MIT Technology Review 3/2024
S. 102
Review
Meinung

Alle Daten bitte aussteigen!

Echtzeitdaten zu Zugverspätungen werden teilweise immer noch nicht zwischen europäischen Nachbarländern ausgetauscht. Dabei gäbe es eine einfache Abhilfe.

Ein Zug im Nirgendwo – und die Bahn-App weiß leider häufig auch nicht, wo er gerade steckt. , Foto: Deutsche Bahn AG
Ein Zug im Nirgendwo – und die Bahn-App weiß leider häufig auch nicht, wo er gerade steckt.
Foto: Deutsche Bahn AG

„Ich rechne damit, dass wir 2021, 2022 oder 2023 so weit sind, dass wir in Teilen unseres Netzes vollautomatisch fahren können“, sagte der damalige Bahnchef Rüdiger Grube 2016 in einem FAZ-Interview. Ziemlich schlecht gealtert, diese Aussage. Heute sind autonome Züge – zumindest im Fernverkehr – nicht nur nicht in Sicht: Der Bahn fehlen immer noch die grundlegendsten digitalen Daten.

Das durfte ich erleben, als ich kürzlich mit der Bahn von Kopenhagen nach Hannover gefahren bin. Der EC 399 fuhr in Kopenhagen schon mit mehr als einer Stunde Verspätung ab. Davon wussten aber weder der DB-Navigator noch die Bahn-Webseite. Sie wähnten den Eurocity schon in Odense, als er Kopenhagen noch nicht einmal verlassen hatte. Erst als der Zug eigentlich die deutsche Grenze hätte passieren sollen, zeigten sie plötzlich die reale Verspätung an. Zu diesem Zeitpunkt war sie schon seit rund dreieinhalb Stunden bekannt. Hätte man rechtzeitig eine Brieftaube vorausgeschickt (circa 200 Kilometer Luftlinie), hätten die Bahngäste deutlich früher gewarnt werden können.