Aktiv bei Unterseekabeln: Marine eskortiert russisches Schiff aus Irischer See

Nachdem ein russisches Erkundungsschiff vor Irland bei Unterseekabeln aktiv war, wurde es von der Marine eskortiert. Kontaktversuche blieben unbeantwortet.

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Blau-weiĂźes Schiff

Die Yantar im Jahr 2018

(Bild: Andrey Luzik, Mil.ru, CC BY 4.0)

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Die irische Marine hat vor dem Wochenende ein russisches Erkundungsschiff aus den Gewässern zwischen Irland und Großbritannien eskortiert, nachdem die "Yantar" in der Nähe von Unterseekabeln und Pipelines aktiv war. Das berichtet The Irish Examiner und berichtet von Sorgen im Militär angesichts der russischen "Dreistigkeit". Angekommen war das Schiff demnach zuerst gemeinsam mit der Fregatte Admiral Golovko, hatte sich dann aber von ihr entfernt. Im Anschluss bewegte sich die Yantar allein nach Norden in die Irische See. Dort bewegte sie sich dann nahe der Gaspipelines, unterseeischen Stromkabel und transatlantischen Internetseekabel. Versuche der Kontaktaufnahme seien nicht beantwortet worden.

Laut der Tageszeitung waren die Streitkräfte in der Region auf das Eindringen des Schiffs in irische und britische Gewässer vorbereitet. Das britische, irische und US-Militär hat das Schiff demnach umfangreich überwacht, vorher hat Norwegen die Aktivitäten beobachtet. In der Irischen See hat die Yantar dann drei Drohnen eingesetzt, berichtet die Irish Times. Wozu genau, ist nicht klar, man gehe aber davon aus, dass die kritische Infrastruktur damit ausgekundschaftet worden sei. Diesem Bericht zufolge war etwa zeitgleich eine weitere Gruppe aus drei russischen Schiffen ebenfalls in der Irischen See und dem Ärmelkanal im Einsatz.

Laut dem britischen Branchenmagazin Navy Lookout gilt es als unwahrscheinlich, dass Russland in dem betroffenen Gebiet direkt Beschädigungen an kritischer Infrastruktur auf dem Meeresboden verursachen würde. Dafür würde die Irische See einfach zu gut überwacht. Stattdessen gehe es wohl eher darum, ein Signal zu senden und Daten zu sammeln. Sollte Russland sich tatsächlich entscheiden, beispielsweise Unterseekabel direkt zu manipulieren, würde das wohl eher an abgeschiedeneren Orten geschehen, wo man die Verantwortung leichter zurückweisen könnte. Vor fast drei Jahren war ein wichtiges Unterseekabel nach Spitzbergen ausgefallen, Indizien weisen in dem Fall nach Russland.

Die Yantar ist für westliche Militärs nun keine Unbekannte, schon 2021 hat das Erkundungsschiff entlang der irischen Küste operiert und aufgrund seiner Ausstattung mit Tiefsee-fähigen Tauchbooten unter dem Verdacht gestanden, die dort verlegten Atlantikkabel auszuspähen. Der Irish Examiner zitiert jetzt den Experten Edward Burke vom University College Dublin, der den jüngsten Vorfall als erneuten Weckruf bezeichnet. Irland müsse seine maritimen Streitkräfte verstärken und Partnerschaften zu Europa ausbauen. Der US-Think-Tank CSIS (Center for Stratetig International Studies) hat erst vor wenigen Wochen gewarnt, dass die Yantar klar die Absicht hat, Schwachstellen der Infrastruktur in einem Konfliktszenario auszunutzen.

(mho)