"Moss: Book II" angespielt: Rückkehr des zauberhaften VR-Dioramas

"Moss" mauserte sich schon 2018 zum Fan-Liebling für PlayStation VR. Auch Teil 2 führt durch wunderhübsche, händisch manipulierbare Dioramen.

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(Bild: Polyarc)

Lesezeit: 5 Min.
Inhaltsverzeichnis

Endlich geht es weiter: Obwohl schon vier Jahre seit dem Release von Polyarcs Puzzle-Plattformer "Moss" verstrichen sind, lässt mich der Nachfolger sofort wieder in der angenehm entschleunigten Fantasy-Welt versinken. "Moss: Book II" ist vorerst nur für PlayStation VR erhältlich und schließt direkt an die Handlung des Vorgängers an. Nach der Befreiung von Onkel Argus muss Mäuseheldin Quill einen geflügelten Tyrannen von seinen apokalyptischen Plänen abbringen. Dabei benötigt die knuffig animierte Maus erneut die Hilfe des übergroßen Spielers aus der Außenwelt.

Als Leser eines mystischen Buches kommen mir magische Kräfte zu. Während ich die Maus direkt mit dem Joystick durch die detailverliebten Dioramen steuere, helfe ich immer wieder persönlich mit dem räumlich getrackten PS4-Controller nach. Ist Quill auf eine Plattform gehüpft, lehne ich mich auf dem Sofa sitzend nach vorne, packe den Boden unter ihren Mäusefüßchen mit einer Trigger-Taste und bewege ihn zur nächsten Anhöhe. So gelangt sie mit kleinen Hopsern sicher zur nächsten Wendeltreppe oder zu einem Geheimgang.

Hinter kleinen Abzweigungen warten nicht selten geheime Schriftrollen und Kostüme auf ihre Entdeckung. Besitzerinnen und Besitzer einer PlayStation 5 brauchen für die "händischen" Tricks übrigens zwingend den alten PS4-Controller mit seinem Tracking-Licht: Der nötige Adapter für die PS4-Kamera lässt sich kostenlos bei Sony anfordern.

"Moss: Book II" angespielt (5 Bilder)

Die deutsche Erzählerin übertreibt es wieder ein wenig mit der kindgerechten Betonung.    (Bild: heise online)

Die ständigen Interaktionen mit der kleinen Heldin sind erneut das Highlight des Abenteuers. Der Ideenreichtum und Feinschliff von "Astro Bot: Rescue Mission" wird zwar nicht erreicht, trotzdem ist die Kooperation sehr charmant umgesetzt. In Kämpfen mit Schwert oder Wurfstern ziehe ich manche der aufdringlichen Gegner einfach per Bewegungssteuerung zur Seite. So wird Quill nicht von allzu vielen Klingenkäfern und explosiven Flöhen überrannt. Das Kampfsystem bleibt mit seinen wenigen Attacken schlicht, fügt sich aber unterhaltsam in die Rätsel ein. Auch die neuen Fähigkeiten wirken bislang gelungen: Mit dem Licht des Controllers zeichne ich Brücken und Ranken in die verwinkelten VR-Räume.

Am meisten Spaß hatte ich als Pinball-Fan mit den Kugel-Gegnern, die sich über Rampen flippen lassen. Mit offiziell rund sechs bis acht Spielstunden scheint auch Kapitel 2 recht kurz auszufallen. Daher verrate ich lieber noch nicht zu viele über die neuen Tricks. Das Schönste an den tendenziell einsteigerfreundlichen Rätseln ist, dass ich mich immer wieder nach vorne lehnen und in der Kulisse umschauen muss. Nur so stoße ich in geheimen Winkeln auf die passenden Wege, Tricks und Schalter.

Im Schloss oder auf idyllisch verschneiten Berggipfeln geht es zwischendurch auch zurück in schon durchquerte Areale. Frisch gefundene Fähigkeiten eröffnen dann neue Wege, allerdings bei Weitem nicht so offen strukturiert wie in "Metroid" & Co. Manchmal sorgt dabei das etwas unsaubere, betagte PSVR-Tracking für Ärger. Vor allem an den Rändern driftet der blaue glühende Interaktions-Marker des Controllers gerne einmal zur Seite.

Noch ärgerlicher sind einige Bugs, dank derer ich ahnungslos durch die Kulisse irrte. Im Garten etwa verlernte Quill zwischendurch das wichtige Klettern an Ranken. Manchmal bewegte sie sich sogar überhaupt nicht mehr – oder ein wichtiger Gegner landete außerhalb meiner Reichweite. In solchen Fällen hilft nur noch der letzte Speicherpunkt weiter. Glücklicherweise speichert das Spiel nach jedem Ortswechsel automatisch ab. Bei Rätselproblemen kann ich also nur dazu raten, sie nicht zu lange auf die vermeintliche eigene Unfähigkeit zu schieben und im Zweifelsfall einen früheren Spielstand zu laden.

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Auch in "Moss: Book II" steckt erneut ein zauberhafter Rätselplattformer mit einer faszinierenden Einbindung des Spielers. Selbst vier Jahre nach Teil 1 erinnern die behutsamen Änderungen eher an ein Add-on. Trotzdem gehört der Titel zusammen mit "Wanderer" zu den bislang hübschesten VR-Spielen des Jahres. Die feste Kameraperspektive mit sanften Überblendungen macht das Erlebnis sehr komfortabel, selbst für VR-Anfänger oder empfindliche Naturen.

Schade allerdings, dass das Spiel unfertig veröffentlicht wurde und einige Bugs gelegentlich den Spielfluss stören. Ich hoffe auf eine fehlerfreies Remaster, das eines Tages für die geplante PlayStation VR 2 erscheint, am besten im Bundle mit dem ersten Kapitel. Noch ist nichts dergleichen angekündigt – es wäre aber ein schöner Weg, die liebevollen Dioramen noch mehr Spielern zugänglich zu machen. Auch Buch 2 dürfte zudem wieder Umsetzungen für Meta Quest (2) und PC-VR bekommen. Schon beim Vorgänger waren entsprechende Ports nur eine Frage der Zeit.

"Moss: Book II" ist am Freitag, 1. April 2022 als Download für PlayStation VR erschienen. Der Preis liegt bei 39,99 Euro. USK ab 12. Wir haben auf einer PS4 Pro gespielt, auf der die statischen Kulissen fast immer flüssig und sauber blieben.

(dahe)