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Sony FE 200-600 mm ausprobiert: Mehr Brennweite für Sonys spiegellose Kameras 36 Kommentare

Sophia Zimmermann
Sony FE 200-600 mm ausprobiert: Mehr Brennweite für Sonys spiegellose Kameras

(Bild: Sony)

Das Sony FE 200-600 mm F5.6-6.3 G erweitert die Brennweite für Fotografen spiegelloser Sonykameras. Stimmt die Bildqualität?

Alles ist relativ: Normalerweise würde ein 3-faches Zoomobjektiv kein Raunen durch die Fotografengemeinde jagen. Wenn es sich dabei allerdings um einen Brennweitenbereich von 200 bis 600 Millimetern handelt, dürften sich zumindest einige Augenbrauen interessiert nach oben krümmen.

Mit seinem neuen Supertele-Zoomobjektiv FE 200-600 mm F5.6-6.3 G (SEL200600G) deckt Sony nun genau diese Brennweite für seine spiegellosen Vollformatkameras Sony Alpha [1] 7 und 9 ab. Es gehört zur G-Serie des Herstellers und damit zu den Mittelklasse-Objektiven. Derzeit kostet es um die 2100 Euro. Sony richtet sich damit unter anderem an ambitionierte Naturfotografen.

Sony FE 200-600 mm ausprobiert: Mehr Brennweite für Sonys spiegellose Kameras

Das Sony FE 200-600 mm F5.6-6.3 G OSS gehört zu den G-Modellen bei Sony – Objektive der Mittelklasse. Das Supertele-Zoomobjektiv ist innenfokussiert und fährt auch beim Zoomen nicht aus. Es spielt in der 2000 Euro-Preisklasse und richtet sich unter anderem an Naturfotografen.

(Bild: Sony)

Am Markt ist es eher ein Exot, denn unter den spiegellosen Systemen ist dieser Brennweitenbereich noch rar. Sony selbst bietet für seine Vollformate mit E-Mount noch ein FE 100-400mm F4.5-5.6 G Master an, das zur gehobenen G-Master-Serie gehört und zum Marktstart um die 3000 Euro kostete.

Fujifilm wartet für seine spiegellosen APS-C-Kameras mit dem Fujinon XF100-400mm F4.5-5.6 R LM OIS WR (ab 1597 €) [2] auf, das auf Kleinbild-äquivalente 150 bis 600 Millimeter kommt und in einer ähnlichen Preisklasse spielt. Günstiger wird es für Micro-Four-Thirds-Fotografen, die mit dem Olympus M.Zuiko Digital ED 75‑300mm F4.8‑6.7 II (ab 515 €) [3] sowie dem Panasonic Lumix G Vario 100-300 mm / F4.0-5.6 II/ O.I.S. (ab 559 €) [4] gleich zwei Alternativen für deutlich unter 1000 Euro anbieten.

Spiegelreflexfotografen haben teils eine größere Auswahl, wenn auch in abweichenden Brennweitenbereichen. Das liegt vor allem daran, dass hier Fremdhersteller wie Sigma und Tamron ordentlich mitmischen und Supertele-Zoomobjektive ab etwa 600 Euro anbieten. In unserem Test in c't Fotografie 04/19 [5] zeigte sich, dass sie teils gut mit den 2000-Euro-Originalobjektiven von Canon und Nikon mithalten können.

➤ Mehr zum Thema: Tiere, Action, Sport: 100-400-Millimeter-Zoomobjektive für DSLR im Test [6]

Das FE 200-600 mm F5.6-6.3 G kommt in einem grauweißen Magnesiumtubus und ist laut Sony staub- und spritzwassergeschützt konstruiert. Der Hersteller bleibt hier allerdings schwammig, schreibt von rauen Aufnahmebedingungen im Außenbereich und sichert sich ab: "Vollständige Resistenz gegen Staub und Spritzwasser nicht gewährleistet."

