Schätze heben - Wie man Dias digitalisiert (3sat)

Erinnern Sie sich noch an die gemütlichen Dia-Abende im Wohnzimmer? Der Projektor surrte leise vor sich hin, und man konnte gar nicht genug bekommen von den Bildern der Familienferien oder dem Urlaub in Südtirol. Diese Zeiten sind vorbei, Dia-Abende, das war gestern. Die Bilder verschwanden also im Keller oder auf dem Dachboden, wo sie nun seit Jahren ruhen. Wer diese Schätze heben möchte und die Bilder beispielsweise auf einer DVD sichern will, muss viele Hürden nehmen. Das c't magazin zeigt, wie man Dias sicher und ohne großen Qualitätsverlust digitaliseren kann.

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[b]Qualitätsbewusstsein[/b]

Obwohl die Fläche eines Kleinbild-Dias relativ klein ist, so bietet diese Fototechnik eine brillante Qualität. Achten Sie also bei der Digitalisierung vor allem darauf, die Qualitätseinbußen so gering wie möglich zu halten. Das Dia einfach auf den normalen Dokumentenscanner zu legen ist dabei keine gute Idee, weil Sie hier nur einen sehr kleinen Teil der Fläche und damit auch nur ein Bruchteil der Scanner-Auflösung nutzen können. Für diese Zwecke gibt es besondere Dia-Scanner. Zwei Geräte haben wir in der Sendung vorgestellt.

[b]Plustek OpticFilm 7600i / Ai[/b]

Wer sich heute nach einem Filmscanner umsieht, hat nur noch wenig Auswahl. Namhafte Firmen wie Canon, Minolta oder Nikon haben sich ganz aus diesem Segment zurückgezogen. Hingegen hat Scannerhersteller Plustek genau diese Entwicklung genutzt und seine OpticFilm-Familie im Lauf der letzten Jahre kontinuierlich erweitert. Den OpticFilm 7600i gibt es in den zwei Ausstattungsvarianten SE und Ai, die sich durch die Version der beigelegten Scansoftware Silverfast unterscheiden. Zum Ai-Modell gehört eine Kalibrierfunktion samt IT8-Target für Dias. Wer den Scanner zur dauerhaften Archivierung seiner Vorlagen einsetzen möchte, sollte die Mehrausgabe für die Ai-Version nicht scheuen.

Gegenüber dem Vorgänger OpticFilm 7500i wartet das neue Modell mit einer LED-Lichtquelle und einem verbesserten Infrarotscan zur Staub- und Kratzerentfernung auf. Zudem verträgt sich der 7600i mit Kodachrome-Dias [--] auch bei aktivierter Staub- und Kratzerentfernung. Optional bietet Lasersoft eine IT8-Vorlage auf Kodachrome-Film an.

Die Oberfläche von Silverfast präsentiert sich wie gewohnt mit einem üppigen Angebot an Einstellmöglichkeiten und einer großzügigen Vorschau. Außer den Filmtypen (Negativ, Diapositiv und Kodachrome) kann man hier die Auflösung und das Format vorgeben sowie zahlreiche Korrekturen an Belichtung, Filterung und Farbe vornehmen. Unterstützt wird der Anwender durch Histogrammansichten samt Pipette und Lupe, um etwa die RGB-Werte eines bestimmten Bildpunktes zu analysieren.

Eine Schwäche der bisherigen OpticFilm-Scanner lag in dem begrenzten Dichteumfang und der damit einhergehenden nicht optimalen Belichtung. Beim 7600i hat sich hier einiges getan: So gibt es mit der Differenzierung heller Bildbereiche keine Probleme mehr. Ohne weitere Maßnamen erzielen die Scans eine maximale Dichte von Dmax = 3,2. Das ist ein Wert, den auch sehr gute Flachbettscanner erreichen. Reicht dies nicht aus, kann man Multi-Exposure hinzuschalten: Hierbei durchläuft der Scanner einen zweiten Scandurchgang mit einer Überbelichtung. Aus beiden Scans berechnet die Software ähnlich wie bei der HDR-Fotografie eine Bilddatei mit erweitertem Dichteumfang. Im Test erzielten wir einen Dichteumfang von Dmax = 3,4. Das reicht zwar immer noch nicht an die Werte von Profiscannern heran, dürfte aber für die meisten normal belichteten Motive ausreichen.

