Bit-Rauschen: Nvidia-Chef Huang liefert Hardware höchstpersönlich aus

Der Nvidia-CEO fährt selbst zum VIP-Kunden OpenAI. US-Politiker wollen RISC-V-Technik in China blockieren. Der Zilog Z80 wird zum Auslaufmodell.

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Hier liefert der Chef noch selbst – falls die Bestellung groß genug ist: Nvidia-CEO Jensen Huang brachte die weltweit erste DGX-H200-Maschine persönlich bei den OpenAI-Chefs Sam Altman und Greg Brockman vorbei. Mit dem finanzkräftigen Partner Microsoft im Rücken sorgte OpenAI, die Firma hinter ChatGPT und Dall-E, wohl schon für so manche Milliarde US-Dollar Umsatz bei Nvidia. Da präsentiert sich Huang offensichtlich gerne als enger Geschäftsfreund und lobt OpenAI brav als KI-Vorreiter. Nebenbei soll das wohl auch Gerüchte zerstreuen, laut denen OpenAI und Microsoft mit Hochdruck an eigenen Chips arbeiten und sich nach anderen Zulieferern umschauen, um weniger der sündteuren Nvidia-Chips kaufen zu müssen.

Ein potenzieller Nvidia-Großkunde geht derzeit anscheinend aus dem Rennen, nämlich die Firma Inflection AI. Sie posaunte Mitte 2023 hinaus, satte 1,3 Milliarden US-Dollar in einen riesigen KI-Supercomputer stecken zu wollen. Dafür wurden Investitionszusagen prominenter Investoren wie Bill Gates eingesammelt. Inflection-AI-Gründer Mustafa Suleyman ist auch kein unbeschriebenes Blatt, sondern hatte 2010 die Firma DeepMind gegründet, die Google 2014 schluckte.

Nun wechselte Suleyman plötzlich gemeinsam mit Inflection-AI-Mitgründer Karén Simonyan zu Microsoft; dort sollen sie "Microsoft AI" aufbauen. Was aus Inflection AI und dem hauseigenen Sprachmodell "Pi" wird, steht in den Sternen. Als neuen Chef heuerte man jedenfalls Sean White an, der von 2016 bis 2020 die Mozilla-Entwicklung leitete.

Nvidia-Chef Jensen Huang (Mitte) übergibt das erste DGX-H200-System persönlich an die OpenAI-Gründer Sam Altman (links) und Greg Brockman.

(Bild: Greg Brockman/X)

Einige KI-Hardware-Startups tüfteln an Chips, in denen sie jeweils eigene KI-Rechenwerke mit RISC-V-Prozessorkernen kombinieren, darunter Esperanto Technologies und chinesische Firmen wie SophGo und die Alibaba-Sparte T-Head. Eine Gruppe von 18 US-amerikanischen Politikern lässt nun untersuchen, wie man chinesische Firmen daran hindern könnte, die offengelegte und lizenzfrei nutzbare RISC-V-Technik einzusetzen. Sie argumentieren unter anderem damit, dass Teile von RISC-V auch mit US-amerikanischen Fördermitteln entwickelt wurden. Es dürfte aber sehr schwierig sein, den Zugriff auf RISC-V einzuschränken, zumal die RISC-V Foundation nominell ihren Sitz in der Schweiz hat.

Die heute zu Littlefuse beziehungsweise IXYS gehörige Firma Zilog stellt ihre CPU-Baureihe Z84C00 ein – 48 Jahre nach der Vorstellung des Z80. Einer der führenden Entwickler des Intel 8080, der aus Vicenza stammende Federico Faggin, hatte Intel 1974 im Streit verlassen, stampfte mithilfe von Geldgebern die Firma Zilog aus dem Boden sowie in nur zwei Jahren den zum 8-Bit-Prozessor 8080 kompatiblen Z80. Der erfreute sich jahrzehntelang höchster Beliebtheit, weit über frühe Home Computer wie Sinclair ZX80 und Schneider CPC 464 hinaus.

Intel quält sich derweil weiter durch die Umstrukturierung. Im ersten Quartal 2024 setzte Pat Gelsingers Truppe zwar überraschend viele Prozessoren für Desktop-PCs und Notebooks ab. Doch bei Servern und KI sieht es weiterhin mau aus. Sogar die lange Zeit glänzende Tochterfirma Mobileye – an der Intel fast 90 Prozent hält – musste Federn lassen. Mobileye liefert vor allem Chips für Autos und da sah es zuletzt düster aus.

Auch AMD konnte die Investoren nicht in allen Sparten zufriedenstellen. Ebenso wie Intel verkaufte AMD überraschend viele PC-Prozessoren, der Umsatz kletterte im Jahresvergleich um 85 Prozent auf 1,4 Milliarden US-Dollar. Doch der Preisdruck ist hoch und der Profit relativ gering. Die Serversparte riss es für AMD heraus, hier ging es um 80 Prozent aufwärts auf 2,3 Milliarden US-Dollar, über 1 Milliarde davon entfielen auf den KI-Beschleuniger Instinct MI300. Was die Aktionäre jedoch stört, sind die starken Rückgänge der Gaming-Sparte und im Embedded-Bereich, also bei den Xilinx-FPGAs. Laut AMD reduzieren viele Kunden ihre Lagerbestände. Vielleicht zeigen sich hier aber auch schon erste Auswirkungen der Altera-Auferstehung. Den Xilinx-Konkurrenten hatte Intel 2015 übernommen und vor wenigen Monaten wieder ausgegründet.

Trotz der leichten Delle im Aktienkurs liegt der Börsenwert von AMD mit 233 Milliarden US-Dollar weiterhin um 80 Prozent höher als der von Intel, obwohl Intel den 2,3-fachen Umsatz erzielt. Aber derzeit macht Intel eben Miese und noch ist die Wette offen, ob es Intel mit Abermilliarden US-Dollar Investitionen in neue Fabs zurück an die Spitze der Chipfertigungstechnik schafft.

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(ciw)