design Thinking. Sie helfen beim Visualisieren von Gedanken.
Farbige Klebezettel gelten als Markenzeichen des Design Thinking. Sie helfen beim Visualisieren von Gedanken.
Foto: picture alliance / Associated Press

Viele Post-its, wenig Ertrag

„Design Thinking“ versprach, Innovationen zu demokratisieren. Doch möglicherweise hat der Ansatz das Gegenteil bewirkt. Was ist schiefgelaufen?

Rebecca Ackermann (Übersetzung: Veronika Szentpétery-Kessler)

Als die US-Amerikanerin Kyle Cornforth 2011 zum ersten Mal die Geschäftsräume des internationalen Design- und Beratungsunternehmens Ideo in San Francisco betrat, fühlte sie sich in einer völlig neuen Welt. Damals leitete sie das gemeinnützige „Edible Schoolyard Project“, das Schülern eine umweltfreundliche und gesunde Ernährung über Schulgärten und Kochprojekte näherbringen wollte. Mithilfe von Ideo.org, einem sozial ausgerichteten Spin-off von Ideo, wollte Cornforth die gängigen Konzepte für das Mittagessen in Schulen überdenken.

Die als „Design Thinking“ bezeichnete Denkmethode für disruptive Innovationen ist eine Variante des erfinderischen Denkens, die unter anderem Airbnb (siehe Kasten S. 86) zum Erfolg verholfen hat, in den letzten Jahren aber zunehmend in die Kritik geraten ist. Ziel des sechsstufigen Prozesses ist es, komplexe Probleme zu lösen und bahnbrechende Ideen für Produkte oder Dienstleistungen zu entwickeln. Im Zentrum des Konzepts steht Empathie. Sie soll helfen, die wahren Bedürfnisse der Nutzer herauszufinden. Diesen Fokus auf den Menschen will Design Thinking mit den unter Ingenieuren und Managern üblichen Zielen der technischen Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit verbinden – und damit den Weg zu Innovationen gewissermaßen demokratisieren.