Die Haptik des Tubus ist hochwertig, nichts wackelt oder hakt. Mit einem Gewicht von gut 2,1 Kilogramm ist es schwer, aber dennoch auch gut aus der Hand heraus beherrschbar, auch, weil der Bildstabilisator für ein ruhiges Sucherbild sorgt. Insgesamt mussten wir zusammen mit der Testkamera Sony A7R III "nur" etwa 2,8 Kilogramm stemmen. Das liegt auf dem Niveau von DSLR-Vollformatsystemen. Die Nikon D850 bringt gemeinsam mit ihrem Telezoom AF-S NIKKOR 80-400 mm 1:4.5-5.6G ED VR (ab 1950 €) [7] etwa 2,6 Kilogramm auf die Waage, wobei das Objektiv mit gut 1600 Gramm etwas leichter und die Kamera mit etwa einem Kilogramm etwas schwerer ist als die Sony-Konkurrenz.

Sony FE 200-600 mm ausprobiert: Mehr Brennweite für Sonys spiegellose Kameras

Direkt am Objektiv können Fotografen den Fokusmodus, den Fokusbereich sowie den Bildstabilisator steuern. Dazu finden sie im Abstand von je 90 Grad drei Fokushaltetasten, die im Kameramenü auch mit einer anderen Funktion bedacht werden können.

Die Lichtstärke des Zooms ist mit f/5.6 bei 200 Millimetern bis f/6.3 bei 600 Millimetern nicht überragend. Besonders kurze Belichtungszeiten, etwa um schnelle Motive zu verfolgen, erreichen Fotografen nur bei optimalen Lichtbedingungen – Stichwort: Schön-Wetter-Zoom. Wenn das Tageslicht die Fotografen im Stich lässt, können sie nur noch die ISO-Empfindlichkeit der Kamera heraufsetzen. Wie weit man hier gehen kann, hängt wiederum stark vom Kameramodell ab. Mit unserer Testkamera A7R III erzielten wir auch bei vergleichsweise hohen Werten wie ISO 6400 noch sehr ansehnliche Ergebnisse. Der Autofokus arbeitete dabei flott, zielsicher und leise. Der Ausschuss hielt sich auch bei Verfolgungen in Grenzen.

Am Tubus des Vollformatzooms finden Fotografen einige Schalter und Tasten. So wechseln sie am Objektiv zwischen Autofokus und manuellem Scharfstellen, begrenzen den Fokusbereich und regeln den Bildstabilisator. Dazu kommen drei anpassbare Fokushaltetasten. Fotografen können ihnen im Kameramenü unter Benutzerdefinierte Bedienung alternative Funktionen wie beispielsweise die Fokusfeldsteuerung zuweisen.

Bei der enormen Brennweite des Objektivs kommt unser Messlabor an seine räumlichen Grenzen, sodass wir nur für die kürzeste Brennweite von 200 Millimetern Messwerte vorlegen. Hier reizt es die maximal mögliche Auflösung unserer Testkamera Sony A7R III bei f/5.6 zentral immerhin zu etwa 82 Prozent aus, was 2180 Linienpaaren pro Bildhöhe entspricht (Lp/Bh). Die Randbereiche bleiben allerdings um etwa 20 Prozent zurück und kommen nur auf etwa 1600 Lp/Bh. Blenden wir auf f/8.0 beziehungsweise f/11 ab, gewinnen Bildmitte und Randbereiche minimal dazu. Mehr zu unserem Messverfahren finden Sie im Artikel "Hintergrund: So testet c't Fotografie" [8].

Sony FE 200-600 mm: c't Testszene (19 Bilder) [9]

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Das Sony FE 200-600 mm bringt unser Messlabor an seine räumlichen Grenzen. Um alle Brennweitenstufen vergleichen zu können, mussten wir uns deshalb auf einen Ausschnitt aus unserer c't Testszene beschränken.

Um die weiteren Brennweitenbereich einzuschätzen, haben wir unsere c't Testszene im Ausschnitt herangezogen. Sie bestätigen die Messwerte bei 200 Millimetern und zeigen eine Entwicklung über die verschiedenen Brennweiten auf. So liefert das E-Mount-Objektiv am kürzesten Ende einen sehr plastischen Bildlook, der in den Randbereichen minimal weicher ist und mit dem Abblenden auf f/8.0 noch einmal an Klarheit gewinnt. Die Eckenschwäche in der Auflösung stört den Bildeindruck kaum, denn die Optik ist gut korrigiert und zeigt nur minimale chromatische Aberrationen und kaum Unsauberkeiten.

