Nintendo Switch OLED ausprobiert: Das Display macht den Unterschied

Das OLED-Panel der neuen Nintendo Switch ist ein starkes Upgrade. Kritisieren kann man die Switch OLED nur für das, was sich nicht ändert.

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(Bild: heise online)

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Die Switch OLED ist nicht das, was sich viele von einer Neuauflage der Hit-Konsole versprochen hatten: Sie hat die gleiche Hardware-Power wie das Original, die Verbesserungen finden sich vor allem beim Display und in einigen Komfortdetails. Das etwa 360 Euro teure Gesamtpaket ist dennoch um Längen besser als das Vorgängermodell, gerade das OLED-Panel überzeugt im Test.

Auf dem neuen OLED schaut und spielt es sich nämlich viel schöner als auf dem IPS der regulären Switch: Schwarz ist bei der Neuauflage einfach schwarz, während man bei anderen Switch-Modellen dunkle Grautöne wegen des Backlight-Leuchtens ertragen muss – Local Dimming unterstützt die LCD-Switch ebenfalls nicht. Die höheren Kontraste bei der Switch OLED kann man so ziemlich in jedem Spiel oder Video sehen, gerade bei dunkleren Titeln wie "Doom Eternal" sticht der Unterschied massiv ins Auge. Farbenfrohe Games wie "Sonic Mania" können auf Standardeinstellungen aber fast ein wenig zu knallbunt wirken.

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Das liegt daran, dass Nintendo den Bildschirm seiner neuen Konsole standardmäßig auf "lebhaft" stellt. Der etwas dezentere und natürlichere Modus heißt merkwürdigerweise "Standard", muss aber manuell in den Einstellungen aktiviert werden. Für welche der beiden Varianten man sich entscheidet, ist Geschmackssache. Wir empfanden den "Standard"-Modus als deutlich angenehmer.

Bei Titeln mit schnellen Bewegungen, etwa Rennspielen wie "Mario Kart", bemerkt man einen weiteren Vorteil des organischen Displays: Die Bewegungsschärfe ist im Vergleich zum IPS deutlich höher. Dadurch ergibt sich der Eindruck eines schärferen Bilds, obwohl Nintendo die 720p-Auflösung des Panels beibehalten hat und die Pixeldichte wegen des größeren Panels sogar gesunken ist.

Nintendo Switch OLED im Test (12 Bilder)

Das OLED-Display ist kaum heller, aber größer und bietet deutlich mehr Kontrast. (Bild: heise online / Foto: Michael Wieczorek)

Die neue Switch hat nämlich ein 7 Zoll großes Display, während die alte mit 6,2 Zoll auskommen muss. Wir empfinden das größere Panel als angenehmer, weil man Inhalte besser erkennt und Texte einfacher lesen kann. Auch das Tippen auf der virtuellen Tastatur fällt nun leichter. Dafür ist die OLED-Switch wenige Millimeter breiter als ihre Vorgängerin. Alte Schutzfolien passen mitunter noch gut auf den Screen, wenn man sie präzise auflegt, allerdings schützen sie nicht die komplette Front des Geräts.

Am Stromverbrauch ändert sich nicht viel: Beide Modelle der Switch ziehen im Handheld-Modus 6 bis 7 Watt, im Docked-Modus haben wir bei der Switch OLED bis zu 15 Watt gemessen, bei der LCD-Switch bis zu 14 Watt.

Interessant sind die Ergebnisse der Helligkeitsmessung: Sowohl auf der IPS-Switch als auch auf dem OLED haben wir über die Youtube-App ein Reinweiß-Testbild (5600 Kelvin) abgespielt und die Helligkeit gemessen: Unsere Switch der zweiten Generation schaffte in der Bildmitte 273 Nits (Candela/qm²), die OLED-Switch brachte es sogar auf 304 Nits. Das ist beides nicht sonderlich hell, bei Sonneneinstrahlung wird das Zocken auch beim neuen Modell schwierig bis unmöglich. Immerhin war die OLED-Switch mit einer Ausleuchtung von 95 Prozent sehr einheitlich, während unsere anderthalb Jahre lang genutzte Standard-Switch mit 75 Prozent nicht überall gleich hell war. HDR unterstützt der OLED-Bildschirm nicht.

