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NUC 11 Extreme im Test: Intels Gaming-PC mit Platz für ausgewachsene Grafikkarte

| Mark Mantel

Intel stattet den Gaming-PC NUC 11 Extreme mit einer aufgebohrten 10-nm-CPU aus, die auf einer modularen Karte sitzt. Wir haben uns den PC näher angeschaut.

Intel hat den zweiten Desktop-PC der Serie Next Unit of Computing (NUC) vorgestellt, der eine leistungsfähige Grafikkarte zum Spielen aufnimmt. Der NUC 11 Extreme alias Beast Canyon setzt wie sein Vorgänger auf ein sogenanntes Compute-Element – eine Steckkarte mit aufgelötetem Achtkernprozessor und Slots für bis zu 64 GByte DDR4-3200-RAM (in Form von SO-DIMMs) sowie mehrere PCI-Express-SSDs.

Um diese Steckkarte herum baut Intel den PC auf. Die Basisplatine mit PEG-Slot – ein Mainboard im klassischen Sinn benötigt das Gerät nicht – nimmt eine eigenständige Grafikkarte auf. Da das Gehäuse mit 8,1 Litern Volumen (357 mm × 189 × 120 mm) deutlich größer ausfällt als noch der Vorgänger mit 5,2 Litern, passen jetzt bis zu 305 mm lange Grafikkarten hinein.

Die Kombination aus neuem Compute-Element und Platz für noch längere Grafikkarten soll den bislang leistungsstärksten NUC-PC ermöglichen. Als Prozessor kommen wahlweise der Core i9-11900KB oder der Core i7-11700B zum Einsatz. Anders als die Desktop-Serie Core i-11000 (Rocket Lake) entstammen die B-Modelle der Tiger-Lake-Familie für Mobilprozessoren, setzen also auf 10-Nanometer-Strukturen und aktuelle Willow-Cove-Architektur anstelle von 14-nm-Technik und Cypress Cove. Der Nachteil: Die CPU sind aufgelötet und lässt sich deshalb nicht einzeln tauschen. Wer diese künftig aufrüsten möchte, benötigt ein neues, mindestens 600 Euro teures Compute-Element.

Das Compute-Element bildet fast einen kompletten PC. Es beherbergt die CPU, zwei SO-DIMMs, M.2-SSDs und stellt einige Anschlüsse bereit: zweimal Thunderbolt 4, sechsmal USB 3.2 Gen 2 (10 GBit/s) Typ A, NBase-T-Ethernet mit 2,5 GBit/s und HDMI 2.0 für den Betrieb eines Monitors mit der integrierten GPU.

(Bild: Intel)

Grafikkarten dürfen zwei Steckplätze belegen (Dual-Slot), sodass sich maximal eine GeForce RTX 3080 Ti oder Radeon RX 6800 verbauen lässt, sofern der Kartenhersteller nicht überbreite Kühler draufpackt. Den dafür nötigen Strom liefert ein Netzteil im SFX-Format hinter der Front mit einer Ausgangsleistung von 650 Watt. Intel verwendet das modulare FSP-Modell FSP650-57SAB mit einer Zertifizierung nach 80 Plus Gold und gibt Grafikkarten mit einer Leistungsaufnahme von bis zu 350 Watt frei. Wer die Angaben ausreizt, muss allerdings mit einer lauten Geräuschkulisse rechnen.

Intel hat uns ein NUC 11 Extreme mit Core i9-11900KB (8 Kerne, 3,3 GHz, Turbo: 5,3 GHz), 16 GByte DDR4-3200-RAM im Dual-Channel und Asus' GeForce RTX 3060 Dual zur Verfügung gestellt. Die Daten des Prozessors entsprechen weitgehend dem Notebook-Topmodell Core i9-11980HK [1], allerdings darf er im NUC dauerhaft 65 statt 45 Watt aufnehmen. Im Render-Benchmark Cinebench R23 reichte das für 1671 Punkte in Singlethreading-Durchgang und knapp 12.000 Punkte im Multithreading-Test.

Zum Vergleich: Ein einzelner Rechenkern der Desktop-CPU Core i9-11900K [2] absolviert den Benchmark nur unwesentlich schneller, allerdings arbeiten die Desktop-Achtkerner bei Vollauslastung durch die höhere Thermal Design Power (TDP) von 125 Watt deutlich flotter. Im Cinebench R23 sind so mehr als 15.500 Punkte drin. Ähnlich fallen die Ergebnisse in den 3DMark-Tests aus. In der Fire-Strike-Szene etwa schafft der Core i9-11900KB maximal 25.900 Punkte, ein Core i9-11900K hingegen 28.000 und mehr.

Benchmarks Intel NUC 11 Extreme (Core i9-11900KB, 16 GByte DDR4-3200, GeForce RTX 3060)
Benchmark Ergebnis
Cinebench R23 (Single) 1671 Punkte
Cinebench R23 (Multi) 11.929 Punkte
3DMark Fire Strike CPU-Score 25.914 Punkte
3DMark Timespy CPU-Score 10.980 Punkte
Blender Classroom 626 Sekunden

Die 3D-Leistung hängt natürlich maßgeblich von der verwendeten Grafikkarte ab. Wer nicht spielen möchte, greift besser zu einem kleineren NUC beziehungsweise PC mit integrierter Grafik.

