Kawasaki Ninja 500 SE / Z 500: Modellpflege mit Hubraum-Plus
Kawasaki wertet seine beliebten Einsteigermodelle erheblich auf. Größerer Hubraum bringt mehr Drehmoment und bessere Fahrbarkeit, der Preis bleibt fast gleich.
- Ingo Gach
Kawasaki Ninja 400 und Z 400 erfreuen sich seit Jahren großer Beliebtheit in der Einsteigerklasse. Die beiden Modelle unterscheiden sich eigentlich nur durch die Vollverkleidung und den Stummellenker, und trotzdem wird aus dem Naked Bike ein schnittiger Sportler. Für 2024 hat die giftgrüne Marke ihre Erfolgsmodelle gründlich überarbeitet. Vor allem bekam der Motor mehr Hubraum, er wuchs von 399 auf 451 cm3. Dafür bohrte Kawasaki den Zweizylinder aber nicht auf, sondern verlieh ihm über eine neue Kurbelwelle mehr Hub. Die Spitzenleistung von 45 PS bleibt identisch, wird jetzt aber schon 1000 Touren früher erreicht, bei 9000/min. Deutlich zugelegt hat hingegen das Drehmoment, es steigt von 37 auf 43 Nm und liegt jetzt schon bei 6000/min an, statt erst bei 8000. Da die Preise kaum angehoben wurden, erhöht sich der Mehrwert der beiden Bikes.
Elastischer im Durchzug
Es ging den Entwicklern ganz offensichtlich darum, die beiden Modelle noch fahrbarer zu machen, wobei sie bislang schon von ihrer Handlichkeit und niedrigen Sitzhöhe profitierten. Laut Kawasaki bekam die Ninja 500 ein anderes Mapping als die Z 500. Genaueres lässt der Hersteller nicht verlautbaren, aber vermutlich geht der vollverkleidete Sportler oben heraus etwas rasanter zur Sache, während das Naked Bike im unteren Drehzahlbereich minimal mehr Leistung haben könnte.
Kawasaki Z 500 und Ninja 500 (7 Bilder)
(Bild: Kawasaki )
Der neue 500er-Reihenzweizylinder hat immer noch kein Ride-by-wire, sondern öffnet weiterhin über einen Gaszug die Drosselklappen. Auch elektronische Assistenzsysteme wie Fahrmodi, Schlupfregelung oder Quickshifter sucht der Fahrer vergeblich. Immerhin bietet Kawasaki serienmäßig eine Slipper-Kupplung gegen ein stempelndes Hinterrad.
Grimmig wie das Superbike
Die Ninja 500 ist 2024 noch näher an das Design des Superbikes Ninja ZX-10R (Test) gerückt und schaut sehr grimmig aus ihren neuen LED-Scheinwerfern. Die Seitenverkleidung unter dem Tank und die Heckverkleidung bekommen ebenfalls eine neue Form. Fahrer- und Soziussitz sind ergonomischer gepolstert, was dem Komfort zugutekommen dürfte. Außerdem verabschiedet sich Kawasaki bei der vorderen 310-mm-Bremsscheibe vom Wave-Design, behält aber die Doppelkolben-Bremszange von Nissin.
Auch die Lampenmaske des Naked Bikes Z 500 bekommt eine frischere Optik, sie wirkt jetzt mit den etwas kleineren LED-Scheinwerfern harmonischer, darunter klemmt Kawasaki noch einen dritten Scheinwerfer für das Fernlicht. Ebenso so neu zeigen sich die Seitenverkleidungen unterhalb des Tanks und der Vorderradkotflügel. Beide Modelle haben weiterhin einen Gitterohrrahmen aus Stahl, der den Motor als tragendes Element aufnimmt. Auch die Räder mit den filigranen Speichen wurden von den Vorgängerinnen übernommen. Das Vorderrad wird weiterhin von einer nicht einstellbaren, einfachen Telegabel geführt, während hinten eine Kastenschwinge arbeitet, deren Federbein sich lediglich fünffach in der Vorspannung variieren lässt. In der Einsteigerklasse sind einstellbare Fahrwerke aus Kostengründen eher selten anzutreffen.
