Oberklasse-Prozessoren Ryzen 5000: AMD legt einen oben drauf
AMD verbessert die Singlethreading-Leistung der Ryzen-5000-CPUs enorm, um Intels letzte Bastion anzugreifen: Spiele-Performance. Und das erfolgreich.
Die vierte Desktop-Prozessorgeneration Ryzen 5000 mit Zen-3-Architektur für AM4-Mainboards geht an den Start. AMD stellt zunächst vier Modelle vor: Ryzen 9 5950X mit 16 CPU-Kernen, den 12-Kerner Ryzen 9 5900X, den 8-Kerner Ryzen 7 5800X sowie den 6-Kerner Ryzen 5 5600X. Die zwei Topmodelle stellte uns der Chiphersteller vorab zum Testen zur Verfügung.
AMD konzentrierte sich beim Design der Zen-3-Architektur auf Singlethreading-Leistung, die für wenig parallelisierte Software und 3D-Spiele wichtig ist. In Multithreading-Anwendungen überzeugten schon die Ryzen-3000-Vorgänger; die Nachfolger stellen nun rundum gelungene Gesamtpakete sowohl mit hoher Single- als auch mit hoher Multithreading-Leistung dar.
Spiele-Benchmarks
So ist der Ryzen 9 5900X Intels schnellstem Gaming-Prozessor Core i9-10900K in allen von uns getesteten Spielen mindestens ebenbürtig, häufig aber schneller: Im Action-Rollenspiel "Assassin's Creed: Odyssey" herrscht Gleichstand; in "Metro: Exodus", "Shadow of the Tomb Raider" und "Far Cry 5" liegt der Ryzen 9 5900X hingegen 5 bis 9 Prozent vorne.
Dabei haben wir den Core i9-10900K innerhalb seines 56-sekündigen 250-Watt-Turbos gemessen – also Best-Case-Bedingungen für Intel, auch wenn das Powerlimit in Spielen nicht ausgereizt wird. Beeindruckend ist der Vergleich Ryzen 9 5900 vs. Ryzen 9 3900: In mehreren Spielen steigt die Bildrate um 35 bis 40 Prozent, allerdings ziehen Titel wie "Assassin's Creed: Odyssey" den Schnitt herunter. AMD nennt daher ein durchschnittliches Plus von 26 Prozent in Spielen.
Der 16-Kerner Ryzen 9 5950X fällt leicht hinter den 12-Kerner Ryzen 9 5900X zurück, obwohl er einen nominell höheren Boost-Takt hat. Ein Hinweis darauf, dass das Powerlimit bei so vielen Rechenkernen limitiert.
Spiele-Benchmarks, gemessen unter Windows 10 (2004), 16 GByte RAM (nach Spezifikation) und GeForce RTX 3080 (456.71 WHQL) | ||||
Spiel | Assassin's Creed: Odyssey | Metro: Exodus | Shadow of the Tomb Raider | Far Cry 5 |
Einstellungen | DX11, Full HD, Hoch | DX12, Full HD, Normal | DX12, Full HD, Hoch, SMAA, 16x AF | DX11, Full HD, Hoch, SMAA |
Ryzen 9 5950X | 125 fps | 186 fps | 186 fps | 168 fps |
Ryzen 9 5900X | 126 fps | 195 fps | 189 fps | 179 fps |
Core i9-10900K | 127 fps | 186 fps | 175 fps | 164 fps |
Ryzen 9 3950X | 120 fps | 138 fps | 138 fps | 124 fps |
Ryzen 9 3900X | 120 fps | 143 fps | 136 fps | 131 fps |
Ryzen 7 3700X | 112 fps | 140 fps | 132 fps | 124 fps |
Hoher Boost
Ein Teil des Leistungssprungs kommt durch hohe Taktraten. Die von AMD angegebenen Frequenzen sind bei den Ryzen-5000-Prozessoren nicht mehr als Fixpunkte zu verstehen: Im Test lag der Boost bei beiden Prozessoren rund 150 MHz über den erwarteten Werten – laut AMD normal, solange Parameter wie Leistungsaufnahme, Stromfluss und Kühlung nicht limitieren. Auf der anderen Seite haben wir beim Ryzen 9 5950X unter synthetischer Volllast mit Prime95 (Small FFTs) Frequenzen unterhalb des Basistakts gesehen.
150 MHz mehr Takt bedeutet im Falle des Ryzen 9 5950X bis zu 5,05 GHz, die der Prozessor ab Werk erreicht. Dabei verwendet AMD für die CPU-Chiplets weiterhin 7-Nanometer-Technik von Chipauftragsfertiger TSMC, wie sie schon bei den Ryzen 3000 XT zum Einsatz kam. Die getrennten I/O-Dies mit Globalfoundries' 12-nm-Technik übernimmt AMD von den Ryzen-3000-CPUs.
