Piratenabenteuer "Skull and Bones" angespielt

Nach einigen Verschiebungen sticht Ubisofts Piratenabenteuer "Skull and Bones" in See. Es wird irgendwann spannend, bleibt aber hinter den Möglichkeiten zurück.

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Auszug aus "Skull and Bones"

"Skull and Bones" wurde nach Jahren in der Entwicklungshölle nun veröffentlicht.

(Bild: Ubisoft)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

Es ist eine unendliche Geschichte. "Skull and Bones" hat in den Jahren der Entwicklung das Spielprinzip umgeworfen, sein Budget überzogen und wurde mehrmals verschoben. Mittlerweile stehen neben Hauptentwickler Ubisoft Singapore weitere elf hausinterne Studios in den Credits. Ubisoft-Chef Yves Guillemot spricht vollmundig von einem "AAAA"-Spiel – einem Anspruch, mit dem "Skull and Bones" nicht Schritt halten kann.

Segel im Wind, Ziel anvisiert. Die Schaluppe stemmt sich gegen Wind und Wellen, bis ich nahe genug an meinem Konkurrenten bin. Erst bekommt er meine Torpedos zu spüren, bevor ich mit einer Breitseite meiner Vollkanonen seine Segel zerfetze. Aber Vorsicht, gleich setzt er ein Leuchtsignal ab, um Hilfe zu rufen. Die Zeit drängt. "Skull and Bones" ist ein Piratenabenteuer, in dem Spieler allein oder mit bis zu zwei weiteren menschlichen Verbündeten das Meer unsicher machen. Die Hauptquest dreht sich um einen gestrandeten Piraten, der mit Hilfe eines berüchtigten Piratenkönigs sein eigenes Freibeuter-Imperium aufbaut. Die Cutscenes beschränken sich auf die Auftragsvergabe. Dramatik, interessante Figuren und viel Spektakel? Fehlanzeige. Die Macher beschränken sich auf das Nötigste.

Das heißt vor allem: Schiffe entern oder versenken, Waren verkaufen und danach neue Schiffe kaufen und aufrüsten. Die Spieler können in vier verschiedenen Regionen über die Meere segeln und nehmen es mit mehreren indigenen Clans auf. Die größte Beute und die größte Gefahr bieten aber die Handelsgesellschaften aus Frankreich, Holland und England. Historisch akkurat ist das nicht. Alles spielt in einer hübschen Spielwelt, in der die Schiffe nicht nur Kanonenkugeln, sondern auch Torpedos verschießen und Seeungeheuer aus den Tiefen des Ozeans auftauchen.

Im Zentrum des Spiels steht der Seekampf. In einem Mix aus Simulation und Action-Spiel manövrieren sich die Schiffe in Schussentfernung und lassen die Kanonen sprechen. Dabei kommt es nicht nur auf das richtige Abschätzen der Flugbahn an, sondern auch auf Nachladezeiten. Da sich die Schiffe nur träge bewegen, ist das ein Geduldsspiel. Mit den unterschiedlichen Kanonentypen, Mörsern oder später Torpedos können es wagemutige Piraten mit mehreren Schiffen aufnehmen. Zuletzt kann auch das Schiff per Knopfdruck geentert werden, wenn es zuvor entsprechend geschwächt wurde.

"Skull and Bones" angespielt (5 Bilder)

Hübsches Szenario, zäher Spielablauf: "Skull and Bones" ist eine Geduldsprobe für Koop-Fans. (Bild: v)

In einigen Missionen erobern die Piraten feindliche Festungen, indem sie die Verteidigungsanlagen zerstören. Manchmal beschützen sie auch Schiffe vor Überfällen oder brauen für einen Schmugglerring Rum und transportieren ihn an entlegene Orte. Besondere Ereignisse zeigen den Weg zu PvP-Kämpfen, riesigen Seemonstern oder Geisterschiffen, die nur nachts über die Meere kreuzen. Als Kopfgeldjäger stellen sich die Spieler Elite-Gegnern. Ein Pirat allein hat da kaum eine Chance. Deshalb müssen die Spieler für viele Missionen unbedingt weitere menschliche Verbündete finden.

Theoretisch bietet das Spiel auch ein Wirtschaftssystem, das durch geschickten Handel beeinflusst werden kann. Bei unserem Abenteuer auf See spielte das kaum eine Rolle. Das meiste Geld nahmen wir mit Missionen und Seekämpfen ein. Am Ende war es die Mühe nicht wert, entlegene Handelsorte anzusegeln, um einen kleinen Gewinn einzustreichen. Daneben können die Spieler aus der Schulterperspektive nahezu leblose Inseln nach Schätzen durchsuchen oder durch Hinweise größere Geheimnisse aufdecken.

Mit jedem besiegten Gegner oder einer erfüllten Mission steigt der sogenannte "Infamy"-Status. Der ermöglicht erst den Kauf neuer Waffen und Schiffe. Anhand eines Bauplans müssen die Spieler vorher die entsprechenden Rohstoffe sammeln. Meist finden sie diese nicht nur als Beute, sondern auch in Handelsposten oder alten Wracks. Im Heimathafen übernehmen die Handwerker den Zusammenbau.

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Für all das brauchen die Spieler enorm viel Zeit. Eine Seefahrt dauert schon mal ein paar Minuten, der Abbau der Rohstoffe zieht sich hin. Bis die Spieler sich ein konkurrenzfähiges Schiff leisten können, vergeht einige Zeit. Jede Schnellreise kostet Geld und deckt noch nicht einmal den Großteil der Weltkarte ab. Hat man sich aber an die eigenwillige Steuerung der Schiffe gewöhnt und kennt die einzelnen Gegnertypen, entwickelt "Skull and Bones" manchmal eine Sogwirkung, die ein wenig an Klassiker wie "Elite" oder "Freelancer" erinnert.

Durch das "Live Service"-Spielkonzept ist mit der Release-Version noch lange nicht Schluss, Ubisoft will das Spiel noch weiterentwickeln. Der Kampf gegen legendäre Piratenkönige oder neue Schiffstypen sollen die Spieler noch lange an "Skull and Bones" binden.

Ein AAAA-Game? Eher ein Blockbuster, der auf den letzten Metern gerade noch so die Kurve gekriegt hat. Die Hauptquest ist langweilig, der Spielablauf zäh und das vernachlässigte Wirtschaftssystem enttäuscht Fans, die ein etwas komplexeres Spielprinzip erwartet hatten. Man spürt förmlich, wie dieses Spiel nach chaotischen Entwicklungsjahren auf ein simples Spielprinzip zusammengestaucht wurde.

Die ersten Stunden auf See sind mühsam. Wenn das Schiff endlich mit ordentlichen Waffen aufgerüstet ist und sich eine Gruppe von Spieler gefunden hat, geht die Fahrt erst richtig los. Kämpfe gegen Seemonster oder größere Handelskonvois sorgen für Spektakel und Spannung. Eine echte Geduldsprobe, die besonders Koop-Fans begeistern kann – auch wenn das Spiel insgesamt hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt.

"Skull and Bones" ist am 16. Februar für Windows, PS5 und Xbox Series erschienen. Es kostet ca. 70 €. USK ab 16. Für unser Angespielt haben wir ein paar Stunden die PS5-Version gespielt.

(dahe)