Boeing: 70.000 Mitarbeiter in "Quality Stand Downs"
Die negativen Schlagzeilen über Boeing reißen nicht ab. Nun geht der Flugzeughersteller in eine Informationsoffensive.
Boeing will per E-Mail-Aussendungen künftig darüber informieren, was der Flugzeughersteller unternimmt, um sein Sicherheitsmanagement und die Qualitätssicherung zu verbessern. Die 70.000 Mitarbeiter des Unternehmens würden seit Januar 2024 diversen Maßnahmen unterzogen, heißt es in der aktuellen ersten Aussendungen. Weitere sollen folgen.
Seit Januar dieses Jahres, als ein 737 Max des Herstellers während des Flugs einen Rumpfteil verlor, reißen Boeings Probleme nicht ab. Die Probleme sind aber schon älter, zwei tödliche Abstürze des gleichen Flugzeugtyps in den Jahren 2018 haben nun in den USA ein juristisches Nachspiel. Im März verlor erneut eine Boeing-Maschine während des Flugs einen Rumpfteil, Ende Januar hatte eine Boeing kurz vor dem Start eines der vorderen Räder verloren.
Tausende Rückmeldungen
Boeing berichtet nun von "Quality Stand Downs". Das heißt, seit Januar haben die Mitarbeiter an gut 20 Standorten einen Tag lang die Produktion und Auslieferung unterbrochen, um sich auf erhöhte Sicherheits- und Qualitätsmaßnahmen zu konzentrieren. "Ausgehend von den Rückmeldungen unserer Belegschaft haben wir uns vor allem auf die Bereiche Schulungen, Prozesse, Mängel und Kultur konzentriert", schreibt Boeing in der E-Mail, die heise online vorliegt.
Das gesammelte Feedback – tausende Kommentare und Vorschläge – werde gezielt nach Prioritäten geordnet und für Sicherheits- und Qualitätsmaßnahmen geprüft, heißt es weiter. Einige Vorschläge würden im "90-Tage-Plan" genannen Sicherheits- und Qualitätsplan berücksichtigt, den Boeing Ende Mail der US-Luftfahrbehörde Federal Aviation Administration (FAA) vorlegen wolle.
Als Beispiele für solche Vorschläge nennt Boeing neues Schulungsmaterial für die Bereiche Fertigung und Qualität, die das Unternehmen bereits eingeführt habe. Je nach Arbeitsumfang umfassten die damit durchgeführten Schulungen pro Mitarbeiter durchschnittlich 20 bis 50 zusätzliche Schulungsstunden. Zudem hätten die Teams mehr als 7000 neue Werkzeuge und andere Ausrüstungsgegenstände bekommen, damit sie besser arbeiten könnten.
"Stand Downs sind keine Strafe"
Die FAA hatte kurz nach dem Vorfall im Januar ein Startverbot für 171 Flugzeuge des Typs Boeing 737 Max 9 verhängt und verlangt, dass sie sofort inspiziert werden. In der Woche darauf wurde bekannt, dass die FAA bei Boeing zahlreiche Produktionsprobleme festgestellt hat und die Zustände beim Unternehmen genauer untersuchen will.
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Boeing betont nun in seiner E-Mail, die durch die "Quality Stand Downs" gewonnenen Informationen würden über sämtliche Produktionsbereiche mitgeteilt. Das heißt, nicht nur die Produktion der Flugzeuge des Typs 737, auch die der 767 bis hin zur 787 sollen von dem Feedback profitieren. "Wenn wir Probleme feststellen, wollen wir sichergehen, dass alle Teammitglieder in dem betroffenen Bereich über das Problem informiert sind", erklärt Boeing-Manager Mike Fleming. "Dabei gehen wir sogar so weit, dass wir die Arbeit von Teams kurzzeitig 'stilllegen'". Das sei nicht als Strafe gedacht. "Vielmehr geht es um das Teilen von Informationen über alle Programme hinweg." (anw)