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Die Kühlung bleibt beim NUC 11 Extreme ein Problem. Zwar nutzt Intel die zusätzliche Tiefe des Gehäuses, um im Deckel drei 92 mm große Axiallüfter unterzubringen, die Kühlfläche für den Prozessor bleibt aber durch den Platz im Compute-Element limitiert. Folglich dreht der Radiallüfter in der Karte bei CPU-Last schnell hörbar auf.

Mit weniger als 1 Sone unter CPU-Volllast durch Prime95 ist das System zwar nicht furchtbar laut, allerdings läuft die Lüftersteuerung ab Werk unruhig, sodass die Lüfter immer wieder merklich hoch- und herunterdrehen und dadurch negativ auffallen.

Bei gleichzeitiger Volllast der eingesetzten Asus GeForce RTX 3060 Dual durch Furmark stieg die Lautheit auf hohe 2,4 Sone, gemessen in 50 cm Entfernung. Das lag nicht nur an den Grafikkartenlüftern, denn durch eine Kunststoffführung saugt das Compute-Element seine Frischluft von der Rückseite durch eine PCI-Blende an – genau dort, wo die Grafikkarte einen Teil ihrer Abwärme herauspustet (im Falle von Blower-Modellen mit Radiallüfter die komplette).

Geräuschmessungen Intel NUC 11 Extreme (Core i9-11900KB, wahlweise mit GeForce RTX 3060)
Lastzustand Ohne Grafikkarte Mit Asus GeForce RTX 3060 Dual
Idle < 0,1 Sone < 0,1 Sone
Prime95 (CPU-Last) 0,54 Sone 0,7 Sone
Furmark (GPU-Last) 0,11 Sone 2,09 Sone
Prime95 + Furmark (CPU- + GPU-Last) 1,14 Sone 2,38 Sone

Intel verkauft den NUC 11 Extreme ausschließlich als Barebone-Kit, also ohne Datenträger, RAM und Grafikkarte. Um die nötigen Komponenten einzubauen, muss man zunächst beide Seitenteile lösen, den Deckel samt Lüfter an einer Seite umklappen, die Kunststoffverkleidung an der Rückseite entfernen, eine Blende an den PCI-Slot-Schrauben lösen und dann das Compute-Element herausnehmen. Das wirkt in Anbetracht der Größe unnötig kompliziert und funktioniert bei ähnlich großen Mini-ITX-Gehäusen wie dem DAN Cases A4-SFX besser.

Generell kommt viel Kunststoff zum Einsatz – außer dem Mesh-Gitter besteht fast die komplette Außenverschalung daraus.

Intel NUC 11 Extreme geöffnet (2 Bilder) [4]

[5]
In den NUC 11 Extreme passt eine bis zu 305 mm lange Grafikkarte. Verwendet man eine kürzere, bleibt mehr Platz für die Kabel übrig.
(Bild: c't)

Am Ende des Tests haben wir uns gefragt, wen Intel mit dem NUC 11 Extreme ansprechen möchte. Der erste NUC mit vergleichsweise leistungstarker GPU aus der 8er-Serie (Hades Canyon) setzte noch auf ein flaches, charmant kleines 1,2-Liter-Gehäuse, bot für damalige Verhältnisse aber trotzdem eine passable Leistung. Intel kaufte damals eine Radeon-GPU samt HBM2-Stapelspeicher von AMD zu, die direkt auf dem CPU-Träger saß. Der NUC 9 Extreme (Ghost Canyon) wuchs mit dem modularen Compute-Element und Platz für eine Grafikkarte schon deutlich an, der NUC 11 Extreme ist jetzt nur noch bedingt als Mini-PC zu bezeichnen.

Mit 1150 bis 1350 US-Dollar (970 bis 1140 Euro plus Mehrwertsteuer) verlangt Intel eine Menge Geld für das Barebone, zumal die Kosten für die derzeit teure Grafikkarte noch hinzukommen. Für weniger Geld erreicht man mit einem Selbstbau eine ähnliche Leistung in einem nahezu gleich großen Gehäuse wie dem DAN Cases A4-SFX mit einem Mini-ITX-Mainboard.

Nachfolgend eine Beispiel-Zusammenstellung, wie so ein PC aussehen kann – alternativ ist so etwas auch mit AMD-Komponenten möglich. Thunderbolt 4 gibt es bei Z590-Mainboards [6] für rund 100 Euro Aufpreis.

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[1] https://www.heise.de/news/Intels-Tiger-Lake-H45-tritt-gegen-den-AMD-Ryzen-5000H-an-6041517.html
[2] https://www.heise.de/tests/Intels-Ryzen-5000-Konter-Rocket-Lake-S-im-Test-In-der-Mittelklasse-hui-6001835.html
[3] https://www.heise.de/ct/
[4] https://www.heise.de/bilderstrecke/bilderstrecke_6150512.html?back=6150347
[5] https://www.heise.de/bilderstrecke/bilderstrecke_6150512.html?back=6150347
[6] https://www.heise.de/preisvergleich/?cat=mbp4_1200&xf=17969_tb4exist~4400_Mini-ITX&cs_id=1206858352&ccpid=hocid-ct
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