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Die Ninja 500 kommt ausschließlich als besser ausgestattete SE-Variante nach Deutschland, während die Z 500 bei der Basis bleibt. Ein Unterschied liegt im Cockpit: In der Z 500 informiert ein LC-Display, in der Ninja 500 SE hingegen ein neues TFT-Display mit noch mehr Funktionen. Aber beide lassen sich per Bluetooth mit dem Smartphone verbinden, wenn die Kawasaki-App heruntergeladen wurde. Die Ninja 500 SE verfügt ab 2024 über das Funkschlüssel-System KIPASS, wobei immer noch ein Schalter für die Zündung von "off" auf "on" gedreht werden muss, bevor der Motor gestartet werden kann.
Unterschiedlich in der Ergonomie
Der größte Unterschied zwischen den beiden Modellen ist natürlich die Sitz-Ergonomie. Auch wenn die Sitzhöhe mit moderaten 785 mm identisch ist, fährt es sich auf der Z 500 entspannter, dank der breiten und hoch gekröpften Lenkstange. Dennoch ist die Ninja 500 SE nicht unbequem, da die Lenkerstummel recht hoch reichen und so der Oberkörper nicht allzu weit nach vorne gebeugt werden muss. An der Fahrwerksgeometrie hat Kawasaki nichts verändert, der Radstand ist mit 1375 mm sehr kurz, was den beiden Modellen in Kombination mit einem steilen Lenkkopfwinkel von 65,5 Grad und einem kurzen Nachlauf von 92 mm ein superbes Handling beschert. Auch die Reifendimensionen mit einem 110/70-17 vorne und 150/60-17 hinten passen zu den Bikes, der serienmäßig aufgezogene Dunlop Sportmax GPR-300 bringt guten Grip.
Kawasaki Z 500 und Ninja 500 (8 Bilder)
(Bild: Kawasaki )
Fast 180 km/h mit der Vollverkleidung
Die Ninja 500 legt wegen der SE-Ausstattung um vier auf 172 kg Leergewicht zu, die Z 500 bleibt bei 167 kg, knapp unter dem für den Führerschein der Klasse A2 vorgeschriebenen Leistungsgewicht von 0,2 kW pro kg. Das Naked Bike ist mit 175 km/h Topspeed angegeben, während die Vollverkleidung der Ninja zu 179 km/h verhilft. Nicht schlecht für ein Einsteigerbike.
Kawasaki beziffert den Durchschnittsverbrauch auf 3,8 Liter pro 100 km, daraus ergibt sich eine theoretische Reichweite von 368 km. Auf Dauer hilft der geringe Verbrauch nicht unerheblich, Geld zu sparen. Womit wir bei den Kosten angelangt wären. Kawasaki hebt die Preise nur moderat um 200 Euro an: Die Z 500 kostet nun 5995 Euro, die Ninja 500 SE mit 6995 Euro zwar auch 200 Euro mehr, aber eben inklusive der gehobenen SE-Ausstattung.
Aufgewertet
Der neue Jahrgang der Ninja 500 SE und Z 500 erfreut mit mehr Hubraum und Drehmoment, was zu ihrer bereits bekannt guten Handlichkeit passt. Das aufgefrischte Design dient eher dazu, die Verbesserungen an der Technik nach außen zu zeigen, denn am gelungenen Gesamtkonzept der problemlosen Kurvenwetzer wurde zum Glück nichts geändert. Wer auf die Telegabel, den Mangel an Fahrmodi oder Glühfadenleuchten in den Blinkern zeigt, dem sei gesagt, dass auch knapp kalkulierte Bikes gut fahren können, wenn sie denn gut gemacht sind: Besser eine tadellos arbeitende herkömmliche als eine allzu billige Upside-down-Gabel. Dass sich inflationsbereinigt der Preis kaum geändert hat, wertet die beiden Modelle auch in finanzieller Hinsicht auf.