Nextcloud auf dem Raspberry Pi - so geht's

Die Vorteile der Cloud genießen, ohne persönliche Daten in fremde Hände zu legen: Nextcloud auf dem Raspberry Pi macht es möglich.

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Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Anna Kalinowsky
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Dropbox, OneDrive, Google Drive oder iCloud Drive: Große Cloud-Anbieter machen es seit vielen Jahren einfach, immer und überall Zugriff auf wichtige Dokumente, Fotos oder andere Dateien zu haben. Die Kehrseite: Wer kommerzielle Anbieter nutzt, gibt seine Daten ungefiltert in fremde Hände. Die Lösung bietet die Einrichtung einer eigenen Cloud über Open-Source-Dienste wie Nextcloud. Mit Nextcloud ist es möglich, Dateien und auch diverse Funktionen wie Kalender oder Online-Notizen auf einem privaten Webspace zu verwalten. Über die diversen Clients von Nextcloud können die Daten dann komfortabel und sicher auf praktisch beliebig vielen Systemen synchronisiert werden. Doch nicht jeder hat einen eigenen Webspace zur Verfügung oder möchte den damit einhergehenden Kosten- und Wartungsaufwand tragen. Eine Alternative liefert wie so oft der Raspberry Pi! Mit ein wenig Bastelarbeit ist es möglich, den Mini-Computer mit einer Nextcloud-Instanz auszustatten.

Die Macher von Nextcloud bieten eine eigene Version an, die direkt auf dem Pi installiert werden kann. In unserem Test stellte sich die “offizielle” Variante aber als recht kompliziert heraus, weil unter anderem komplexe Konfigurationen von Datenbanken nötig sind. Wesentlich einfacher funktioniert es mit dem Open-Source-Projekt NextCloudPi. Es bietet eine deutlich einfachere Installation von Nextcloud für den Raspberry Pi an. In dieser Anleitung konzentrieren wir uns daher auf die Einrichtung von NextCloudPi. Wenn Sie lieber auf die offizielle Variante ausweichen möchten, finden Sie hier die nötigen Infos: https://nextcloud.com

Die Installation von Nextcloud auf dem Pi ist nicht ohne. NextCloudPi macht sie aber ein Stück einfacher.

Der Betrieb von Nextcloud auf dem Raspberry Pi funktioniert ab dem Raspberry Pi 2, die neueren Modelle Raspberry Pi 3, Pi 3+ und vor allem der Pi 4 liefern im Alltag aber eine deutlich bessere Performance. Theoretisch ist es auch möglich, den kleineren Raspberry Pi Zero für Nextcloud zu verwenden, in der Praxis ist das aber allein schon aufgrund der fehlenden Anschlüsse mit einem erheblichen Mehraufwand verbunden.

Für die Installation von NextCloudPi braucht es mindestens eine microSD-Karte mit einer Kapazität von 8 Gigabyte. Im Idealfall erweitern Sie den Speicherplatz des Pis mithilfe eines USB-Sticks oder einer externen Festplatte (idealerweise eine externe SSD) um zusätzlichen Speicherplatz. Auf diesem landen dann später die Daten Ihrer persönlichen Cloud sowie die Erweiterungen von Nextcloud.

Davon abgesehen empfiehlt es sich, den Pi direkt über ein Ethernet-Kabel mit Ihrem Router zu verbinden. Zwar funktioniert NextCloudPi auch via WLAN, eine direkte Verbindung sorgt aber für eine deutlich stabilere und auch schnellere Verbindung.

Die Installation von NextcloudPi ist auf zwei Wegen möglich: Entweder integrieren Sie das Cloud-System in eine bestehende Installation vom Raspberry Pi OS (ehemals Raspbian) oder Sie laden ein fertiges Raspberry Pi OS-Image von der Entwicklerseite herunter, in der NextCloudPi bereits integriert ist. Nutzen Sie bereits ein fertiges Raspberry Pi OS, öffnen Sie ein Terminal und geben Sie den folgenden Befehl ein:

curl -sSL https://raw.githubusercontent.com/nextcloud/nextcloudpi/master/install.sh | sudo bash

Das Installationsskript führt Sie anschließend durch die Einrichtung von Nextcloud auf dem Raspi.