Flotte 8-Kern-Cluster
Tiefergehende Änderungen betreffen die Architektur, insbesondere den Aufbau der CPU-Chiplets: Bei Ryzen 3000 bestand ein solcher aus zwei Vierkern-Clustern (CCX) mit jeweils 16 MByte Level-3-Cache, wobei die zwei Cluster nur mittels Umweg über das I/O-Die miteinander kommunizieren konnten. Hüpfte ein Thread zwischen den CCX, kostete das Latenz und damit Leistung.
Bei Ryzen 5000 besteht ein CPU-Cluster nun aus acht Rechenkernen mit einem gemeinsamen 32-MByte-L3-Pool. Das hat zwei Vorteile: Thread-Sprünge kosten nicht mehr so viel Leistung, zudem können einzelne CPU-Kerne auf die vollen 32 MByte L3-Cache zugreifen. Das hilft in Anwendungen, die wenige Kerne auslasten.
Zu den weiteren Verbesserungen zählen Optimierungen an den Caches, der Sprungvorhersage und den Ausführungseinheiten sowie verbreiterte Integer- und Gleitkomma-Pipelines.
Cinebench-Bestwerte
Die Anpassungen zweier Ryzen-Generationen reichen in Summe, um die Leistung pro CPU-Kern innerhalb von drei Jahren fast zu verdoppeln, wie ein Blick auf den gut vergleichbaren Render-Benchmark Cinebench R20 zeigt: Der 16-Kerner Ryzen 9 5950X schafft im Multithreading-Test gut 10.000 Punkte – der 32-Kerner Ryzen Threadripper 2990WX (Zen+, im August 2018 vorgestellt) setzt sich mit etwa 11.500 Punkten nur leicht davor.
Im Singlethreading-Cinebench schaffen der Ryzen 9 5950X und Ryzen 9 5900X die von AMD in Aussicht gestellten 640 bis 650 Punkte. Intels Core i9-10900K hinkt mit knapp 540 Punkten hinterher
Benchmark | Cinebench R20 | |
Modus | Singlethreading | Multithreading |
Ryzen 9 5950X | 652 | 10.184 |
Ryzen 9 5900X | 639 | 8639 |
Core i9-10900K | 537 | 6384 |
Ryzen 9 3950X | 534 | 9188 |
Ryzen 9 3900X | 534 | 7372 |
Ryzen 7 3700X | 513 | 4910 |
Fazit: starke Vorstellung
Wer zurzeit einen schnellen Spieleprozessor sucht, kann bedenkenlos zu AMDs Ryzen-5000-Serie greifen. In der Oberklasse stellt der Ryzen 9 5900X das attraktivste Gesamtpaket dar: Er bietet 12 flotte CPU-Kerne mit hohen Taktfrequenzen, ohne dass die Leistungsaufnahme limitiert. Der Aufpreis von 100 Euro beziehungsweise 22 Prozent zum Ryzen 7 5800X fällt für 50 Prozent mehr CPU-Kerne moderat aus. Einen günstigeren Achtkerner in Form eines Ryzen-7-3700X-Nachfolgers hat AMD bisher nicht vorgestellt.
Spezifikationen Ryzen 5000 vs. Ryzen 3000 XT (CPU-Fassung AM4) | |||||
Prozessor | Kerne / Threads | Basis- / Boost-Takt | L3-Cache | TDP | Preis |
Ryzen 9 5950X | 16 / 32 | 3,4 / 4,9 GHz | 64 MByte | 105 W | 800 € |
Ryzen 9 3950X | 16 / 32 | 3,5 / 4,7 GHz | 64 MByte | 105 W | 670 € |
Ryzen 9 5900X | 12 / 24 | 3,7 / 4,8 GHz | 64 MByte | 105 W | 550 € |
Ryzen 9 3900XT | 12 / 24 | 3,8 / 4,7 GHz | 64 MByte | 105 W | 430 € |
Ryzen 7 5800X | 8 / 16 | 3,8 / 4,7 GHz | 32 MByte | 105 W | 450 € |
Ryzen 7 3800XT | 8 / 16 | 3,9 / 4,7 GHz | 32 MByte | 105 W | 310 € |
Ryzen 5 5600X | 6 / 12 | 3,7 / 4,6 GHz | 32 MByte | 65 W | 300 € |
Ryzen 5 3600XT | 6 / 12 | 3,8 / 4,5 GHz | 32 MByte | 95 W | 200 € |
Nutzer eines X570- oder B550-Mainboards können den Prozessor nach einem BIOS-Update aufrüsten. Für X470- und B450-Platinen sollen entsprechende Versionen Anfang 2021 erscheinen.
Für Intel spricht in der Oberklasse derweil kaum noch ein Kaufargument, solange die aktuellen Core-i-10000-Modelle nicht günstiger werden: Ryzen 5000 ist in quasi allen Belangen schneller und gleichzeitig effizienter. Intels Antwort kommt voraussichtlich erst im März 2021 in Form der 11. Core-i-Generation (Rocket Lake-S).
Einen umfangreichen Test mit weiteren Architekturdetails, Anwendungs-Benchmarks und Messungen zur Leistungsaufnahme finden Sie in der c't 24/2020 und bei heise+.
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(mma)