Kalifornische Schulen als Kommunikationshubs im Katastrophenfall

Die Non-Profit-Organisation Wireless Communication Alliance will an Schulen vorhandene Netze als Hubs für die Kommunikation zwischen Feuerwehr, Katastrophenschutz und Polizei verwenden.

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Von
  • Monika Ermert

Wird 2010 jeder Teenager Zugriff auf mehr Kommunikationsmöglichkeiten und bessere drahtlose Datenkommunikation haben als die Einsatzkräfte bei Feuerwehr-, Polizei und Katastropenschutz? Damit das nicht passiert hat, sich jetzt in Kalifornien unter dem Dach der Non-Profit-Organisation Wireless Communication Alliance die Iniative emergency Communications Leadership & Innovation Center (eClic) konstituiert. Ihr Ziel ist es, die an Schulen vorhandenen Netze als Hubs für die Kommunikation zwischen den Einsatzkräften zu verwenden. Dabei soll unter anderem eine Vernetzung über Wimax erprobt werden.

Die ersten Feldtests für eClic wird die Information Network Collaborative (LINC) im kleinen Städtchen Livermore durchführen. Mit von der Partie sind dabei unter anderem die Feuerwehr, das Lawrence Livermore National Laboratory, die örtliche Polizei, der Schulbezirk und das Unternehmen Trapeze Networks. "Man geht davon aus, dass Infrastruktur überall vorhanden ist, aber nicht für den Katastrophenschutz genutzt wird", sagt Michael Lawo, Professor am Technologie-Zentrum Informatik (TZI) der Universität Bremen und Koordinator des EU-Projekts WearIT@work. Er ist Mitglied im international besetzten eClic-Beratergremium.

Aus einem WearIT@work-Teilprojekt, bei dem die Pariser Feuerwehr und das Fraunhofer FIT in St. Augustin den Einsatz drahtlos kommunizierender Ausrüstung für den Katastrophenfall erproben, berichtet Lawo: "Die Kommunikation der Einsatzkräfte ist im Wesentlichen noch so wie vor 50 Jahren. Sie mag hundertprozentig sicher sein, aber die Qualität ist sehr schlecht und entspricht nicht mehr dem Stand der Technik." Pariser Feuerwehr und Fraunhofer-Institut erproben nun, wie mögliche drahtlose Ton- und Bildverbindungen über Adhoc-Netze hergestellt und unter extremen Bedingungen aufrechterhalten werden können. "Bei Rauch und Feuer funktionieren beispielsweise manche Protokolle einfach nicht mehr", erläutert Lawo.

Lawo begrüßt die eClic-Idee, Schulnetze zu einem Adhoc-IP-Kommunikationskanal für die Einsatzkräfte zusammenzuschalten. In Deutschland sei das wegen der mangelnden Ausstattung der Schulen so nicht möglich, allerdings gelte das auch für die USA. "Sicherlich kann das zunächst regional funktionieren, auch in den USA können da nicht gleich alle Schulen mitmachen", räumt Lawo ein. Bei einer Übertragung auf deutsche Verhältnisse könnte man eventuell an andere bestehende Einrichtungen mit guter Netzausstattung denken und nicht zuletzt auch an die Privatwirtschaft.

eClic ist laut Lawo in erster Linie ein von der gesellschaftlichen Basis initiiertes Projekt. Zu dem dreistufigen Ansatz gehöre daher neben Hard- und Software und notwendigem Anwendungswissen vor allem auch die Fähigkeit der verschiedenen Organisationen, über den Tellerrand zu schauen und praktische Regeln für die organisationsübergreifende Zusammenarbeit zu finden. Bei einem internationalen Workshop zu mobilen Lösungen für die Notfallkommunikation am Fraunhofer-Institut im kommenden Februar können erste Ergebnisse ausgetauscht werden. (Monika Ermert) / (anw)