Umweltexperte Weizsäcker: Der Preis für die Klimabelastung muss sichtbar werden

Der Dekan der "School of Environmental Science & Management" an der University of California, Santa Barbara, sieht im Schutz des Planeten aktive Friedenspolitik.

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Ernst Ulrich von Weizsäcker, Dekan der "School of Environmental Science & Management" an der University of California, Santa Barbara, hat die politischen Entscheidungsträger aufgefordert, das aktuelle Klimaproblem verstärkt mit Hilfe von Wirtschaftspolitik zu lösen. "Auf Regierungsebene ist die erste Priorität, Klimabelastung mit einem Wert zu belegen, sie also im Preis von Waren und Dienstleistungen sichtbar zu machen", sagte der Umweltexperte und ehemalige SPD-Politiker im Interview mit dem Technologiemagazin Technology Review. Gleichzeitig müssten die Verbraucher eine entsprechende Transparenz einfordern, "um durch ihr Verhalten in die richtige Richtung steuern zu können". Es gäbe einen falschen Glauben, dass man sich "wahnsinnig wird einschränken müssen". Das sei aber nicht der Fall, so Weizsäcker: "Wo gezielt der falsche Eindruck erweckt wird, es seien tiefe Einschnitte in den Lebensstandard notwendig, wirkt sich das – da wir ja keine unmittelbare Bedrohung sehen können – direkt negativ auf die Durchsetzbarkeit jeglicher Klimaschutzmaßnahmen aus."

Weizsäcker hat selbst bereits vor 20 Jahren über eine Energie-Effizienz-Revolution nachgedacht, wie sie jetzt von der Internationalen Arbeitsgruppe Klimawandel der UN, IPCC, ins Spiel gebracht wird. Der Globalisierungskenner betonte, das inzwischen als zu lasch gescholtene Kyoto-Protokoll sei nur ein erster Schritt gewesen: "[Es] war das Einzige, was man 1997 überhaupt bekommen konnte. Es war auch der richtige Weg, dass die Industrieländer erstmal vorangehen mussten. Natürlich wird man jetzt auf Bali und danach in Kopenhagen effizientere Nachfolgeregelungen suchen und vor allem die Entwicklungsländer mit einbeziehen." Der hemmungslose Ressourcenverbrauch und dessen Verteidigung mit Waffengewalt berge die Gefahr, dass radikale und militante Antiwestler ihn als "die größte Frechheit und zugleich größte Schwäche" der westlichen Führungsmacht sehen könnten. "Klimapolitik ist letztlich auch aktive Friedenspolitik", sagte Weizsäcker.

Das ganze Interview in Technology Review online:

(bsc)