Samsung prämiert TV-App für umstrittenen Online-Videorecorder

Der koranische Elektronikkonzern hat in einem Wettbewerb eine App für Bong.TV mit dem dritten Platz bedacht. Sollte das Programm tatsächlich für Samsung-TVs verfügbar werden, dürfte dies die deutschen Privatsender kaum freuen.

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Von
  • Nico Jurran

Internet am Fernseher ist aktuell ein großes Trendthema, praktisch jeder große TV-Hersteller hat Fernseher (und Blu-ray-Player) mit Internetzugang und eigenem Online-Portal im Sortiment. Um für seine Geräte künftig die "perfekte TV-App" anbieten zu können, startete der koreanische Elektronikkonzern Samsung im vergangenen Herbst sogar einen "Smart TV Challenge" genannten Wettbewerb, bei dem nun laut Samsung acht Finalisten aus Deutschland, England und Frankreich mit Preisen im Gesamtwert von rund 500.000 Euro ausgezeichnet wurden. Auf den ersten Platz kam mit "Yogamour“ eine Videoanwendung mit Yoga-Übungen, gefolgt von einem "LinguaTV" genannten Video-Sprachkurs.

Wesentlich interessanter ist jedoch einer der drei dritten Plätze, der von der "Bong.TV"-App erobert wurde. Korrekt wird der Dienst in Samsungs offizieller Mitteilung als Online-Videorecorder beschrieben, der Mitschnitte des TV-Programms ermöglicht, die sich später unter anderem komfortabel im Wohnzimmer auf dem TV wiedergegeben lassen. Was hingegen nicht erwähnt wird ist, dass diese Dienst zwar bei Anwendern sehr beliebt, aber juristisch hoch umstritten sind: So pochen die Privatsendergruppen ProSiebenSat.1 und RTL seit Jahren darauf, dass die Mitschnitte ihre Rechte verletzen. Eine endgültige Entscheidung steht derzeit jedoch noch aus.

Laut Samsung wird die Bong.TV-App "in den nächsten Monaten" auf den Fernsehern verfügbar sein." Zuvor stünde zwar noch ein Freigabeprozess an, allerdings sei eine komplette Ablehnung der App praktisch ausgeschlossen. So könne sich auch der App-Entwickler "C on TV" über das sichere Preisgeld von 7500 Euro freuen.

[Update: Die Informationen stammten von einer von Samsung beauftragten PR-Agentur, die auch die Pressemitteilung "Vielfältige Apps für den Samsung Smart TV – Die Gewinner der europäischen Samsung Smart TV Challenge" an die Presse verschickt hatte und die in dieser Mitteilung zudem unter "Pressekontakt Samsung Consumer Electronics" namentlich genannt worden war. Mittlerweile erklärte der Konzern jedoch, dass diese PR-Agentur nicht der Ansprechpartner für heise online sei.

Von Samsung selbst erhielt heise online inzwischen folgendes Statement: "Bong.TV wurde im Sinne des offenen Wettbewerbs Samsung Smart TV Challenge aufgrund der Jury-Kriterien 'grundlegende App-Idee', 'Funktionalität' und 'optische Umsetzung' ausgezeichnet. Es ist offen, ob und wann die Applikation veröffentlicht wird."]

Bereits vor einiger Zeit hat Samsung eine TV-App für den Video-on-Demand-Dienst Maxdome angekündigt, ein 100-prozentiges Unternehmen der ProSiebenSat.1-Gruppe. Nach einer Verzögerung steht diese laut Maxdome-Sprecherin nun "in den Startlöchern". Über den VoD-Dienst bietet die Sendergruppe aktuell unter anderem Folgen von Serien an, die im Programm von ProSieben und Sat.1 laufen.

Samsung erklärte auf Nachfrage, dass man die Diskussion um Online-Videorecorder kenne und sich bewusst sei, mit der Auszeichnung von Bong.TV ein Politikum geschaffen zu haben Allerdings habe man sich Konzern sich darauf konzentriert, dass eine Konformität mit den Regeln des Wettbewerbs besteht, die unter anderem auf die Benutzerfreundlichkeit abziele. [Update: Auch die vorhergehenden Aussagen der PR-Agentur gegenüber heise online will sich Samsung nicht zurechnen lassen.]

ProSiebenSat.1 hat sich bislang noch nicht zu dazu geäußert, dass demnächst auf den Samsung-TVs neben der Maxdome- auch eine Bong.TV-App zum Abruf bereit stehen könnte. (nij)