Innenministerium gibt grünes Licht für Körperscanner-Test in Hamburg

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sieht die Vorwürfe gegen den Gerätehersteller L-3 Communications, auch Streubomben im Angebot zu haben, ausgeräumt und will den geplanten Probelauf am Flughafen der Hansestadt durchziehen.

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Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sieht keinen Grund, den anberaumten Feldtest von Ganzkörper-Scannern der zweiten Generation am Flughafen Hamburg abzublasen. Dieser soll nun Ende September mit zwei Geräten des US-Unternehmens L-3 Communications beginnen, für Flugpassagiere bleibt die Überprüfung per Nacktscanner dabei freiwillig. Das Innenministerium hatte die Anschaffung der Apparate kurzfristig auf den Prüfstand gestellt, nachdem die Frankfurter Rundschau vor zwei Wochen unter Berufung auf die Vereinigung Pax Christi gemeldet hatte, dass L-3 Communications auch die international geächteten Streubomben im Angebot habe. Inzwischen lägen "verbindliche Erklärungen vor", heißt es jetzt im Hause de Maizières, dass dem nicht so sei.

Das Innenressort hat die umstrittenen Nacktscanner nach eigenen Angaben nicht direkt beim US-Produzenten, sondern über den österreichischen Lieferanten EAS Envimet Analytical Systems geordert. Dieser habe nun schriftlich zugesichert, selbst keine Streumunition gemäß den Begriffsbestimmungen einschlägiger internationaler Übereinkommen zu entwickeln, herzustellen oder damit zu handeln. Dies gelte auch für mit der Firma "verbundene Unternehmen, für Zulieferer oder sonstige von ihr bei der Auftragsabwicklung beteiligte natürliche oder juristische Personen". Zusätzlich liege auch eine Erklärung von L-3 selbst vor, dass man keine Streumunition entsprechend der Osloer Konvention über diese Waffengattung erzeuge oder verkaufe. Das Innenministerium will den Probelauf mit diesen Bestätigungen im Rücken nun "planmäßig" durchziehen.

Das Flaggschiff der L-3 Tochter Security and Detection Systems, der ProVision ATD (Automatic Threat Detection), setzt im Gegensatz zu Produkten der Konkurrenz nicht auf Röntgenstrahlung, sondern auf Millimeterwellen. Dabei wird ein Körper in einem Frequenzbereich von etwa 30 bis 300 GHz kurzwelliger Strahlung ausgesetzt und ein Abbild anhand der reflektierten Wellen erzeugt. Die zur automatisierten Bedrohungserkennung (ATD) eingesetzte Software soll eine Auswertung der gelieferten hochauflösenden Bilder und der darauf sichtbaren (nicht-)metallischen Objekte durch einen menschlichen Beobachter unnötig machen. Auf dem Monitor werden nur schematische Figuren angezeigt, auf denen die Prüfalgorithmen gegebenenfalls auffällige Gegenstände markieren. Experten halten die Programme aber noch nicht für ausgereift und sehen die notwendigen Sicherheitsstandards bei den Kontrollen von Flugpassagieren nicht garantiert. Auch das Innenministerium räumt ein, dass die Software noch verbesserungswürdig sei. (jk)