Diese sehr gute Leistung hält der Zoom über die verschiedenen Brennweiten erstaunlich gleichmäßig. Auch bei 400 Millimetern erlaubt sich das Objektiv keinen Patzer über den gesamten Bildbereich. Im Gegenteil: Die Randbereiche wirken hier bei Offenblende f/6.3 sehr klar und plastisch. Bei 600 Millimetern gibt der Zoom Details nur minimal weicher wider.

Nicht nur über die Brennweiten ist das Objektiv sehr gleichmäßig, sondern auch über die verschiedenen Blendenstufen. Am wohlsten fühlt es sich tendenziell zwischen f/8.0 und f/11. Selbst danach lässt die Leistung nur ganz sachte nach. Gut gelungen ist Sony des Weiteren das Bokeh des Telezooms, das sich durch einen harmonischen Unschärfeverlauf und kreisrunde Blendenflecken auszeichnet.

Sony FE 200-600 mm: Beispielbilder bei 600 Millimeter (6 Bilder) [11]

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Sony FE 200-600 mm F5.6-6.3bei 600 mm, f/6.3, ISO 100, 1/125 s


Das FE 200–600 mm F5,6–6,3 G erweitert den "bezahlbaren" Brennweitenbereich für ambitionierte Sony-Fotografen enorm. Zum Vergleich: Die Festbrennweite FE 600 mm F4 GM OSS mit ebenfalls 600 Millimetern liegt bei schlappen 14.000 Euro. Die Verarbeitung des Zooms vermag in seiner Preisklasse zu überzeugen und auch die Abbildungsleistung stimmt über die verschiedenen Brennweitenbereiche. Gefallen hat uns zudem das Handling des intern zoomenden Objektivs, das aus der Hand gut beherrschbar ist und einen flott reagierenden Autofokus besitzt.

Hinter den Spiegelreflexkollegen muss sich das Telezoom für Sonys spiegellose Systemkameras nicht verstecken. Hier der Vergleich zu Nikons AF-S Nikkor 80-400 mm 1:4,5-5,6G ED VR. Links: Sony A7R III mit FE 200-600 mm bei f/5.6 und 200 Millimetern; rechts: Nikon D850 mit AF-S Nikkor 80-400 mm bei f/5.6 und 200 Millimetern.

Hinter den Spiegelreflexkollegen muss sich das Telezoom für Sonys spiegellose Systemkameras nicht verstecken. Hier der Vergleich zu Nikons AF-S Nikkor 80-400 mm 1:4,5-5,6G ED VR. Links: Sony A7R III mit FE 200-600 mm bei f/5.6 und 200 Millimetern; rechts: Nikon D850 mit AF-S Nikkor 80-400 mm bei f/5.6 und 200 Millimetern.

(ssi [13])


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[4] https://www.heise.de/preisvergleich/panasonic-lumix-g-vario-100-300mm-4-0-5-6-ii-ois-schwarz-h-fsa100300e-a1558140.html?cs_id=1206858352&ccpid=hocid-foto
[5] https://shop.heise.de/katalog/c-t-digi-foto-04-2019?wt_pdsrc=productList
[6] https://www.heise.de/tests/Tiere-Action-Sport-Guenstige-100-400-Millimeter-Zoomobjektive-fuer-DSLR-im-Test-4452816.html
[7] https://www.heise.de/preisvergleich/nikon-af-s-80-400mm-4-5-5-6g-ed-vr-schwarz-jaa817ea-jaa817da-a912642.html?cs_id=1206858352&ccpid=hocid-foto
[8] https://www.heise.de/hintergrund/Testverfahren-fuer-digitale-Kameras-226724.html
[9] https://www.heise.de/bilderstrecke/bilderstrecke_4483526.html?back=4483402
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[12] https://www.heise.de/bilderstrecke/bilderstrecke_4483540.html?back=4483402
[13] mailto:ssi@heise.de