Krise in der Spielebranche: Entlassungen, Schließungen und zerstörte Karrieren

Zehntausende Menschen haben allein seit 2022 ihren Job in der Spielebranche verloren. Wir haben nach den Ursachen des globalen Phänomens gesucht.

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, Thorsten Hübner

(Bild: Thorsten Hübner)

Lesezeit: 23 Min.
Von
  • Dominik Schott
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"Es ist ein bisschen so, als würde deine Freundin bald Schluss machen. Telefonanrufe werden seltener, Nachrichten bleiben unbeantwortet und die Vertrautheit verschwindet ganz langsam aus den Gesprächen." Mit diesem Vergleich versucht Walter (Name geändert), Chef eines süddeutschen Entwicklerstudios, zu beschreiben, was er vor wenigen Monaten erlebte: Sein Publisher, der Geldgeber für das nächste große Spiel des Studios, kündigte plötzlich die Zusammenarbeit auf. Eine Katastrophe für das gesamte Team und eine Überraschung für den Teamleiter, der anonym bleiben möchte. Auf einen Schlag ist nicht nur das nächste Projekt, sondern die Zukunft des ganzen Studios mit seinen Arbeitsplätzen in ernster Gefahr. In der wechselhaften Spielebranche droht dieses Szenario immer wieder – und doch ist es dieses Mal anders. Die Erfahrung des Studiochefs ist nicht wie sonst ein Einzelfall, sondern Teil eines existenzbedrohenden, kollektiven Erdbebens, das seit Ende 2023 die Spielebranche weltweit erschüttert.

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Über 10.000 Menschen verloren laut Branchenmagazin GamesIndustry.biz im Jahr 2023 weltweit ihren Arbeitsplatz. Von Januar bis März 2024 gab es noch einmal über 8000 Entlassungen. Auch in Deutschland forderte das branchenweite Erdbeben Opfer: Das preisgekrönte Entwicklerstudio Mimimi Games schloss im September 2023 seine Pforten, nachdem es im Vorjahr über eine Viertelmillion Euro Verlust gemacht hatte. Kurz davor im Sommer 2023 stampfte das Hamburger Studio Daedalic seine Entwicklungsabteilung ein, nachdem das Prestigeprojekt "Herr der Ringe: Gollum" gefloppt war. 25 Menschen verloren ihren Job. Und schließlich entließ InnoGames, bekannt für "Forge of Empires", "Elvenar oder "Rise of Cultures" und einer der größten Arbeitgeber der deutschen Spieleindustrie, immerhin 75 seiner 400 Angestellten.

Die kollektive Spielebranche ringt nach Worten, um zu beschreiben, was weltweit gerade passiert. Einige sprechen von einem Crash, in Anlehnung an den großen Spielecrash der frühen 1980er-Jahre, der beinahe die komplette Industrie kollabieren ließ. Andere lehnen den Begriff ab, sprechen von natürlichen, zyklischen Bewegungen einer ganzen Branche. Wer hat recht? Wir begaben uns auf Spurensuche, sprachen mit Dutzenden Entwicklern und Branchenbeobachtern aus der ganzen Welt, um die Ursachen des industrieweiten Erdbebens zu erkunden und herauszufinden, wie düster die Zukunft der Spielebranche wirklich aussieht.

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