Gemischte Bilanz zur Nanosicherheit

Die Chemieverbände Dechema und VCI haben einen Report zu zehn Jahren Forschung im Bereich Nanosicherheit vorgelegt. Auch wenn das Papier keine außergewöhnlichen Risiken feststellt: Eine grundsätzliche Entwarnung gibt es nicht.

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Die DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e. V. und der Verband der Chemischen Industrie (VCI) haben in dieser Woche eine Bestandsaufnahme zu zehn Jahren Nanosicherheitsforschung vorgelegt, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe. "Es sind aktuell keine außergewöhnlichen Risiken bekannt", lautet das vorläufige Fazit von Harald Krug, Toxikologe an der EMPA, und Péter Krüger von Bayer Material Science, die dem Dechema/VCI-Arbeitskreis "Responsible Production and Use of Nanomaterials" vorstehen. "Dennoch gibt es keine grundsätzliche Entwarnung."

Der Report listet knapp 70 deutsche und europäische Forschungsprojekte auf, die im zurückliegenden Jahrzehnt den Auswirkungen von Nanoteilchen – Objekten, die in mindestens einer Raumrichtung kürzer als 100 Nanometer sind – nachgespürt haben. Die Hälfte davon wird allerdings erst 2012 oder 2013 auslaufen, sodass hier noch keine Ergebnisse vorliegen.

Die abgelaufenen Projekte haben nur vereinzelt Befunde hervorgebracht, die auf eine toxische Wirkung deuten. So können nanoskaliger Industrieruß („Carbon Black“ genannt) und Zinkoxid die DNA schädigen, wenn sie in Zellen eindringen, resümierte etwa das Projekt NanoSafe Textiles (2007 – 2009). Bei Gold-Nanopartikeln und im Bereich der Fullerene (C60) wurden "schwach entzündliche Reaktionen" in der Lunge gefunden (NEST Particle Risk, 2005 – 2008). Kobalt kann in nanoskaliger Form wiederum das Zellwachstum hemmen (DIPNA, 2006 – 2009).

Auffällig an der Übersicht ist, dass ökotoxikologische Untersuchungen erst mit einigen Jahren Verspätung auf den Weg gebracht wurden. Die einzigen nennenswerten Untersuchungen gab es bislang zum Verhalten von Nanosilberpartikeln, die in Textilien Bakterien abtöten. Sie werden häufig beim Waschen in nicht unerheblichen Mengen aus dem Gewebe entfernt und gelangen so ins Abwasser. Bundesweit untersuchen inzwischen aber elf Projekte, wie Nanoteilchen in die Umwelt gelangen und sich dort verhalten könnten.

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(bsc)