Ärztetag fordert erneut Stopp der elektronischen Gesundheitskarte

Die elektronische Gesundheitskarte sei nicht praxisreif, heißt es in einer Entschließung des 113. Deutschen Ärztetags sei. Mit dem Stopp des Telematik-Projektes könnten insgesamt 14 Milliarden Euro gespart werden. Zuvor hatte der Bitkom an die Delegierten appeliert, sich für die eGK auszusprechen.

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Von
  • Detlef Borchers

Mit 105 zu 86 Stimmen hat sich der 113. Deutsche Ärztetag in Dresden gegen die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) ausgesprochen. In dem entsprechenden Entschließungsantrag heißt es, dass die eGK nicht praxisreif sei. Mit dem Stopp des Telematik-Projektes könnten insgesamt 14 Milliarden Euro gespart werden. Zuvor hatte der IT-Verband Bitkom an die Delegierten des Ärztetages appelliert, sich für die eGK auszusprechen. Allein durch das elektronische Rezept könnten 10 Milliarden Euro gespart werden.

Wie zuvor im Jahr 2008 lehnt der Deutsche Ärztetag die elektronischen Gesundheitskarte auch in der aktuellen abgespeckten Form ab. Gerade die Tatsache, dass nur noch das Datenmanagement der Karte im Vordergrund steht, hat die Ärzte offenbar dazu bewogen, gegen das Telematik-Projekt zu stimmen. So verwahren sich die Ärzte "gegen die Verwandlung der Arztpraxen in Außenstellen der Krankenkassen durch Verlagerung des Versichertendatenmanagements in die Praxen", wie es im Entschließungsantrag heißt. Ansonsten argumentiert der Antrag mit den Kosten für die eGK. Allein der Rollout der Karten durch die Krankenkassen soll 700 Millionen Euro kosten, die dem Gesundheitswesen an anderer Stelle fehlen würden.

Vor der Abstimmung hatte Franz-Joseph Bartmann, Telematik-Beauftragter der Bundesärztekammer, die Delegierten eindringlich vor der Annahme des Antrags gewarnt. Eine Totalverweigerung der Ärzte füge dem Berufsstand großen Schaden zu, weil er dann auf die Tribüne geschickt werde, während das Spiel auf dem Felde entschieden wird. Mit dieser Argumentation deutete Bartmann an, dass die Gesundheitskarte gegen den Willen der Ärzte eingeführt werden kann.

Wie Bartmann hatte auch der IT-Branchenverband Bitkom in einer Stellungnahme die Ärzte dazu aufgerufen, sich nicht dem Fortschritt zu verschließen. "Wir hoffen, dass die Ärzteschaft künftig mit dafür kämpft, dass die Karte schnell und umfassend eingeführt wird", erklärte Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer. Einstmals als Leuchtturmprojekt und Exportschlager gepriesen, ist die eGK für den Bitkom nur der Anfang. Vor allem vom elektronischen Rezept erhofft sich der Verband große Einsparungen. In der Stellungnahme bedauerte der Bitkom die Ausgabe abgespeckter Karten. So würde die Chance verpasst, durch Vernetzung z.B. die Versorgung der rund fünf Millionen Diabetes-Patienten zu verbessern, die sich in Deutschland in ambulanter Behandlung befinden. Im internationalen Vergleich sei Deutschland in Sachen Gesundheitstelematik eines der rückständigsten Länder. (jk)