Eine offene Frage ist der Burn-In: Bei OLED-Panels können sich bei langer Nutzung Farben und statische Bildelemente einbrennen. Das kann besonders dann passieren, wenn immer die gleichen Inhalte bei hoher Helligkeit angezeigt werden. Wer immer dasselbe Game spielt, könnte also theoretisch irgendwann Rückstände des Interfaces bei anderen Inhalten erkennen. Üblicherweise sollte das höchstens bei jahrelanger, intensiver Nutzung auftreten. Nintendo verzichtet auf viele Schutzmechanismen, die Hersteller von OLED-Fernsehern bei ihren Geräten umsetzen: Die Switch OLED kommt ohne Pixel Shift, dimmt die maximale Helligkeit auch bei einfarbigem Weiß nicht und kann kein sogenanntes Luminance Adjustment, mit dem beispielsweise LG helle Logos lokal herunterdimmt, um Burn-In-Risiko zu reduzieren.

Abseits des Screens hat Nintendo nun einen viel praktischeren Standfuß eingebaut. Anstelle eines fragilen Stück Plastiks gibt es einen breiteren und robusteren Fuß, der sich stufenlos einstellen lässt und mit einem befriedigenden Klick wieder zusammengeklappt werden kann. Das erinnert an die Technik, die Microsoft beispielsweise bei seinen Surface-Tablets einsetzt. Weiterhin sitzt unter dem Standfuß der MicroSD-Slot, der dieses Mal zur Seite ausgerichtet ist.

Überhaupt hinterlässt die Switch OLED einen kräftigeren Gesamteindruck als das bisherige Modell. Die Joy-Con-Controller rasten wackelfrei in die Schiene, die Lautstärketasten fühlen sich wertiger an, das Panel ist durch Glas statt wie bisher Kunststoff geschützt. Was uns allerdings negativ aufgefallen ist: Der Slot für Game Cards lässt sich in der neuen Version schwieriger öffnen, weil eine Mulde für den Fingernagel fehlt.

Auch beim Display-Dock hat Nintendo nachgebessert. Es hat nun einen Ethernet-Port, der Umweg über USB-Hubs wird dadurch überflüssig, wenn man per Kabel ins Netz möchte. Kabel lassen sich eleganter hinten und zur Seite rausführen, auf Wunsch lässt sich auch einfach die gesamte Rückplatte des TV-Docks abnehmen. Theoretisch kann das Dock über einen HDMI-2.0-Port Inhalte mit 4k60 ausgeben, die Konsole unterstützt das aber nicht.

Anstelle von 32 GByte gibt Nintendo dem neuen OLED-Modell der Switch 64 GByte mit, von denen sich knapp 55 GByte nutzen lassen. Das ist eine willkommene Verbesserung, auch wenn für Intensivnutzer weiterhin kein Weg an einer SD-Erweiterungskarte vorbeiführt. Nintendo will beim neuen Modell außerdem die Lautsprecher verbessert haben, im Test war der Sound der beiden Switch-Varianten aber kaum voneinander zu unterscheiden.

Das OLED-Modell der Nintendo Switch macht so ziemlich alles besser als die Standard-Ausführung, die Nintendo mit kleineren Revisionen seit 2017 anbietet. Sie ist hochwertiger verarbeitet und hat einen Standfuß, der seinen Namen tatsächlich verdient hat. Den größten Unterschied macht aber das Display: Der OLED-Bildschirm stellt alle Inhalte schöner dar als die IPS-Panels der früheren Modelle. Man bekommt kräftigere Farben, höhere Kontraste und ein schärferes Bewegungsprofil. Nicht zuletzt kann man auf dem neuen Bildschirm Details besser erkennen und Text leichter lesen, weil er fast ein Zoll in der Diagonale gewachsen ist.

Dass sich bei der angestaubten Hardware nichts getan hat, müssen Nintendo-Fans verschmerzen. Es stimmt, dass die Leistung bei Nintendo-Konsolen selten der entscheidende Faktor ist. Doch gerade Portierungen von anderen Konsolen haben auf dem aktuellen Hardware-Niveau oft Probleme, die anvisierte Performance bei spielbarer Auflösung zu halten. Das bleibt auch beim OLED-Modell so.

Die OLED-Switch ist mit großem Abstand das beste Switch-Modell auf dem Markt. Nur wie lange? Gerüchte um eine runderneuerte Switch mit besserer Hardware halten sich hartnäckig, auch wenn Nintendo einer solchen Konsole für die kommenden Jahre eine Absage erteilt hat. Wer seine erste Switch kaufen möchte und den Aufpreis von etwa 80 Euro zum Standardmodell verkraften kann, macht mit der OLED-Variante alles richtig. Fans, die bereits eine alte Switch besitzen, müssen dagegen entscheiden, ob ihnen das überlegene OLED-Display für das kostspielige Upgrade ausreicht.

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(dahe)