Alternativ dazu besuchen Sie die Downloadseite des Projekts Own Your Bits und laden im Ordner “NextCloudPi_RpI_xyz” die jeweils neueste Version herunter. Das heruntergeladene Image können Sie anschließend mit einem Tool wie BalenaEtcher auf eine SD-Karte übertragen, von der Sie den Raspberry Pi booten. Das funktioniert genauso, wie bei einer “normalen” Installation vom Raspberry Pi OS. Eine Anleitung zur Einrichtung eines Raspberry Pi finden Sie hier. Nach der Installation empfiehlt es sich noch, auf der SD-Karte eine leere Datei mit dem Dateinamen “ssh” (ohne Anführungszeichen und Dateiendung) anzulegen. So können Sie sich bei Bedarf via SSH mit dem Pi verbinden.

Nach der Installation von NextCloudPi verbinden Sie den Pi mit dem Router und einem Netzteil. Sobald der Start abgeschlossen ist, können Sie NextCloudPi über den Browser eines PCs oder Macs im gleichen Netzwerk erreichen. Dazu geben Sie wahlweise die IP-Adresse des Pis (die Sie beispielsweise im Router-Menü finden) oder die Adresse

https://nextcloudpi.local:4443

in den Browser Ihrer Wahl ein. Über diese Adresse rufen Sie später auch die Administration Ihrer Nextcloud-Installation auf, um beispielsweise Updates zu installieren. Falls Ihr Browser eine Sicherheitsfehlermeldung anzeigt, dürften Sie diese getrost ignorieren - dies liegt schlicht und ergreifend daran, das Nextcloud ab Werk kein eigenes TLS-Zertifikat bietet. Beim ersten Start zeigt das System nun den Standard-Benutzernamen “ncp” sowie ein komplexes Passwort an, dass Sie unbedingt kopieren sollten.

Notieren Sie sich unbedingt das Passwort, das NextCloudPi bei der ersten Aktivierung anzeigt.

Ist dies geschehen, klicken auf “Activate”. Beim nächsten Aufruf der NextcloudPi werden Sie mit einem Einrichtungsassistenten begrüßt. Öffnet sich dieser nicht standardmäßig, rufen Sie die Adresse

https://ipadressedesNextcloudpi:4443/wizard/

auf. Im Punkt “USB-Configuration” richten Sie einen angeschlossenen USB-Stick oder eine Festplatte für die Datenspeicherung mit Nextcloud ein. Klicken Sie auf “Yes”, dann auf “Continue” und abschließend auf “Format USB”, um die Formatierung zu starten. Dabei werden logischerweise alle eventuell vorhandenen Daten vom Medium gelöscht. Klicken Sie abschließend auf die Schaltfläche “Move data to USB”, um das Datenverzeichnis zu verschieben.

NextCloudPi kann die Formatierung und Einrichtung des USB-Speichers automatisch übernehmen.

Im nächsten Schritt “External Access” versucht NextCloudPi nun, den Raspi so einzurichten, dass er auch von unterwegs aus über das Internet erreichbar ist. Neben einem DNS-Dienst (die Macher empfehlen die kostenlosen Dienste NoIp oder FreeDNS) bedarf es dazu auch einer Portfreigabe in Ihrem Router. In unseren Tests hat der Fernzugriff leider nicht zuverlässig funktioniert, was allerdings auch an lokalen Sicherheitsbestimmungen liegen kann. Infos zur Einrichtung des Fernzugriffs auf den NextCloudPi finden Sie hier.

Jetzt können Sie über die IP-Adresse des NextCloudPi oder die Adresse “https://nextcloudpi” die Benutzeroberfläche von Nextcloud aufrufen. Als Log-in verwenden Sie “ncp” und das bei der Aktivierung festgelegte Passwort. Dieses können Sie später oben rechts im Menü “Benutzer” ändern. Auch die Einrichtung von Clients, die Daten mit der Raspi-Cloud synchronisieren, ist nun möglich. Installieren Sie die passenden Clients, geben Sie die IP-Adresse des Pis an und melden Sie sich mit den Benutzereinstellungen an.

Sobald NextCloudPi läuft, können Sie über die Apps Daten mit Ihrer privaten Cloud synchronisieren.

Die Administration der NextCloudPi-Installation selbst erfolgt über den Aufruf von

https://ipadressedesNextcloudpi:4443/wizard/

Hier können Sie unter anderem unter “nc-admin” bzw. “NCP Password” die Zugangspasswörter zur Weboberfläche und die Verwaltungskonsole durch eigene Passwörter ersetzen. Auch die Einrichtung von Zertifikaten, den Fernzugriff oder die Installation von Nextcloud-Updates erfolgt über die Konsole. Da die Möglichkeiten extrem umfangreich sind, empfiehlt sich ein Blick in die Dokumentation des Projekts. Diese finden Sie unter diesem Link: https://help.nextcloud.com/t/staying-up-to-date/126259.

Mehr Infos
(anka)