EVS27: Drahtloses Laden bevorzugt

Auf der weltgrößten Elektroautomesse in Barcelona zeigte Qualcomm, wie E-Mobile künftig mit Energie versorgt werden könnten. An Standards wird noch gearbeitet.

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Auf der weltgrößten Elektroautomesse in Barcelona zeigte Qualcomm, wie E-Mobile künftig mit Energie versorgt werden könnten. An Standards wird noch gearbeitet.

Elektrofahrzeuge werden immer besser. Aktuelle Modelle wie Nissans Leaf oder BMWs i3 lassen sich nicht schlechter fortbewegen als Benziner, wenn man im Alltag mit einer Reichweite von (je nach Fahrweise deutlich) unter 200 Kilometern zurechtkommt.

Allein beim Laden gibt es noch Schwierigkeiten. So existieren nach wie vor unterschiedliche Standards, was bedeutet, dass man je nach Fahrzeugtyp stets zu einer bestimmten Ladesäule eilen muss – oder hoffen, dass es Adapter gibt. Beispielsweise werden momentan unter anderem drei verschiedene Steckersysteme (Typ 1 bis Typ 3) plus Schnellladesysteme wie Chademo, CCS oder Teslas Supercharger offeriert, die untereinander oft nicht kompatibel sind.

Beim US-Chipkonzern Qualcomm, der sich mittlerweile auch im Zuliefergeschäft für E-Autos tummelt, glaubt man überhaupt nicht mehr an solchen Kabelsalat. Stattdessen sollen Elektrofahrzeuge künftig drahtlos aufgeladen werden. Die Technik des Unternehmens für das sogenannte Wireless Electric Vehicle Charging (WEVC) hört auf den Namen HALO und wurde ursprünglich an der University of Auckland in Neuseeland entwickelt.

Basis der Technik, die auf der weltgrößten Elektroautomesse in Barcelona gezeigt wurde, die in der vergangenen Woche zu Ende ging, ist die elektrische Induktion. Dabei wird die E-Auto-Batterie über ein Magnetfeld geladen, wozu Spulen im Asphalt sowie im Fahrzeug verbaut sind. Letztlich soll es so ausreichen, das E-Auto auf einem entsprechend ausgerüsteten Parkplatz abzustellen.

Bei HALO werden zwei Spulen in der Straße beziehungsweise in einer entsprechenden Induktionsplatte verbaut. In Versuchen sollen bereits Wirkungsgrade von rund 90 Prozent erreicht werden sein, auch etwas höhere Fahrzeuge lassen sich laden. Dabei ist das System intelligent genug, beispielsweise Metallgegenstände auf der Induktionsfläche zu erkennen, die sich erhitzen könnten.

Neben der Integration in Parkplätzen könnte HALO auch an Ampeln oder Bahnübergängen zum Einsatz kommen, um das Fahrzeug zumindest für einige Minuten zu laden. Denkbar wäre auch der Einbau in längere Trassen, wie man es bereits von Straßenbahnsystemen kennt.

Qualcomm will HALO, das aktuell mit einer Leistung von 20 kW operiert, im Rahmen der Formula-E-Rennserie testen. Anfangs werden allerdings nicht die Wettbewerbsfahrzeug selbst, sondern nur die Safety-Cars drahtlos geladen. In den kommenden Jahren sind dann auch die Rennmodelle dran.

Marktbeobachter wie Navigant Research glauben, dass sich der Markt für drahtloses Laden schnell entwickeln könnte. Die Firma glaubt an Umsätze im Bereich von nicht ganz einer halben Milliarde Dollar bis 2020. Auch an der Standardisierung wird gearbeitet. So hat die Ingenieursorganisation SAE für ihren geplanten J2954-Standard kürzlich eine Frequenz von 85 Kilohertz festgelegt. (bsc)