Die Woche: Kein Treffer für ^Open\sSource bei Google

Google will sich künftig stärker auf seine Kernbereiche konzentrieren und begräbt etliche kostenlose Dienste. Mit der Code-Suche trifft es die Open-Source-Gemeinde zum zweiten Mal.

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Für viele Internet-Nutzer ist es längst zum Reflex geworden, einfach schnell bei Google nachzusehen, wenn man etwas wissen will oder sich einer Sache nicht ganz sicher ist. Das gilt auch für viele Software-Entwickler: Schließlich machen Googles Suchmaschinen vor dem Quellcode der unzähligen Open-Source-Projekte nicht Halt, sondern erfassen sie genauso wie alle anderen Texte im Internet.

Doch wie durchsucht man Quelltexte sinnvoll? Die Standard-Suche hilft hier kaum weiter, erfasst sie doch nur Buchstaben und Ziffern – Sonderzeichen wie Klammern, Punkte oder Semikolons finden sich zwar im Index, lassen sich über die Suchmaske aber nicht unterscheiden.

Google löste das Problem mit Codesearch, einer eigenen Suchmaske nur für Quellcode. Hier ist noch bis Mitte Januar 2012 das erlaubt, was Googles Standard-Suche nie anbot: Die Eingabe regulärer Ausdrücke als Search Pattern. Zugegeben, reguläre Ausdrücke sind nicht jedermanns Sache, gehören aber zum Handwerkszeug jedes Programmierers, egal mit welcher Sprache er arbeitet.

Beherrscht man wenigstens die Grundlage der Regular Expressions, lassen sich mit Codesearch zu fast jeder Frage aberhunderte Code-Beispiele finden. Denn gerade Gelegenheitsprogrammierer und Einsteiger stehen oft vor dem Problem, dass sie zwar die Dokumentation einer Funktion gelesen haben, mangels Beispielen aber immer noch nicht genau verstehen, welche Parameter sie erwartet oder welche Konstanten zu setzen sind.

Zum Beispiel die C-Funktion select: Mit ihr lassen sich zum Beispiel TCP/IP-Sockets überwachen. Hat man selbst ergebnislos versucht, damit einen HTTP-Client zu schreiben, findet man durch die Eingabe von
select\( lang:c
unzählige Code-Schnipsel, in denen die Select-Funktion benutzt wird. Ein Treffer führt zu nanohttp.c, einem minimalistischen HTTP-Get-Client von Android – und schon hat man ein funktionierendes Code-Beispiel gefunden, das man entweder mit dem eigenen Code vergleichen oder (dank Open Source) kopieren und an das eigene Programm anpassen kann.

Durch den Wegfall von Codesearch wird man künftig sehr viel mehr Details kennen müssen, bevor man daraus eine ellenlange Suchanfrage für Googles Standard-Suchmaske stricken kann und halbwegs brauchbare Treffer bekommt.

Als Grund für die Schließung von Codesearch gibt Google an, seine Entwickler für wichtigere Aufgaben zu benötigen. Wie wäre es denn, wenn die Suchmaschine für Open Source selbst Open Source würde oder man ein paar Enthusiasten aus der Community dafür begeistern könnte, beim künftigen Betrieb von Codesearch mitzuarbeiten? Google prüft gerade, ob das vielleicht möglich wäre. Die Entwicklergemeinde würde es sicher danken. (mid) (mid)