Netflix mit durchwachsenem Jahresauftakt, enttäuscht beim Nutzerwachstum
Der Streaming-Dienst verzeichnet moderate Zuwächse bei Umsatz, Gewinn und Abos. Der DVD-Verleih wird eingestellt, das Vorgehen gegen Account-Sharing verschoben.
Netflix ist mit gemischten Finanzzahlen ins neue Geschäftsjahr gestartet und hat das weltweite Vorgehen gegen Account-Sharing etwas verschoben. Eigentlich wollte der Streaming-Dienst Ende des ersten Quartals global gegen das Teilen von Netflix-Zugängen mit Personen außerhalb des eigenen Haushalts vorgehen, aber das ist nun für das zweite Quartal dieses Jahres geplant. Außerdem wird mit dem DVD-Verleih in diesem Herbst das Angebot eingestellt, mit dem Netflix vor 25 Jahren begann.
Im ersten Quartal 2023 steigerte Netflix seinen Umsatz im Jahresvergleich um 3,7 Prozent auf 8,16 Milliarden US-Dollar. Der Betriebsgewinn hat im gleichen Zeitraum um 13 Prozent nachgegeben und liegt jetzt bei 1,7 Milliarden Dollar. Damit sank auch der Nettogewinn um rund 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf zuletzt 1,3 Milliarden Dollar, wie das Unternehmen erklärt.
Für das aktuelle Quartal erwartet Netflix einen Umsatz von 8,2 Milliarden Dollar. Das wären drei Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Gleichzeitig sollen aber Betriebsgewinn und Nettogewinn weiter etwas zurückgehen. Der Aktienkurs von Netflix brach daraufhin zunächst um mehr als 10 Prozent ein, erholte sich nach Börsenschluss aber umgehend wieder und erreichte wieder das Niveau des Vortages.
Ende des DVD-Verleihs, weniger Neukunden
Außerdem gab Netflix bekannt, seinen DVD-Verleih nach rund 25 Jahren einzustellen. Der Versand per Post war das ursprüngliche Geschäftsmodell des 1997 gegründeten Unternehmens. Im Streaming-Zeitalter spielte es aber ohnehin kaum noch eine Rolle. Netflix begründete das Aus mit der geringen Nutzung des Services. Die letzten Leih-DVDs sollen am 29. September 2023 verschickt werden, danach ist Schluss.
Im Streaming-Bereich konnte der Marktführer seine Kundenzahlen im ersten Quartal um 1,75 Millionen auf 232,5 Millionen zahlende Nutzerkonten steigern. Experten hatten mit einem deutlich stärkeren Zuwachs gerechnet. Vor einem Jahr noch hatte Netflix Kundenschwund, als der Krieg Russlands die Kundenzahlen erstmals seit 2011 fallen ließ. Die Zahl der Abonnenten sank damals um 200.000, sodass der aktuelle Abo-Zuwachs Netflix dazu veranlasst, von einem "guten Jahresbeginn 2023" zu sprechen. Ende 2022 konnte Netflix allerdings noch fast 7,7 Millionen neue Abos verzeichnen.
Mehr Neukunden durch Sharing-Verbot
Weitere Neukunden verspricht sich Netflix von seinem Vorgehen gegen Account-Sharing. Nachdem Netflix Account-Sharing seit Februar auch in Teilen Europas verbietet, nämlich zunächst in Spanien und Portugal, hätte diese Initiative Ende des ersten Quartals auch weltweit umgesetzt werden sollen. Das wurde nun erst einmal auf das zweite Quartal verschoben, weil Netflix nach eigenen Angaben "Möglichkeiten für eine bessere Nutzererfahrung gefunden hat".
Im laufenden Quartal soll allerdings breit gegen Account-Sharing vorgegangen werden, unter anderem auch in den USA, wie einer der Chefs von Netflix laut US-Sender CNBC im Gespräch mit Investoren erklärt. Die Erfahrungen, die der Streaming-Dienst dabei in anderen Ländern gemacht hat, zeigen, dass sich Kunden zunächst sträuben und kündigen, aber dann langsam zurückkehren und sich für eigene Abos anmelden würden.
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Dadurch würde das Kundenwachstum anfangs ausgebremst, sodass Netflix mit einem stärkeren Zuwachs inzwischen erst im dritten Quartal rechnet. Als Beispiel nennt der Streaming-Dienst Kanada. Netflix-Nutzer mit ausgeliehenen Kennwörtern zahlender Kunden würden später eigene Accounts anlegen und weitere Nutzer als Zusatznutzer anlegen. So seien die Umsätze in Kanada seit des dortigen Vorgehens gegen Account-Sharing im Februar stärker gewachsen als in den USA.
Netflix erklärt Liveshow-Blamage mit neuem Bug
Die kürzliche Blamage für Netflix, als ein Livestream-Event kurzfristig ausfiel, erklärte der Streaming-Dienst mit technischen Problemen. Man habe die technische Infrastruktur für solche Liveshows. Allerdings wollte Netflix solche Live-Events nach dem ersten Live-Comedy-Special im März weiter verbessern und habe dabei "einen Bug eingebaut". Daraus wolle Netflix weiter lernen.
(fds)