Alphabet hält Werbeumsatz, steigert Konzernumsatz

2 Promille weniger Werbeumsatz, 2,6 Prozent mehr Gesamtumsatz meldet Alphabet für das erste Quartal. Die Börse hat schlechtere Werte erwartet.

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Schriftzug "Google" an Glasfassade eines Bürogebäudes

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 4 Min.

Der Google-Konzern Alphabet kann den Rückgang seiner Werbeumsätze fast stoppen. Im ersten Quartal 2023 hat Google 54,5 Milliarden US-Dollar aus Reklame eingenommen. Das sind lediglich 113 Millionen Dollar oder 2 Promille weniger, als im ersten Quartal 2022 – Analysten hatten deutlichere Werberückgänge erwartet. Der Konzernumsatz insgesamt ist sogar um 2,6 Prozent auf 69,8 Milliarden Dollar gestiegen.

Zudem macht die Konzernsparte Google Cloud erstmals operativen Gewinn. Das Alphabet-Management möchte eigene Aktien im Wert von 70 Milliarden US-Dollar zurückkaufen. All das erfreut institutionelle Anleger, sodass Google-Aktien im nachbörslichen Handel nach Bekanntgabe der Finanzzahlen zulegen konnten. "Wir sind zufrieden mit unserer Geschäftsentwicklung im ersten Quartal", sagte Konzernchef Sundar Pichai, "Die Suche läuft gut und wir haben Schwung im Cloud-Geschäft."

Zu den Werbeumsätzen auf Googles eigenen Seiten und Apps, auf von Google vermarkteten Angeboten Dritter sowie YouTubes kommen noch 7,4 Milliarden Dollar sonstige Einnahmen hinzu (+8,8%). Hier sind beispielsweise Einnahmen aus dem Verkauf von Endgeräten und aus dem Play Store enthalten. Insgesamt hat Googles knapp 62 Milliarden Dollar Umsatz gemacht (+0,8%). Die separat geführte Konzernsparte Google Cloud legt gleich um 28 Prozent zu und setzt 7,5 Milliarden Dollar um. Hinzu kommen kleinere Beiträge der sonstigen Wetten (um ein Drittel auf 288 Millionen Dollar gefallen) und aus dem Wechselkurshedging (um 70 Prozent auf 84 Millionen Dollar gefallen). Das ergibt in Summe den erwähnten Konzernumsatz von 69,8 Milliarden Dollar (+2,6%).

Beim Betriebsgewinn verzeichnet Google einen Rückgang von einem Prozent auf 21,7 Milliarden Dollar. Erstmals in der Konzerngeschichte schafft die Google Cloud Betriebsgewinn, nämlich 191 Millionen Dollar. Vor einem Jahr stand da noch ein Minus von 706 Millionen. Der Betriebsverlust der Sonstigen Wetten ist um fast die Hälfte auf mehr als 1,2 Milliarden Dollar gestiegen.

Fast verzehnfacht hat sich der Verlust der keiner bestimmten Sparte zugeteilten Allgemeinkosten des Alphabet-Konzerns. Da stehen nun rund 3,3 Milliarden Dollar Betriebsverlust. Hintergrund ist, dass Alphabet hier die Ausgaben für KI-Entwicklung bei Deep Mind verbucht. (Die Verschmelzung von Google Brain und Deep Mind zu Google Deepmind hat der Konzern erst nach Ende des Quartals in Angriff genommen.)

Insgesamt ist der Betriebsgewinn des Konzerns um mehr als 13 Prozent auf 17,4 Milliarden Dollar gefallen. Der operative Cashflow ist um mehr als sechs Prozent auf 23,5 Milliarden Dollar zurückgegangen. Der Nettogewinn ist um mehr als acht Prozent auf 15,1 Milliarden Dollar gefallen.

Das Betriebsergebnis ist von namhaften Einmaleffekten betroffen: Es wird durch die im ersten Quartal angekündigte – damals aber noch nicht umgesetzte – Kündigungswelle belastet, und zwar mit 2,6 Milliarden Dollar. Umgekehrt hat Google die voraussichtliche Lebensdauer seiner Server erhöht; das reduziert Abschreibungen um fast eine Milliarde Dollar und stützt den Nettogewinn mit 770 Millionen Dollar. Außerdem hat Alphabet den Zuteilungstermin von Aktien an Mitarbeiter verschoben; auch das stützt den Quartalsgewinn, wird sich auf das Jahresergebnis aber nicht auswirken. Merkwürdig ist, dass Alphabets Mitteilung nicht verrät, in welcher Höhe diese Terminänderung das Quartalsergebnis schönt.

Für mehr Aufregung sorgt derzeit das Jahresgehalt des Alphabet-Chefs. Pichai hat 2022 nicht weniger als 226 Millionen Dollar verdient. Das ist 800 Mal so viel wie das Medianeinkommen seiner Mitarbeiter. Der Mann hat entschieden, 12.000 seiner Mitarbeiter auf die Straße zu setzen.

Die Börse reagierte verhalten positiv auf Alphabets Ergebnis. Der Aktienkurs machte nachbörslich zunächst einen kleinen Sprung nach oben, gab dann aber wieder etwas nach und schloss mit einem kleinen Plus von rund 1,5 Prozent.

(ds)