Energie: Großbritannien und Deutschland bekommen erste direkte Stromverbindung

Auf deutscher Seite haben die Bauarbeiten für eine 720 km lange Stromverbindung mit 1,4 GW Kapazität begonnen.

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Querschnitt durch zwei Stromleitungen

Reduktion der Magnetfeldemission durch Auslöschungseffekt bei zwei gebündelt verlegten Kabeln mit entgegengesetzter Polarität.

(Bild: Pedro Cavaleiro / NeuConnect Interconnector)

Lesezeit: 2 Min.

Mit dem Projekt "NeuConnect" soll Deutschland im Jahr 2028 erstmals eine direkte Stromverbindung mit Großbritannien bekommen. Auf britischer Seite wurde im Juli 2023 mit dem Bau begonnen, nun fangen auf deutscher Seite in Wilhelmshaven die Hauptbauarbeiten an. Die Bauarbeiten für eine Zufahrtstraße an der neuen Konverterstation in Wilhelmshaven hatten bereits begonnen.

Schema der Stromberbindung Deutschland-Großbritannien.

(Bild: NeuConnect Interconnector)

NeuConnect verbindet auf einer Länge von etwa 720 km die Übertragungsnetze Deutschlands und Großbritanniens miteinander. Die Stromverbindung soll eine Kapazität von 1,4 GW in beide Richtungen haben und vom geplanten Umspannwerk Isle of Grain in der Grafschaft Kent zum Umspannwerk Fedderwarden in Wilhelmshaven verlaufen. Dabei wird sie neben britischem und deutschen Hoheitsgebiet auch niederländisches queren.

Auf deutscher Seite ist die Leitung 193 km lang. In der Nordsee ist sie als Unterseekabel und auf der deutschen Landseite als Erdkabel geplant. Ab 2028 sollen mit der Leitung bis zu 1,5 Millionen Haushalte mit Strom versorgt werden. Hauptvertragspartner sind die Prysmian Group, die unter anderem die Horizontalbohrungen vornimmt und die Kabel herstellt, und Siemens Energy. Die Kosten des Projekts werden auf 2,8 Milliarden Euro beziffert.

"Das klimaneutrale Stromsystem braucht Flexibilität", sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck in Wilhelmshaven. "Deshalb bauen wir nicht nur die Stromnetze in Deutschland aus, sondern sorgen auch für Stromtrassen zu unseren Nachbarn." Dekarbonisierung und grenzüberschreitende Versorgungssicherheit gingen Hand in Hand. Die deutsch-britische Zusammenarbeit auf diesem Gebiet sei ein gutes Vorzeichen für weitere Kooperationsprojekte.

Deutschland und Großbritannien haben im November 2023 ihre gemeinsame Absicht erklärt, die Zusammenarbeit im Energiebereich zu vertiefen. Neben dem Projekt NeuConnect gehört dazu auch, bei Windparks in der Nordsee künftig über sogenannte hybride Interkonnektoren substanzielle "grüne" Strom- und Wasserstoffimporte zu generieren.

(anw)