"God of War": So läuft die PC-Umsetzung

Sonys Götter-Klopperei "God of War" kommt endlich auf den PC. Technisch ist die Umsetzung gelungen, doch verhindern Kleinigkeiten den Aufstieg in den Olymp?

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Inhaltsverzeichnis

Mit "God of War" bringt Sony einen seiner Vorzeigetitel aus der PS4-Ära endlich auch auf Windows-PCs. Obwohl das Spiel bald vier Jahre auf dem Buckel hat, gehört es immer noch zu den besten Action-Spielen und hebt sich auch dank seiner interessanten Geschichte und der Inszenierung angenehm von vielen aktuellen Konkurrenten ab.

Nachdem Sonys anderer Vorzeigetitel Horizon Zero Dawn zumindest anfangs auf dem PC nicht rund lief, muss "God of War" aber zeigen, dass Sony in Sachen Portierung gelernt hat. Wir haben uns daher erneut aufgemacht, der nordischen Götterwelt auf die Pelle zu rücken und unterwegs allerlei Monster zu schnetzeln. Dabei haben wir uns insbesondere die technische Umsetzung angeschaut, denn spielerisch und inhaltlich gleichen sich die verschiedenen Fassungen.

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Für PC-Spieler gibt es deutlich mehr Einstellmöglichkeiten, wie zusätzliche Grafikoptionen und eine Maus- und Tastatursteuerung. Unterstützung gibt es für Nvidias Upsampling-Technik DLSS 2.0 und AMDs FSR, es ist also prinzipiell möglich, hohe Auflösungen und maximale Details auch auf schwächeren Grafikkarten zu erreichen.

Als PC-Spieler hat man die freie Wahl der Auflösung und kann sogar auf Ultrawide-Displays ohne schwarze Trauerränder in 21:9 spielen. Der Unterschied mag subtil sein, doch es lässt das Spiel ein wenig offener erscheinen. Denn während man Kratos wie gewohnt ziemlich nah und groß im Blickfeld hat, ist das Sichtfeld insgesamt ein wenig größer. Den Zwischensequenzen in Spielgrafik schadet das ebenfalls nicht.

Das 21:9-Ultrabreitbildformat tut dem Spiel stellenweise richtig gut und unterstützt die cineastische Darstellung.

Das Spiel bringt einige vorkonfigurierte Grafikprofile mit, die originale Playstation-4-Grafik ist dabei nur die zweite Stufe von vier. Während der einzige Unterschied zwischen PS4 und PS4 Pro die Bildrate oder wahlweise eine höhere Auflösung war, sind nun tatsächlich auch mehr Grafikdetails drin. PC-Spieler mit ausreichend potenter Hardware erhalten also auf Wunsch eine hübschere Optik.

Für unsere Tests kam ein Intel Core i9-i9900K mit acht Kernen und eine Grafikkarte mit Nvidia GeForce RTX 2060 Super zum Einsatz. Wenig überraschend reichen deren Leistungen aus, um in Full-HD-Auflösung und originaler PS4-Grafik in jeder Situation deutlich über 60 Bilder pro Sekunde (fps) zu erreichen. Mit allen Details auf dem Maximum (Ultra und Reflexion auf Ultra+) wird es dagegen schon knapp, hier fällt die Bildfrequenz in Szenen mit vielen Gegner schon mal auf unter 50 fps.

Mit Karten vom Schlage einer Nvidia RTX 2060 Super oder GTX 1080 kommt man bei vollen Details meist noch auf über 60 Bilder in Full HD. In offenen Landschaften und mit vielen Gegner fällt die Framerate aber etwas ab

"God of War" ist also durchaus anspruchsvoll, was die Hardware angeht. Für durchgehend 60 fps sollte es eine aktuelle GeForce RTX 3060 Ti oder eine Radeon RX 6700 XT sein – wohlgemerkt in Full HD. In WQHD (2560 × 1440) oder 4K (3840 × 2160 Pixel) steigen die Anforderungen deutlich, hier halten nur noch aktuelle High-End-Karten wie GeForce GTX 3080 oder Radeon RX 6900 XT im Schnitt die 60 fps. Alternativ schraubt man die Details auf Playstation-Niveau zurück, das bringt durchweg einen ordentlichen Leistungsgewinn, sodass auch Mittelklasse-Grafikkarten wie eine GTX 1060 noch auf spielbare Frameraten kommen sollten.

Optisch ist der Unterschied sichtbar, aber nicht gewaltig. Die Grafik wirkt mit vollen Details schärfer und plastischer, Schatten sehen beim genauen Hinsehen besser aus, weil unter anderem die verbesserte Umgebungsverdeckung (Ambient Occlusion) für realistischere Schattenwürfe sorgt. Die etwas höher aufgelösten Texturen und andere Feinheiten fallen aber meist erst im direkten Vergleich auf. Denn die schicke Inszenierung kaschierte schon auf der PS4 sehr viel von den technisch bedingten Einschränkungen und stellt die schnellen Kämpfe spektakulär und die Story-Elemente angemessen episch dar.

Generell sind hier und da Objekte etwas zu kantig, auch manche Textur könnte mehr Schärfe vertragen. Die Welt wird auf dem PC auch nicht detailreicher, kahl wirkt die Landschaft aber selten. Insgesamt bleibt "God of War" trotz seines Alters ein sehr gut aussehendes, stimmiges Spiel.

Im direkten Vergleich sieht man den Unterschied zwischen Original-PS4-Grafik (oben) und vollen PC-Details (unten): Schatten sehen besser aus, Texturen schärfer. Hübsch ist beides und die PS4-Grafik deutlich anspruchsloser.