Die infrarotunterstützte Staub- und Kratzerentfernung (iSDR) bereinigt die Scans effektiv von Störungen auf dem Dia. Bei der Einstellung der Empfindlichkeit hilft ein zusätzlicher Vorschauscan, in dem sich die Arbeitsweise im Vorfeld kontrollieren lässt. Bei stärkerem Pilzbefall (Wolken von kleinen Punkten auf der Vorlage) oder größeren Defekten muss die iSDR-Funktion allerdings passen. Die Kanten größerer schwarzer Flächen in Kodachrome-Dias waren nach der Bearbeitung mit iSDR leicht ausgefranst, sonst waren die Ergebnisse ansehnlich.

Die Diascans zeichnen sich vor allem durch neutrale Farben und eine gute Durchzeichnung dunkler Bereiche aus. Der Darstellung fehlt es allerdings etwas an Lebendigkeit. Mehr Dynamik erzielt man durch eine etwas stärkere Farbsättigung und leicht erhöhte Schärfeeinstellung. Auch an der Gamma kurve darf man noch etwas zupfen, um zu einer möglichst exakten Reproduktion der Analogaufnahmen am Bildschirm zu kommen.

Negative reproduziert der Scanner in ansehnlicher Qualität: Die Belichtung ist ausgewogen, die Schärfe gut. Für viele Negativ-Filme gibt es vorgefertigte Farbprofile, die zu guten Ergebnissen führen.

Der OpticFilm 7600i hat sich insgesamt zu einem ernst zu nehmenden Filmscanner gemausert, mit dem man seine alten Kleinbildsammlungen in guter Qualität und zu einem attraktiven Preis digitalisieren und archivieren kann. Erste Geräte sollen ab Ende Juni verfügbar sein.

[b]Filmknipse: Reflecta X³-Scan[/b]

Reflectas X3-Scan digitalisiert Dias und Negative in Sekundenschnelle. Der Diascanner präsentiert sich im Look einer Drogeriemarkt-Fotostation im Miniaturformat. Nach dem Öffnen des Deckels ist der X³-Scan sofort startklar. Das Gerät arbeitet wie eine Digitalkamera: Auf Knopfdruck landet das eingeschobene Dia oder Negativ als JPEG-Datei wahlweise im internen 32-MByte-Speicher oder auf einer eingesteckte SD-Karte. Das im Deckel untergebrachte, kleine Display reicht gerade aus, um das gescannte Motiv zu erkennen; zur Belichtungs- oder Farbbeurteilung taugt sie wenig.

Als Einstellmöglichkeiten bietet das Menü eine Auswahl für das Filmmaterial (Dia, Negativ, Schwarzweiß), eine Belichtungskorrektur sowie Spiegeln und Drehen. Im Wiedergabemodus kann man sich die Bilder einzeln oder als Diashow anzeigen lassen. Die digitalisierten Aufnahmen zeigen auch am Computermonitor nur mäßige Qualität: Die Farben sind flau, die erzielbare Auflösung beträgt nur 1300 dpi, die maximale Dichte Dmax[ ]=[ ]2,5 [--] das schaffen auch 100-Euro-Flachbettscanner mit Durchlichteinheit.

Für befriedigende Ergebnisse ist in jedem Fall eine intensive Nachbearbeitung der X3-Scan-Bilder erforderlich. Der einzige Reiz des Gerätes liegt in der hohen Verarbeitungsgeschwindigkeit, für den Preis von 170 Euro kann man jedoch eine wesentlich hochwertigere interne Aufarbeitung der Scans verlangen.

[b]Machen lassen[/b]

Wenn Ihnen die Anschaffung eines Dia-Scanners zu teuer ist und das Digitalisieren zu aufwändig, dann könnten Digitalisierungsdienste eine mögliche Alternative für Sie sein. Diese Dienstleister sind in der Lage, Ihre Bilder mit hochwertigen Scannern zu digitalisieren. Passende Anbieter finden Sie im Internet, der Fotograf um die Ecke bietet diesen Service zu vergleichbaren Preisen ebenfalls an. Pro Bild sind zwischen 0,15[ ]Euro und 0,30[ ]Euro fällig, je nach Bestellmenge und Auflösung. Hinzu kommen oft noch Bearbeitungs- und Versandkosten und die Kosten zur Erstellung einer DVD. Überlegen Sie bei der Qualitätsstufe sehr genau, ob Sie hier sparen wollen.