Wieder Problem bei Voyager 1: Nur Datenmüll aus dem interstellaren Raum
Die mit Abstand am weitesten von der Erde entfernte Weltraumsonde hat wieder Probleme. Ein Neustart des fehlerhaften Computers hat erst einmal nicht geholfen.
An Bord der NASA-Sonde Voyager 1 gibt es erneut ein technisches Problem, weswegen das am weitesten von der Erde entfernte Gerät der Menschheit gegenwärtig keine wissenschaftlichen und technischen Daten sendet. Das hat die US-Weltraumagentur jetzt publik gemacht und erklärt, dass ein Neustart des fehlerhaften Systems am vergangenen Woche den Fehler nicht behoben hat. Es könne jetzt mehrere Wochen dauern, bis das Team einen neuen Plan ausgearbeitet haben wird. Das liegt auch daran, dass jetzt erst einmal Jahrzehnte alte Bedienungsanleitungen gesucht und durchforstet werden müssen, um mögliche Konsequenzen eines neuen Befehls vorhersagen zu können.
Gerät "steckt fest"
Aufgetreten ist das Problem der Mitteilung zufolge an einem der drei Computer, die Voyager 1 an Bord hat. Das Flight Data System (FDS) ist unter anderem dafür zuständig, Daten von den wissenschaftlichen Instrumenten einzusammeln und zusammen mit technischen Informationen in Pakete zu packen, die zur Erde geschickt werden. "Jüngst" habe der Computer dabei aber begonnen, sich wiederholende Muster aus Nullen und Einsen zuschicken, die darauf hingedeutet hätten, dass das Gerät irgendwie "feststeckt". Auch nach dem Neustart habe das Instrument keine nutzbaren Daten gesendet. Damit wird die Problemlösung aufwendiger.
Voyager 1 und ihre Schwestersonde Voyager 2 wurden 1977 gestartet und konnten für ihre Reise eine seltene Konstellation ausnutzen, in der die vier größten Planeten des Sonnensystems einander besonders nahekamen. Beide besuchten den Jupiter und holten an ihm Schwung zum Saturn, wo sich ihre Wege trennten: Voyager 1 katapultierte sich dort hinaus aus der Ebene des Sonnensystems, Voyager 2 zum Uranus und Neptun. Vorgesehen war ursprünglich lediglich eine vierjährige Mission, inzwischen sind sie 46 Jahre unterwegs und noch immer aktiv. Das Voyager-Programm gehört längst zu den größten Erfolgen der NASA. Zuletzt erreichten die Voyager-Zwillinge – weil es bei Weltraumsonden damals so viele Fehlschläge gab, gab es von allen wichtigen zwei – den interstellaren Raum.
Auch weil die Sonden so alt sind, haben sich die Probleme zuletzt gehäuft. Hinzu kommt, dass die für die Entwicklung und den anfänglichen Betrieb zuständigen Angestellten der NASA längst mindestens im Ruhestand sind. Viele haben ihre Kartons mit Dokumenten einfach mit nach Hause genommen. Dort stehen sie teilweise noch in Garagen, müssen da aber erst einmal gefunden werden. Das war im vergangenen Jahr schon einmal nötig, als Voyager 1 mit einem Mal rätselhafte Daten aus dem interstellaren Raum geschickt hat. Nicht gerade leichter wird die Arbeit auch durch die enorme Entfernung der Sonde: Ein Signal braucht inzwischen 22,5 Stunden dorthin, eine Antwort gibt es also frühestens nach zwei Tagen.
(mho)