Reicht die Leistung der Grafikkarte nicht für die maximalen Details, gibt es diverse Möglichkeiten, die Bildrate zu erhöhen. Im Vollbild, hier nur als rahmenloser Fenstermodus möglich, läuft das Spiel grundsätzlich mit der Desktop-Auflösung. Daher muss man diese wahlweise vorher herabsetzen oder im Fenster spielen, wenn man in einer geringeren Auflösung spielen möchte. Alternativ lässt sich die Renderauflösung unter 100 Prozent drücken, sodass das Spiel intern mit einer kleineren Auflösung berechnet wird. Allerdings wird das Bild dann entsprechend unscharf.

Daher sollte man immer Nvidia DLSS oder AMD FSR einsetzen, sofern die Grafikkarte diese Grafikfunktionen unterstützt. Insbesondere DLSS spart nicht nur Leistung, sondern bringt auch ein scharfes Bild zustande. Im Qualitätsmodus ist die Darstellung im Vergleich zum Normalmodus ebenbürtig oder sogar leicht im Vorteil, denn die manchmal etwas überschärften Details gleichen die feiner dargestellten Kanten und Linien aus.

AMDs FSR ist nicht so scharf wie das DLSS von Nvidia, sorgt aber auch für einen ordentlichen Performancegewinn.

Da kann FSR prinzipbedingt zwar nicht mithalten, besser als das reine Upscaling im Spiel ist es aber allemal. Damit es nicht allzu unscharf wird, sollte es aber eine der beiden höchsten Stufen "Qualität" oder "Ultra-Qualität" sein. Dann zeigt FSR deutlich sein Potenzial. Hier und da flimmerte das Bild leicht, aber selten störend.

Das Kampfsystem von "God of War" ist anspruchsvoll, gut getimtes Blocken und Zuschlagen ist gerade in höheren Schwierigkeitsgraden ebenso essenziell wie ein schnelles und präzises Ausweichen. Was auf der Playstation mit etwas Übung wunderbar von der Hand geht, gestaltet sich am PC teilweise etwas haklig.

Die Steuerung mit dem Xbox-Gamepad ist nicht so gut gelungen wie auf der Konsole. Dafür sorgt die zu große Deadzone beim Bewegen der Analogsticks. Es dauert hier also einen Bruchteil länger, bis Kratos auf eine Eingabe reagiert und das kann schnell tödlich enden. Leider lassen sich die Deadzones nicht konfigurieren.

Begrüßenswert ist die Unterstützung von Maus und Tastatur, die so manche Rätsel dank höherer Präzision erleichtern. Im Kampf bleibt das Gamepad überlegen, weil es weniger auf punktgenaues Zielen als auf das Timing ankommt. Zumal auch der Kratos-Sohnemann mit seinem Bogen immer wieder per Tastendruck eingesetzt werden will oder die Axt zurückgeholt werden muss.

Wer eine Nvidia-Karte ab der GTX-900-Serie besitzt, kann mithilfe von Nvidia Reflex versuchen, die Latenz im Spiel zu verkürzen. Gerade bei hohen Auflösungen bringt das einige Millisekunden zwischen Steuerungseingabe und Bildausgabe. Die Verbesserungen sind subtil und für die meisten Spieler nicht zu erfassen. Beim beständigen Ausweichen und Blocken mag es aber die ein oder andere Aktion mehr gelingen lassen.

Update 14.1. 18:10 Uhr: Die Probleme mit einer zu großen Deadzone lässt sich in der Steam-Version beheben. Öffnen Sie dazu den Punkt Controller in den Steam-Einstellungen und klicken dort auf "Allgemeine Controllereinstellungen". Haken Sie dort Ihr Eingabegerät an, eventuell wird dann ein Neustart fällig. Anschließend lässt sich im gleichen Menü das erkannte Gamepad konfigurieren. Klicken Sie auf Kalibrieren und stellen Sie dann die "Totzone" für einen oder beide Analogsticks ein.

Die Neuauflage von "God of War" bleibt auch auf dem PC ein hervorragendes Spiel. Die Inszenierung ist gelungen und die Kämpfe entfalten eine ungeheure Wucht. Wer dem Spielprinzip etwas abgewinnen kann, wird auch zum Vollpreis glücklich. Die Jahre merkt man "God of War" spielerisch und grafisch kaum an.

Die Grafikverbesserungen sind zwar hardwarehungrig, geben dem Spiel aber optisch einen willkommenen Feinschliff. Das reicht zwar nicht mehr zur absoluten Topliga, ist aber immer noch sehr schick. Zumal Sony erfreulicherweise dem PC-Spieler entgegenkommt – mit vielen Einstellmöglichkeiten und der Unterstützung für DLSS und FSR. Dazu kommt die Kompatibilität mit Ultrabreitbild-Monitoren, was dem Spiel einiges von seiner Enge nimmt und etwas mehr Übersicht schafft

Kein Grund zur Trauer: God of War macht auf dem PC eine gute Figur.

Die Steuerung konnte uns nicht komplett überzeugen: Einerseits fehlte die Möglichkeit, die Deadzone der Analogsticks zu verkleinern. Eine Kleinigkeit, bei anspruchsvollen Gameplay aber gewöhnungsbedürftig im direkten Vergleich zur PS5. Update: Dies lässt sich aber in den Steam-Einstellungen beheben. Die Bedienung per Maus und Tastatur taugt zum Durchspielen, bleibt bei der Agilität aber etwas zurück. Beides fällt nach ein paar Stunden Spielzeit allerdings kaum noch auf.

"God of War" erlebt auf dem PC also keine Götterdämmerung, ist aber weitgehend fehlerfrei und eine der besten Konsolen-Portierungen. (asp)