Online-Portale von Städten und Gemeinden ausbaufähig

Den neuen Wohnsitz online anmelden oder im Internet das Fundbüro aufsuchen – was in der einen Stadt möglich ist, ist in der anderen noch Zukunftsmusik. Eine Studie zeigt große Unterschiede im kommunalen E-Government auf.

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  • dpa

Die Vorteile der Internet-Nutzung in der öffentlichen Verwaltung werden von zahlreichen Kommunen nur unzureichend genutzt. Eine am Dienstag veröffentlichte Untersuchung der Unternehmensberatung McKinsey in 200 deutschen Städten und Gemeinden ergab erhebliche Unterschiede in der Qualität der für die Bürger bereitgestellten Online-Angebote, etwa um bestimmte Amtsgeschäfte am heimischen Computer zu erledigen. Dieses Ergebnis zeige, dass es beim sogenannten E-Government ein einheitliches und gemeinsames Vorgehen im Bund oder zumindest auf Landesebene geben müsse, erklärte McKinsey-Beraterin Katrin Suder.

Der im Internet gebotene Bürgerservice ist der Studie zufolge erwartungsgemäß in Großstädten umfangreicher als in kleineren Kommunen. Doch bei allen Gemeindegrößen gibt es einige Vorreiter im E-Government, ein mehr oder weniger breites Mittelfeld und etliche "Nachzügler". Von den Städten mit mehr als 100 000 Einwohnern erhielten Berlin, Hamburg, Nürnberg, Bonn und Düsseldorf die besten Noten. München, Köln, Frankfurt und Stuttgart schnitten bereits deutlich schwächer ab. Erheblicher Nachholbedarf wurde unter anderem für Bremen, Duisburg, Magdeburg, Potsdam und Darmstadt festgestellt.

Für die Studie wurde untersucht, inwieweit acht typische Vorgänge im Austausch zwischen Bürgern und Verwaltung online erledigt werden können. Dabei ging es unter anderem darum, einen neuen Wohnsitz anzumelden, einen Hund für die Steuer zu registrieren, eine Geburtsurkunde zu beantragen oder etwas im Fundbüro zu suchen. Als Vorreiter wurden nur 2,5 Prozent der Großstädte, 1,5 Prozent der mittelgroßen und 1,0 Prozent der kleinen Gemeinden eingestuft. Umgekehrt steigt der Anteil der Nachzügler mit abnehmender Größenklasse von 7,0 über 19,5 auf 42,0 Prozent. Nach Flächenländern betrachtet, schnitten die Gemeinden im Saarland, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg am besten ab. Schlusslichter sind Sachsen-Anhalt, Thüringen und ganz am Ende Mecklenburg-Vorpommern.

Zu den Ergebnissen der ohne einen externen Auftraggeber erstellten Studie sagte McKinsey-Berater Sebastian Muschter, es lohne sich für jede Kommune, ihre Website so nutzerfreundlich und optisch ansprechend wie möglich aufzubauen. Dabei müsse das Rad nicht immer wieder neu erfunden werden. So spreche nichts dagegen, gute und erfolgreiche Formate von anderen Kommunen zu übernehmen. Als weitere Möglichkeit verwies seine Kollegin Suder auch auf Social-Media-Angebote, die in einer Gemeinde alle Gruppen und Menschen verbinden könnten, "die konkret etwas bewirken möchten".

Auf neue Möglichkeiten digitaler Bürgerbeteiligung jenseits der gängigen Verwaltungsabläufe hoffen die Aktivisten der Open-Data-Bewegung, die einen freien Zugang zu öffentlichen Daten der Verwaltung anstreben. Muschter erklärte dazu der Nachrichtenagentur dpa: "Heute sitzen die Kommunen auf regelrechten "Datenschätzen", die bereits öffentlich sind – Katasterauszüge, Gewerbeanmeldungen, Auftragsvergaben, Umweltmesswerte, Bauanträge, Arbeitsmarktstatistiken, klassenweise Schulnoten und so weiter. Würden diese Angebote den Bürgern wieder elektronisch zur Verfügung gestellt, könnten die Bürger selbst innovative Verknüpfungen ziehen." (axk)