Diskussion über "Do not Track"

In den USA mehren sich die Stimmen, problematischen Werbeverfahren im Web einen technischen Riegel vorzuschieben. Das könnte den Werbemarkt und ganze Geschäftszweige zerstören.

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Die Mozilla-Stiftung hat vor einigen Wochen zusammen mit der britischen Zeitung Guardian ein Projekt gestartet, bei dem die Firefox-Zusatzanwendung Collusion dazu dient, offenzulegen, wer einem beim Surfen potenziell alles zuschaut. Mozilla-Corporation-Chef Gary Kovacs hatte zuvor selbst 150 solcher Spione gezählt, nachdem er Collusion einen Tag lang eingesetzt hatte. Auch seine neunjährige Tochter sei diesem Tracking ausgesetzt gewesen. Nicht wenige, Kovacs eingeschlossen, finden diese weit verbreitete Datenschnüffelei unheimlich. In den USA soll deshalb nun eine technische Lösung her: Ein "Do-not-Track"-Schalter im Browser soll die invasivsten Tracking-Techniken unterbinden.

Der Technology-Review-Autor Antonio Regalado befürchtet, dass das Verfahren Innovationen behindern könnte. In einem aktuellen Debattenbeitrag schreibt er, es drohe eine Klagewelle. "Die Federal Trade Commission der USA, die sich um Verbraucherschutz und Monopolkontrolle kümmert, hat kürzlich klargestellt, dass etwaige Schäden nicht physischer oder wirtschaftlicher Natur sein müssen." Technische Verfahren, die "in unerwarteter Weise zuvor private Informationen" – darunter etwa Einkaufsgewohnheiten – abgreifen, seien bereits als Verletzung der Privatsphäre zu werten.

"Diese Wende könnte eine wahre Flut von Klagen nach sich ziehen. Facebook etwa ist bereits angeklagt, Gesetze zum Abhören von Telekommunikationseinrichtungen verletzt zu haben. Die Schadenssumme beläuft sich auf 15 Milliarden Dollar – genauso viel hat das soziale Netzwerk kürzlich mit seinem Börsengang gesammelt." Eine Innovation, die auf jeden Fall aus diesem Data Mining hervorgehen werde, seien maßgeschneiderte Anzeigen. "Nur hört den Werbetreibenden in der gegenwärtigen Debatte kaum jemand zu. Dabei würden viele Verbraucher, je nachdem, wie man sie fragt, treffsicherere Anzeigen wohl begrüßen."

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(bsc)