Lärmschutz an Gleisen wird durchsichtig

Lärmschutzwände an Bahngleisen sollen weniger "ortsprägend" werden, dank einer neuen Technik, die die Bahn zusammen mit einem Start-up entwickelt hat.

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In einer Computervisualisierung zeigt die Bahn den neuen Lärmschutz (r.) im Vergleich zu heutigen Schutzwänden.

(Bild: Deutsche Bahn, Phononic Vibes)

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Die Deutsche Bahn hat einen Weg gefunden, den Lärm von seinen Gleisanlagen mit durchsichtigen Wänden zu reduzieren. Die von ihr zusammen mit dem italienischen Start-up Phononic Vibes entwickelte Technik wolle sie noch in diesem Jahr in Hamburg an der S-Bahnlinie S4 einsetzen, heißt es in einer Mitteilung der Bahn.

Ein MetaWindow aus der Nähe.

(Bild: DB AG / Dominic Dupont)

Es gebe zwar schon durchsichtige Lärmschutzwände, aber keine, die flächendeckend den gesetzlichen Anforderungen genügen. Lärmschutzwände seien aber "ortsprägend", vor allem an Bahnstrecken in exponierter urbaner Lage, in touristischen Bereichen, in der Nähe von Wohnbebauung und in spektakulären oder geschützten Naturlandschaften, erklärt die Bahn. Daher hat sie zusammen mit dem Start-up nach einer Lösung gesucht.

Die nennen sie MetaWindow, weil die Wände aus "Metamaterialien" gebaut sind. Dabei werde durch eine spezielle Geometrie des Schallschutzsystems der akustische Wirkungsgrad im Vergleich zu herkömmlichen Lärmschutzsystemen erhöht. So würden gezielt bestimmte Frequenzbereiche absorbiert, 34 bis 37 Dezibel Schall werde so gedämmt.

Allerdings sind die Wände nicht komplett transparent. Das durchsichtige Material wird kombiniert mit klassischem Absorptionsmaterial. Letztlich bleiben dadurch 72 Prozent Anteil durchsichtiger Fläche, die MetaWindow-Wände sehen dadurch aus wie luftige Zäune.

Auch sind die neuen Lärmschutzwände teurer als herkömmliche, räumt die Bahn weiter ein. Das betreffe nur die reinen Materialkosten, nicht jene Kosten, die für Personal und Material fällig werden, wenn die Wände montiert werden. Die Bahn rechnet aber damit, dass höhere Akzeptanz für diese Wände im Vergleich zu herkömmlichen Planfeststellungsverfahren zügiger abgeschlossen werden und dadurch Geld eingespart wird. Wie viel die neuen und die alten Wände kosten, bezifferte die Bahn nicht.

Bis 2030 will sie etwa 3250 Streckenkilometer und bis 2050 rund 6500 Streckenkilometer lärmsanieren. Hinzu kommt der Lärmschutz, der an Neu- und Ausbauprojekte angebracht werden soll. Für geminderten Lärm will sie nicht nur Wände errichten, sondern auch an den Fahrzeugen arbeiten.

In Deutschland gibt es keine generelle Regelung zum Schutz vor Schienenverkehrslärm, informiert das Umweltbundesamt (UBA). Nur wenn ein Schienenweg neu gebaut oder wesentlich geändert wird, müssen die in der Verkehrslärmschutzverordnung festgelegten Immisionsgrenzwerte eingehalten werden. An Lärmschutzwänden werde der Schall typischerweise um 5 bis 10 dB(A) gemindert, in günstigen Fällen bis zu 15 dB(A), schreibt das UBA weiter. Bei Mitwind- und Inversionswetterlagen könne sich die lärmmindernde Wirkung jedoch auch deutlich verschlechtern.

(anw)