"Wo bin ich?"

Frappr, die Landkarten-Community

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Landkarten, Stadtpläne und Fotos von Landschaften und Städten sind im deutschen Internet leider eher als Gefahr, beim leichtsinnigen Umgang mit ihnen viel Geld los zu werden, bekannt geworden. An zweiter Stelle kommen dann bereits Bedenken um den Datenschutz. Der Spaß von Google Earth, Google Maps und ähnlichen Online-Diensten ist für Deutsche daher bislang kaum nachzuvollziehen.

Auch die Zeiten der „Das ist mein Haus, mein Auto und meine Frau“-Homepages sind im deutschen Netz längst vorbei. Allerdings nicht, weil den Homepagebesitzern diese Angeberei peinlich geworden wäre, sondern aus Angst vor Stalkern und Einbrechern: Schließlich gehört ja mittlerweile auf jede einigermaßen ernsthafte Homepage ein Impressum, damit „interessierte Kreise“ auch gleich wissen, wo sie den Homepagebesitzer persönlich antreffen können.

Trotzdem ist die einstige Funktion der Datennetze und damit auch des Internets als „große Familie“ noch nicht ganz kaputt. Heute nennt man es „Community“. Und für alles gibt es inzwischen solche Communities: Für Geschäftskontakte, Chatter, Swinger, Fotografen, Kneipengänger – und sogar Trolle. Nur wenn man sich fragt, „wo wohnen meine Kontakte eigentlich“ lautet die Antwort meist „im Internet“. Man bleibt doch lieber anonym.

Frappr mit den ersten beiden Telepolis-Leser-Einträgen

Solange man keinen Realnamen verwendet und nicht gerade Straße und Hausnummer angibt, spricht aber eigentlich nichts dagegen, den Online-Kontakten kundzutun, ob man nun eher in Bayern oder Mecklenburg-Vorpommern, in Regensburg oder Buxtehude vor dem Rechner sitzt. Anschaulicher als mit Ortsnamen, die ohnehin keiner kennt, geht dies mit Landkarten. Tunlichst nicht auf der eigenen Website, versteht sich – sonst wird wieder abkassiert – aber beispielsweise mit einer neuen amerikanischen Community-Site namens Frappr, die wie eine Mischung aus Google Maps, Flickr und Yahoo Groups erscheint.

Frappr ist, wie inzwischen für Community-Sites üblich, namensmäßig etwas verstümmelt – das reduziert gegenüber „normalen“ Schreibweisen wie Flicker oder Frapper die Abmahngefahr. Bei Frappr macht sich allerdings in der momentanen Beta-Phase außerdem die US-Herkunft noch unangenehm bemerkbar: Das Kartenmaterial ist für Deutschland nur in sehr grober Auflösung vorhanden – immerhin kann man es mit dem Satellitenbild hinterlegen – und die Datenbank von deutschen Städten ist noch mau: Hannover als Sitz des Heise-Verlags war unbekannt, lediglich der Stadtteil Laatzen, in dem sich das Messegelände befindet, war vorhanden. München fand sich nur in der englischen Schreibweise Munich und München-Trudering als Sitz der Telepolis-Redaktion war natürlich ebenfalls nicht bekannt.

Wer Lust hat, kann sich dennoch nun weltweit mit einem blöden Spruch als Telepolis-Leser outen – gerne auch mit dem Foren-Pseudonym. Unnötig viele Daten fragt Frappr dabei ganz unamerikanisch nicht ab. Und wer noch mehr Community-Charakter möchte mit lustigen Trickfilm-Männchen und -Weibchen, der kann auch das ältere Guestmap-Tool von Bravenet auf seiner Homepage verwenden. Dort ist man allerdings deutlich neugieriger…