Telekom verdient 2 Milliarden Euro, zweifelt an flächendeckendem Mobilfunk

Trotz gesteigertem Umsatz und operativem Gewinn zweifelt die Telekom, ob es in Deutschland je wirklich flächendeckenden Mobilfunk geben wird.

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Bonn Zentrale Deutsche Telekom AG Außenaufnahme

(Bild: Ittermann/Deutsche Telekom)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Nico Ernst
  • mit Material der dpa

Im ersten Quartal ihres Geschäftsjahres 2024 hat die Deutsche Telekom AG ihren Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 0,4 Prozent auf 27,9 Milliarden Euro gesteigert. Auch das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen inklusive Leasingkosten (EBITDA AL) steigerte sich um 5,1 Prozent auf 10,5 Milliarden Euro.

Laut der Bilanz kamen die Aktionäre auf einen Gewinn von fast 2 Milliarden Euro, 40 Cent je Aktie werden davon ausgeschüttet. Das stellt rechnerisch zwar einen Einbruch dar, im Vorjahresquartal waren es noch 15,4 Milliarden Euro – damals hatte die Telekom aber große Sondereinnahmen durch einen Verkauf ihrer Abteilung für den Betrieb von Funktürmen. Dennoch sieht sich der Konzern weiterhin "auf Wachstumskurs". Besonders hebt das Unternehmen die inzwischen 4,4 Millionen Abonnenten des Dienstes Magenta TV hervor sowie die 5 Millionen Mobilfunkkunden in den USA, die statt Festnetz mobiles "Highspeed-Internet" nutzen. Auch der Glasfaserausbau mit nun 1,1 Millionen FTTH-Kunden kommt voran.

Dennoch sieht Telekom-Chef Tim Höttges den oft geforderten flächendeckenden Ausbau eines schnellen Mobilfunknetzes in Deutschland skeptisch. "Die völlig realitätsferne Ausbauforderung wird vor allem eins sein: teuer", sagte er der dpa. Anfang der Woche hatte die Bundesnetzagentur einen neuen Flächenausbauplan vorgelegt. Dieser sieht vor, bis zum Jahr 2030 mindestens 99,5 Prozent der Fläche Deutschlands mit 50 MBit/s oder mehr zu versehen.

"Die Flächendeckungsauflagen gehen am Kundennutzen vorbei, sie sind nicht verhältnismäßig und vor allem sind sie auch praktisch kaum umsetzbar." Bei Sprachtelefonie sei so ein Ziel machbar, bei solchen Download-Raten aber nicht" meint Tim Höttges.

Er verwies darauf, dass 30 Prozent der Fläche Deutschlands Wald sei und 6,5 Prozent Naturschutzgebiet. Dort sei es sehr schwierig, neue Funkmasten aufzustellen und die dafür nötigen Genehmigungen zu bekommen. Man habe schon heute "enorme Probleme, Standorte zu finden beziehungsweise Baugenehmigungen zu erhalten", sagte der Vorstandsvorsitzende.

Uneinig sind sich die Behörde und die Mobilfunkbetreiber bei den Messverfahren. Erstaunlicherweise kommt die Bundesnetzagentur auf einen relativ hohen Wert, nach ihren Angaben versorgen die drei etablierten Betreiber schon jetzt im Schnitt etwas unter 99 Prozent der Fläche Deutschlands mit 50 Megabit pro Sekunde. Hierbei wird aber in der Nähe der Antenne gemessen. Das ist also eine eher milde Messmethode, bei der das Nutzererlebnis – wie viele Daten beim Smartphone ankommen – keine Rolle spielt. Sollten die Netzbetreiber tatsächlich schon bei fast 99 Prozent sein, würde prozentual nur wenig fehlen bis zu dem 99,5-Prozent-Ziel. Dennoch sorgt die Vorgabe für Unruhe. "Der Teufel liegt im Detail", sagte ein Vertreter der Telekommunikationsbranche, der namentlich nicht genannt werden wollte: "Die Frage wird sein, wie streng die Messparameter sein werden."

Update

Insgesamt hat die Telekom als "T-Mobile" in den USA 99,3 Millionen Vertragskunden. Die Zahl derer, die Mobilfunk als Alternative zum Festanschluss nutzen, hat in diesem Quartal erstmals die Grenze von 5 Millionen überschritten, 405.000 neue Kunden kamen dabei hinzu. Der Artikel wurde an der entsprechenden Stelle korrigiert.

Überschrift angepasst (28 Milliarden Umsatz durch 2 Milliarden Ergebnis ersetzt), weil es zu Missverständnissen kam.

(nie)