Traurig, aber wahr: KI singt MIT-Lizenz als Ballade
Was wohl ein Machbarkeitstest sein sollte, entpuppt sich als durchaus hörbar. Wann stürmen die Open-Source-Lizenzen die Musikcharts?
Es ist buchstäblich traurig, aber wahr: Eine "Sad Girl"-Klavierballade der Musik-KI Suno.ai kursiert derzeit in sozialen Netzwerken und erregt viel Aufsehen. Der Songtext des durchaus anhörbaren Liedes ist nichts Geringeres als die MIT-Open-Source-Lizenz. Einige Zuhörer schwärmen bereits in den höchsten Tönen von den Möglichkeiten.
Die Fachwelt rätselt noch, was das größere Wunder ist: Die Art und Weise, wie die KI Musikstücke erzeugt, oder dass sie sogar juristischen Texten eine Melodie abringen kann. Spaßvögel haben auch bereits Keks-Rezepte oder sogar das deutsche Grundgesetz in Chart-taugliche Hits verwandelt. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis auch Telefonbuchseiten das Zeug zum Bestseller-Hit haben.
Version 3 klingt radiotauglich
Am 21. März wurde Version 3 von Suno veröffentlicht. Erstmals sei das KI-Modell in der Lage, Musik in Radioqualität zu erzeugen, heißt es. Binnen Sekunden könne jeder zweiminütige Lieder erstellen. Suno sei in der Lage, in diversen Sprachen zu singen. Dabei sei die KI immer noch in ihren Anfängen. Künftig solle es etwa noch mehr Stellräder für Qualität und Geschwindigkeit geben.
Suno wurde im Jahr 2023 in Cambridge an der Ostküste der USA entwickelt. Dahinter stecken Michael Shulman, Georg Kucsko, Martin Camacho und Keenan Freyberg, die früher bei Meta und TikTok tätig waren. Ende Dezember gaben Suno und Microsoft eine Partnerschaft bekannt, um die Musik-KI in Bing Chat zu integrieren.
Noch mehr Klagelieder
Rund 200 Musiker und Songwriter stimmten unlängst ein anderes Klagelied an: Sie befürchten, dass die Musik-KI-Lösungen mit ihren Erzeugnissen trainiert wurden, ohne dass sie in irgendeiner Weise dafür entschädigt werden. Dies sei ein Angriff auf die menschliche Kreativität und die Existenzgrundlage vieler Musiker. Ihr Trübsal blasen sie bislang ohne Trompeten – obwohl Suno hier schnell für Abhilfe sorgen könnte.
Auf jeden Fall zeigt sich, dass es schon jetzt nicht der mehr oder minder bedeutungsschweren Songtexte menschlicher Künstler bedarf, um sich als Musikproduzent zu betätigen – die KI kann in jedem Fall ein Liedchen davon singen.
(mki)