Siebenjährige aus religiösen Motiven getötet?

Menschenopfer sollte angeblich "bösen Zauber" des Kindsvaters abwenden

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Im indischen Bundesstaat Chhattisgarh soll nach Angaben der Polizei ein siebenjähriges Mädchen geopfert worden sein. Das Kind aus Bijapur, dem Bezirk mit der zweithöchsten Analphabetenrate Indiens, war von seinen Eltern am 21. Oktober als vermisst gemeldet worden. Am 27. Oktober fand man seine Leiche in einem Dschungelgebiet. Bei der Obduktion in Raipur stellte sich heraus, dass das Mädchen ermordet wurde.

Nach einem Tipp eines Informanten nahm die Polizei Ende Dezember zwei Männer aus der Ortschaft Jailbada fest, Padam S. und Ignus K. Dem Polizeichef von Bijapur zufolge haben die beiden mittlerweile gestanden, das Mädchen entführt und "geopfert" zu haben, weil ihnen der Vater des Kindes im Rahmen einer Auseinandersetzung um den Besitz von Vieh mit "bösem Zauber" gedroht habe. Obwohl im Rahmen dieser Opferung auch die Leber des Mädchens eine Rolle gespielt haben soll, geht die Polizei nicht von einem getarnten Organdiebstahl, sondern von einem tatsächlichen Menschenopfer aus.

Die Gegend, in der das Verbrechen geschah, ist eine Hochburg der Naxaliten, einer Schätzungen des indischen Innenministeriums nach 20.000 Mann starken Guerillagruppe, die sich selbst als "maoistisch" einstuft, obwohl ihre Aktivitäten meist stark von Anliegen der Adivasi ("Ureinwohner") bestimmt sind. Diese stellen knapp ein Drittel der Bevölkerung von Chhattisgarh und sind dort und in anderen Gebieten Indiens sprachlich, kulturell und religiös durchaus heterogen. Neben ihrem Minderheitenstatus haben sie gemeinsam, dass sie in technisch und wirtschaftlich relativ wenig entwickelten Gemeinschaften leben.

Offenbar erheblich zum Zulauf der Naxaliten beigetragen haben Probleme bei zahlreichen Ureinwohnerumsiedlungen, die man zur Errichtung von Staudämmen wie dem Sardar Sarovar im Narmada-Tal oder zum Abbau von Bodenschätzen durchführte. Neben einer Übervorteilung der Adivasi spielen dabei auch religiöse Vorstellungen eine Rolle, wie etwa bei den bauxithaltigen Niyamgiri-Hügeln, die von den Dongria Kondh als heilig verehrt werden.