Astronomie: Lichtverschmutzung an Standorten in aller Welt immer schlimmer

Wenn wir die Lichtverschmutzung nicht bald verringern, werden wir das Universum immer schlechter erforschen können, warnt jetzt ein Forschungsteam.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 38 Kommentare lesen

Quellen von Lichtverschmutzung am Large Binocular Telescope Observatory in Arizona

(Bild: Marco Pedani, CC BY 4.0)

Lesezeit: 3 Min.

An den meisten Standorten der größten Observatorien der Welt werden inzwischen auch die bereits erhöhten Maximalwerte für Lichtverschmutzung überschritten, die die Internationale Astronomische Union festgelegt hat. Das haben Forscher aus Spanien, Italien und Chile ermittelt uns sprechen von einer letzten Warnung: Würde jetzt nicht gehandelt, wären wir in abnehmendem Maße in der Lage, unser Universum zu erforschen. Künstliches Licht, das Observatorien und Teleskope beeinträchtigt, müsse so schnell wie möglich reduziert werden. Verglichen haben sie Standorte mit besonders großen Teleskopen, potenzielle und historische Standorte sowie besonders wichtige Orte für Amateure und die Astrofotografie.

Wie die Gruppe um Fabio Falchi von der Universität Santiago de Compostela erläutert, haben sie die Werte mithilfe von Satellitendaten ermittelt. Zusammen mit anderen Daten und Computermodellen haben sie so die Lichtverschmutzung an 28 Standorten verglichen. Insgesamt geht es demnach um fast 50 Observatorien, die dort stehen. Verglichen wurden Werte für den höchsten Punkt des Nachthimmels und die Lichtverschmutzung knapp über dem Horizont. Die ganze Studie ist in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society erschienen.

Ursprünglich galt ein Ort als lichtverschmutzt, wenn der Himmel nachts im Zenit mehr als ein Prozent heller war als ohne künstliches Licht, schreibt das Team. Diesen Wert übertreffen 21 der untersuchten Standorte. 30 Grad über dem Horizont erreicht lediglich einer noch einen Wert unter einem Prozent, zwei Drittel der Standorte reißen sogar das bereits auf 10 Prozent erhöhte Limit. Das hatte die IAU 1970 eingeführt. Um die bodenbasierte Astronomie zu schützen, müsse die Lichtverschmutzung unbedingt verringert werden, fordert das Team. Nötig sei eine ernsthafte, kollektive, eindeutige und kompromisslose Aktion, unabhängig davon, ob das Licht vom Erdboden stammt oder von Satelliten reflektiert wird. Konstellationen wie Starlink waren deshalb zuletzt als zunehmende Gefahr ausgemacht worden.

Als dunkelsten Standort hat das Team eine Astrofarm in Namibia ermittelt. Dort kann Astrofotografie im besonders günstigen, extrem trockenen Klima durchgeführt werden. Vergleichsweise gut kommt auch noch der Standort des im Bau befindlichen Extremely Large Telescopes der Europäischen Südsternwarte in Chile weg. Eine bei der Analyse dort entdeckte Lichtquelle hat sich als Quartier der Bauleute entpuppt, das wieder verschwinden dürfte. Auf dem Vulkan Mauna Kea wurde ein weiterer Vulkan als Lichtquelle ausgemacht. Beide Standorte sind in den Daten mit und ohne die temporären Lichtquellen aufgeführt. Beim University of Tokyo Atacama Observatory in Chile wiederum stammt die größte Lichtverschmutzung ironischerweise vom 4 km entfernten Radioteleskop ALMA.

(mho)